Mit Chic Charme und Chanel
im Smokingstil neben eine mit Pailletten. Bei meinem Anblick fiel ihr Gesicht zusammen.
»Das Leder gefällt mir.«
»Du siehst aus wie eine lebende Leiche, was ist passiert?«, fragte sie, ließ beide Jacken zu Boden fallen und packte mich an den Schultern. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Danke«, hauchte ich. Ich musste noch immer gegen meine Übelkeit ankämpfen. »Ich habe gerade mit Mary gesprochen.«
»So schlimm?« Jenny zuckte zusammen. »Du musst ihnen die Wahrheit sagen, Angie.«
»Wer würde mir die abnehmen? Mal im Ernst?« Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich werde das schon hinkriegen, keine Sorge. Wir treffen uns zum Abendessen.«
»Ja, sicher«, willigte Jenny ein und hob die Jacken wieder auf. »Wohin gehst du?«
»Ich treffe mich mit James«, sagte ich.
Jenny starrte mich an. »Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Gib mir das verflixte Telefon. Ich werde jetzt sofort deine Redakteurin anrufen. Nein, ich rufe Erin an, sie ist in der PR-Abteilung und kann mit allen gut. Sie wird wissen, was zu tun ist.«
»Jenny, bitte lass das. Gib mir einfach noch diesen Tag, um alles auf die Reihe zu bekommen. Lass es mich bitte versuchen. Wenn es nicht klappt, machen wir es auf deine Weise.« Und auf Marys Weise und James’ Weise und die von allen anderen außer meiner, sagte ich mir.
Jenny zog eine Schnute und war nicht im geringsten überzeugt.
»Du musst dich jetzt um Tessa kümmern«, erinnerte ich sie.
»Wer kümmert sich um mich – und warum?«, fragte ein dünnes Stimmchen hinter mir. Ich drehte mich um und sah Tessa DiArmo in dem goldenen Paillettenkleid, das Jenny ausgesucht hatte, dazu trug sie klobige Lederschuhe mit Absätzen und eine mit Nieten besetzte Manschette. Sie sah umwerfend aus.
»Wow.« Ich war verdutzt. Ihre Beine schienen gar kein Ende zu nehmen, und das Gold unterstrich die Strähnchen in ihrem Haar, die ich zuvor gar nicht gesehen hatte. »Du siehst unglaublich toll aus,Tessa.«
»Zieh das an«, sagte Jenny und reichte ihr die Lederjacke. »Dadurch bekommen die Pailletten eine lässigere Note.«
»Mir gefällt das«, sagte Tessa und drehte sich im Kreis, sodass die Pailletten im Sonnenlicht tanzten. »Das werde ich auf jeden Fall heute Abend tragen.«
»Fantastisch.« Jennys Gesicht strahlte. Ich hatte sie nicht mehr so glücklich gesehen, seit Ryan Phillippe vergangenen Oktober in The Union eingecheckt hatte und sie ihm »versehentlich« seinen nicht angeforderten Willkommenskorb auf sein Zimmer gebracht hatte, während er unter der Dusche stand.
»Jetzt probier mal das von Léger an.«
»Für Léger bin ich zu dünn«, jammerte Tessa und kehrte in den winzigen Raum zurück. »Da sehe ich aus wie ein Zahnstocher.«
»Deshalb probierst du auch das im Bustier-Stil an, das täuscht Kurven vor«, rief Jenny durch die Tür. »Kein Schmuck und dazu die Riemchen-Louboutins. Oh, und probier die Lederjacke auch dazu an.«
»Du machst das wirklich gut, Jenny«, sagte ich und überraschte sie mit einer Umarmung. »Sie sieht umwerfend aus.«
»Ich weiß.« Sie errötete und drückte mich. »Und es macht unglaublich Spaß. Ich kaufe auf die Kreditkarte von jemand anderem ein, sag ihnen, was sie tun sollen, und sie hören mir zu und bezahlen mich sogar dafür. Ich glaube, das nennt man ›seinen Traum leben‹.«
»Juhu.« Ich spürte das Vibrieren meines Telefons in meiner Tasche. Offenbar war der Wagen da. »Hör zu, ich muss los. Amüsier dich, ich ruf’ dich später an.«
»Denk dran, ich bin nicht glücklich darüber«, rief sie mir nach, als ich mich auf den Weg machte. »Du sagst diesem Kerl, dass ich ihm seinen Hintern versohlen werde, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.«
James hatte offenbar beschlossen, dass es nicht sicher war, mit mir im Wagen zu fahren, und seinen Fahrer allein losgeschickt. Ich fragte mich, was er wohl schon alles gesehen haben mochte, was er alles wusste. James bezahlte ihm sicherlich ein Vermögen dafür, dass er den Mund hielt. Das, oder er war wirklich ein anständiger Mensch. Mann, die Tatsache, dass ich erst in zweiter Linie an ihn als guten Menschen dachte, gefiel mir gar nicht.
Wir fuhren etwa zehn Minuten lang schweigend Richtung Süden, ehe wir an einem Ort anhielten, der wie ein Park aussah. Ein Park mit einem computeranimierten Mammut, das in einem Tümpel aus stinkendem schwarzem Schlamm versank.
»Hier?«, fragte ich den Fahrer und versuchte James und Blake ausfindig zu machen. Und da waren sie auch, saßen auf
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