Mit Chic Charme und Chanel
auf mein Zimmer zu finden, er hat mich geküsst, und danach habe ich nichts mehr mitbekommen. Ich kann mich erst wieder daran erinnern, dass er neben mir gelegen hat, als ich wach geworden bin, und da bin ich durchgedreht, und das war es auch schon. Was wirklich passiert ist, habe ich erst gestern Abend herausgefunden. Nämlich nichts. Überhaupt nichts. Es war so doof. Ich war so doof.«
»Und du wolltest es mir nicht erzählen?«, hakte er nach.
»Ich wusste doch gar nicht, was es zu erzählen gab.« Ich blickte auf, aber Alex saß auf seine Ellbogen gestützt da und starrte aufs Meer hinaus. Seine Nase war hellrosa.
»Okay, ich wollte es dir nicht erzählen.«
»Auch nicht, wenn du davon ausgegangen wärst, mit ihm geschlafen zu haben?«
Gab es darauf eine richtige Antwort?
»Zu Hause hätte ich es dir wohl erzählt. Aber als sich herausgestellt hat, dass gar nichts passiert war, nein, ich glaube nicht, dass ich was erzählt hätte.«
Er regte sich nicht, er sprach nicht.
»Ich habe keinen Sinn darin gesehen, die Dinge schlimmer zu machen, als sie waren. Es war nichts passiert, und da dachte ich, weshalb sollte ich dir grundlos wehtun?«
Nach einer gefühlten Ewigkeit atmete er aus und nickte. »Klingt vernünftig.«
»Und der Rest ist doch auch geklärt?« Nachdem ich vor lauter Angst den ganzen Tag vermieden hatte, Blickkontakt
zu ihm aufzunehmen, wünschte ich mir jetzt nichts sehnlicher, als dass er mich ansah. »Die blöden Fotos im Internet.«
»Hast du an jenem Abend, als du bei James im Hotelzimmer warst, gewusst, dass er schwul ist?«, fragte er.
Hatte er nicht gesagt »du brauchst mir gar nichts zu erklären«, galt das jetzt nicht mehr?
»Nein, aber da ist nichts gelaufen«, sagte ich. Das war nicht gelogen. Es war tatsächlich nichts vorgefallen.
»Ich will wirklich nicht den Eindruck erwecken, paranoid zu sein, aber ich habe es etwas seltsam gefunden, dass du mich um vier Uhr morgens angerufen hast, um mir wenige Stunden, bevor die Fotos von dir und James erschienen sind, zu sagen, dass du mich liebst.« Er wandte mir sein Gesicht zu und nahm seine Ray Ban ab. »Warum liebst du mich, Angela?«
Blödmann. Dreht den Spieß einfach um. »Warum ich dich liebe?«
»›Ich liebe dich ‹zu sagen ist ganz einfach, zu erklären, warum, viel schwerer«, sagte er. »Wie du weißt.«
»Ja, gut.« Ich schloss wieder meine Augen. So verdammt einfach war’s nun auch wieder nicht, sonst hätte ich es ihm schon vor Wochen gesagt, und wir müssten jetzt nicht dieses Gespräch führen. Warum war das so kompliziert? Ständig erzählte ich anderen Leuten, warum ich ihn liebte.
»Ich liebe dich, weil du für mich immer ein T-Shirt unter deinem Kissen liegen hast, auch wenn du nicht weißt, ob ich bei dir übernachte. Ich liebe dich, weil du weißt, dass ich morgens Zucker in meinem Tee haben möchte, aber nicht abends, und weil du immer so tust, als hättest du vergessen, dass ich bei Starbucks die Magermilchschokolade trinke, weil du genau weißt, dass ich der vollfetten den Vorzug gebe, mich aber nicht traue, sie zu bestellen, weil das Mädchen hinter der Theke mich womöglich für zu dick hält.«
Auf Alex’ Gesicht breitete sich langsam ein Lächeln aus.
Ich redete weiter. »Ich liebe dich, weil ich Schmetterlinge im Bauch fühle, wenn ich aus der Subway komme und dich im Coffeeshop bei dir um die Ecke sehe oder wenn ich nach Hause komme und du im Lebensmittelladen stehst und für mich Lucky Charms kaufst. Oder wenn ich an deiner Tür klopfe, denn dann spüre ich, kurz bevor du aufmachst, wie sie in mir zu flattern anfangen. Und wenn ich aufwache, suche ich nach dir, auch wenn du nicht da bist. Als ginge mein Gehirn davon aus, dass du immer da sein solltest, und als wäre Aufwachen mit dir die Standardeinstellung.« Ich ahmte seine Haltung nach und lehnte mich ebenfalls zurück auf die Ellbogen. Mist, der Sand war immer noch heiß. »Ist das okay? Habe ich bestanden?«
Er beugte sich vor und küsste mich sanft auf die Lippen. Seine Haut ruhte warm auf meiner, und lange Zeit sagte keiner etwas.
»Ich wollte dich nicht auf die Probe stellen«, sagte er und wich ein wenig zurück. »Es war ein Test für mich. Ich wollte nicht, dass du dich elend fühlst, wollte nie zu den Blödmännern gehören, die ihren Freundinnen nicht vertrauen, aber, da gibt es keine Entschuldigung, ich bin offenbar noch nicht über die Geschichte mit meiner Ex hinweg. Aber du bist nicht meine Ex. Das weiß ich. Ich
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