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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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recht?», sagte della Corbara. «So macht Ihr das doch? Nicht mit übertriebenen Gesten oder selig himmelwärts blickenden Gesichtern wie auf diesem Schund hier. Auf Euren Gemälden sagen uns die Augen alles, was wir wissen müssen.» Er starrte Caravaggio ins Gesicht. «Wenn
Ihr
ein Martyrium malt, denken Eure Heiligen zu viel. Sie sollten einfach nur leiden. Die Gefahr besteht darin, versteht Ihr, dass die Gläubigen in den Kirchen auch zu denken anfangen.»
    Der Priester trat ins Licht am Ende der Treppe. «Aber woran denken sie? Eure Heiligen im Moment ihres Todes?» Er blinzelte in die Sonne. «In del Montes Galerie habe ich auch einige Eurer frühen Gemälde gesehen. Die mit den gefickten Jungs. Anders als die Heiligen, die ihr Märtyrertum bezeugen, scheinen Eure Jünglinge aus einem ganz anderen Grund zu schreien. Ich kann mir vorstellen, dass den Herren der Johanniterritter solche Gemälde gefallen würden.»
    Caravaggio hatte so getan, als betrachtete er die Gemälde an der Wand. Sein Blick zuckte zum Inquisitor zurück.
Das ist die Falle.
    Das Lächeln des Inquisitors war matt und bedauernd. «Wie ich höre, sollt Ihr den heiligen Johannes malen, den Schutzpatron des Ritterordens.»
    «Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Ich soll den Großmeister malen.»
    Della Corbara strich sich über die Augenbrauen. «Die Kirchendoktrin verlangt Heiligenbilder, keine Porträts polternder, alter Soldaten – und das heißt, dass solche Gemälde als häretisch beurteilt werden könnten.»
    Caravaggios Kehle zog sich zusammen. In Rom hatte Baglione sein Missvergnügen in der Sprache der Kunstkritik versteckt.Das hatte zur Ablehnung von Caravaggios Gemälden geführt, aber keine Gefahr für seine Person heraufbeschworen. Jetzt interpretierte ein Inquisitor seine Kunst. «Häretisch? Warum?»
    «Sobald Ihr den Heiligen malt, seid Ihr in meiner Hand. Es wäre ein Leichtes für mich zu beweisen, dass Euer Porträt die Richtlinien des Konzils von Trient verletzt. Ich habe Euch noch andere Fragen zu stellen – über die Sitten der Ritter und ihrer Anführer. Wenn ich mich mit meiner Missbilligung Eurer Kunst zurückhalten soll, erwarte ich Antworten auf diese Fragen.»
    Caravaggio ergriff schaudernd Besorgnis um Wignacourt und Martelli. Und um sich selbst.
Wenn die Ritter glauben, dass ich ein Spitzel der Inquisition bin
, dachte er,
kostet mich das den Kopf.
Della Corbara nickte, als könnte er auf Caravaggios Gesicht einen Anflug von
Qual
ausmachen.
    «Das Heilige Officium würde viel darum geben, wenn es mehr … Herrschaft über die Ritter hätte – um ihre Unabhängigkeit einzuschränken. Es ist ein weltlicher Orden.» Der Inquisitor stieg die breite Treppe bis zum ersten Absatz hinunter.
    Caravaggio folgte ihm unsicher und lehnte sich gegen das glatte geschnitzte Geländer.
    «Natürlich soll das nicht zu Eurem Schaden sein, abgesehen davon, dass Ihr so dem Feuer der Häresie entgeht. Ihr müsst wissen, dass ich dem Vorsitzenden des Heiligen Officiums der Inquisition direkt Bericht erstatte», sagte della Corbara. «Dem Kardinalnepoten Scipione.»
    Caravaggio kam sich vor wie ein Schaf, das einem Wolf in die Fänge getrieben wird. Hatte ihn Scipione deshalb nach Malta geschickt? Um im Ritterorden einen Spion zu installieren?
    «Wir alle hängen zwischen der Bestie und den Engeln, Maestro Caravaggio.» Der Inquisitor ergriff seine Hand und führte ihn die letzte Treppe hinab. «Es ist meine Aufgabe, diejenigenzu erheben, die zu tief fallen. Wenn ich etwas von Euch verlange, so geschieht das nur, damit ich die Seelen derjenigen, die Böses getan haben, retten kann. Der Dichter Dante hat uns gezeigt, dass Gottes Gerechtigkeit vollkommen ist. Es nützt nichts, schrieb er, ein Mensch reinen Herzens zu sein, der manchmal sündigt. Ein Sünder bleibt ein Sünder, auf ewig ins Inferno verdammt, egal, was er sonst Gutes tut.»
    Caravaggio stolperte. Der Inquisitor hielt ihn am Arm fest. Er war erstaunlich kräftig, und er lächelte, weil er sah, dass der Maler es bemerkte.
    «Unsere Nähe zur Bestie verlangt jedoch, dass die Inquisition grundsätzlich Schuld unterstellt. Ich untersuche das, und wenn die Untersuchung kein Resultat erbringt, foltere ich den Angeklagten so lange, bis er schreit: ‹Ich bin schuldig.› Dann wird die Schuldunterstellung fallen gelassen.»
    «Nur bei einem Schuldgeständnis?»
    «Nun ja, niemand ist unschuldig.» Der Priester drückte seinen Arm, als sie den Fuß der Treppe erreichten. «Wenn Ihr

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