Mit Chic Charme und Chanel
dir doch gesagt«, erwiderte ich und war dankbar, dass die Sonne noch immer durchs Fenster schien. Dank der für diese Jahreszeit ungewohnten Wärme fühlte ich mich nicht mehr ganz so schlecht, dass ich nicht bei Louisa in New York war. Dieses Jahr würde ich jedenfalls nicht zur Besten Freundin der Welt gekürt werden. »Aber mach dir
nichts draus. Bleib einfach in den Geschäften und fahre immer Taxi. Ganz im Ernst, schröpf Tims Spesenkonto so weit wie menschenmöglich.«
»Was für Spesen? Er kann derzeit keinen Penny ausgeben. Wir wohnen immerhin im Hilton«, seufzte sie. »Vermutlich sollte ich froh und erleichtert sein, dass er überhaupt noch einen Job hat. Übrigens, ich muss jetzt unter die Dusche, mich ekelt vor mir.«
»Das kann gar nicht sein.« Ich kannte Louisa gar nicht anders als perfekt, egal, ob nach einem Acht-Stunden-Flug oder sonstigen Widrigkeiten. »Aber ich muss jetzt wirklich was arbeiten. Ruf mich später wieder an.«
Ich beendete das Gespräch und war erleichtert, dass es nicht um Mark ging. Wäre ich dort gewesen, hätte sich das sicher nicht vermeiden lassen. Es war das erste Gesetz der Trennung – wenn man sich das erste Mal mit Leuten traf, egal, wie lang es schon her war, dass man Schluss gemacht hatte, und egal, was in der Zwischenzeit alles passiert war, sie wollten das ganze Ereignis noch einmal aufbereiten. Erkundigte ich mich nicht nach ihm, gingen sie mit Sicherheit davon aus, dass ich das zwar gerne tun würde, aber noch nicht genügend Abstand dazu hatte. Sprachen sie mich nicht auf die Trennung an, dann konnte ich davon ausgehen, dass sie unbedingt was loswerden wollten, irgendeinen Tratsch, damit ich mich »ein wenig besser« fühlte, dabei wollte ich es gar nicht hören. Aber fragen würde ich, schließlich war ich ein Mädchen, sprich: Masochistin.
Ich nahm mein Telefon und wählte Alex’ Nummer. Es läutete ein paar Mal, sprang dann aber auf seinen Anrufbeantworter um, der vorschlug, lieber keine Nachricht zu hinterlassen, weil er beim Überprüfen seiner Nachrichten sehr nachlässig sei, und empfahl, bald wieder anzurufen. Ich legte auf und starrte das Telefon einen Moment an. Er ging
also nicht dran, gut, ich würde es später noch mal versuchen. Am besten beschäftigte ich mich noch für eine Stunde oder so. Und blieb wach. Mit Blick auf meinen Laptop fand ich mich damit ab, doch noch etwas zu arbeiten, so verrückt diese Idee auch war. Es konnte nicht schaden, Mary meine Ernsthaftigkeit unter Beweis zu stellen, zumal ich mich ihr gegenüber anfangs so lächerlich undankbar gezeigt hatte, als sie mir das Interview anbot. Ich loggte mich auf meinem TheLook.com Account ein, und keine Sekunde später legte ich los.
Angelas Abenteuer:
Ein Hurra auf Hollywood
Jetzt bin ich also hier in L.A. Ist das zu fassen? Was bin ich doch für eine Jetsetterin.
Allerdings eine Jetsetterin, die sich abgefüllt mit zwei Mojitos und ohne Abendessen in ihrem Hotelzimmer versteckt. Keine gute Idee, falls ihr es wissen wollt. Aber zu den erfreulicheren Neuigkeiten gehört, dass ich in einem umwerfenden Hotel voll umwerfender Leute wohne, draußen zum ersten Mal seit ichweiß-nicht-wann ein umwerfender Sonnenschein auf mich herunterbrennt, den ich gar nicht genug empfehlen kann. Nicht empfehlen würde ich allerdings, zum ersten Mal nach einer Ewigkeit wieder einen Bikini anzuziehen – eine grausame und außergewöhnliche Strafe. Aber es zügelt meinen Appetit …
Nun, ich hoffe, ihr habt ein tolles Wochenende. Ich wollte nur mal kurz vorbeischauen und euch wissen lassen, dass ich während meiner Zeit hier in L. A. an einem höchst aufregenden Projekt arbeite. Ich fliege ja nicht einfach zu meinem Privatvergnügen auf die Schnelle mal nach Hollywood, wie ihr wisst, nehme ich das alles euch zuliebe auf mich, aber morgen mehr darüber. Jetzt werde ich erst mal die Klimaanlage einschalten, mich in mein riesiges
Hotelbett fallen lassen und vor meinem großen Tag zeitig schlafen gehen.
Ich? Selbstgefällig? Niemals …
Ich drückte auf Senden und warf mich dann aufs Bett. Schon allein die kleine Anspielung auf das Interview machte die Sache realer für mich. Als ich die Fernbedienung in die Hand nahm, beschloss ich, ein wenig über James Jacobs zu recherchieren. Vielleicht war mein Ansatz, »die Sache ohne vorgefasste Meinung anzugehen«, doch nicht der beste. Wenn er sich nun als absolute Diva erwies und sich weigerte, mit mir zu reden, weil ich keinen einzigen seiner Filme
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