Mit Chic Charme und Chanel
gegessen.
Alles, was auf der Speisekarte stand, hörte sich köstlich an, aber mir war der Appetit vergangen. In nur wenigen Minuten würde ich den James Jacobs treffen. Wer brauchte schon Zimtpfannkuchen und Bananenscheiben, wenn man einen Sexgott von einem Meter dreiundneunzig zum Frühstück erwartete? Wenn er überhaupt kam. Ich war drei Minuten vor der Zeit da gewesen, er hatte jetzt schon sieben Minuten Verspätung. Ich holte meinen neu erworbenen BlackBerry heraus und spielte das »Ich warte auf jemanden«-Spiel, sodass alle es sehen konnten. Ich scrollte die Nachrichten durch in der Hoffnung, eine von Alex vorzufinden. Er hatte mich nicht zurückgerufen. Wie spät war es jetzt in New York, zwei Uhr nachmittags? Das ging gar nicht. Sollte er sich inzwischen nicht nach mir verzehren? Ich tippte eine Textnachricht ein, löschte sie, tippte eine andere, löschte diese auch
und entschied mich dann für die perfekte frisch-fröhliche »Ich vermiss dich«-Nachricht.
Hey du, bin zum Frühstück im Toast, lecker.Vermisse dich A. x
Ich schaute skeptisch auf das Icon für Absenden. Ich war doch nicht grundlos Autorin. Worte waren mein Werkzeug. Ein Werkzeug, das ich nicht zum Einsatz bringen würde, wenn mein Promi nicht bald auftauchte. Ich knabberte an einem Stück Brot, das mein mich zunehmend misstrauisch betrachtendes Türmädchen vor mich hingestellt hatte, und ließ bei drei Tassen Kaffee weitere vierzig Minuten mitleidiger Blicke über mich ergehen, begleitet von Getuschel, das nicht zu überhören war, bis endlich mein Telefon läutete.
»Hallo?« Ohne zu zögern, nahm ich das Gespräch mit der mir unbekannten Nummer an.
»Hallo, Angela? Hier ist Blake, James Jacobs’ Assistent?«
»Oh, hi, ich sitze im Toast, bin ich womöglich im falschen …«, begann ich.
»Ah, James kommt wohl nicht? Sein Flug hat Verspätung, und er schafft es nicht?«, fuhr Blake fort.
»Ich – fragen Sie mich das, oder teilen Sie mir das mit?« Ich war ein wenig durcheinander, denn Blakes Sätze endeten alle mit einem Fragezeichen.
»Es tut ihm unendlich leid, wir werden Sie später anrufen und Ihnen eine neue Adresse für das Interview durchgeben? Bye.« Und legte auf.
Das Türmädchen stürzte sich wie ein Falke auf mich. »James kommt wohl nicht?«
»Ah, er schafft es nicht.« Dabei winkte ich locker ab, als würde ich von Filmstars so oft versetzt, dass ich es schon kaum mehr wahrnahm.
»Dann nur die Rechnung?« Sie hatte das Stück Papier bereits in der Hand, und es war ihr anzusehen, dass es sie in
den Fingern juckte, sie mir hinzuknallen und meinen Tisch mit einem am Salatblatt nagenden Lauren-Conrad-Double zu besetzen.
»Nur die Rechnung.« Ich nickte. Verdammte Filmstars. Ich hätte mir die Pfannkuchen bestellen sollen.
Vier
»Ich glaub’ es nicht, da taucht dieses Arschloch einfach nicht auf«, sagte Jenny, als wir die West Third Street in dem lächerlichen roten Mustang-Cabrio entlangbrausten, von dem ich ihr dringend abgeraten hatte, das ich jetzt aber insgeheim doch ganz toll fand. Jennys Fahrerei fand ich allerdings überhaupt nicht toll. Sie hatte endlich zugegeben, dass sie seit ihrer letzten Exkursion nach L.A. vor Jahren nicht mehr hinterm Steuer gesessen hatte, und das merkte man auch. Als wäre Autofahren in L.A. nicht ohnehin schon beängstigend genug.
»Ich habe Mary angerufen, aber offenbar hat es nichts zu bedeuten«, sagte ich und klammerte mich an meinen Anschnallgurt. »Offensichtlich sind die Terminpläne von Berühmtheiten ›variabel‹. Ich werde ihn später treffen.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass James Jacobs so unprofessionell ist. Das bricht mir fast das Herz.« Jenny bog rasant ab und überfuhr eine rote Ampelschaltung. Egal, wie oft sie mir versicherte, dass es erlaubt war, an einer roten Ampel abzubiegen, ich schloss trotzdem jedes Mal die Augen.
»Ich glaube, da hilft nur eine Einzelhandelstherapie, meine Süße, und ich bin die Dr. Laura dieser Therapie. Ich bringe dich zu den besten Einkaufsmöglichkeiten in L.A.«
»Er wird sicherlich seine Gründe haben, aber da du es mir anbietest«, sagte ich und stellte mir einen Sturm auf den Rodeo Drive im Stil von Pretty Woman vor und sah mich bereits mit steifen Papiertragetaschen beladen.
»Lass uns einkaufen gehen. Zeig mir was Todschickes, Jenny Lopez.«
»Okay, da wären wir«, verkündete sie und bog in ein unterirdisches Parkhaus ein.
»Aber wir haben doch eben erst das Café verlassen.« Ich war verwirrt.Wir
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