Mit Chic Charme und Chanel
gesehen hatte? Es schadete sicher nicht, mir einen Film anzusehen. Ich grapschte mir eine Zehn-Dollar-Tüte M&Ms und mixte mir für dreiundzwanzig Dollar Wodka mit Cola. Ein Drink mehr konnte doch wohl nicht schaden, oder?
»Der umwerfend gut aussehende und supertalentierte James Jacobs …«, sagte ich zu meinem Spiegelbild und ließ mich dann nach hinten auf das unheimlich bequeme Bett mit der Pillow-Top-Matratze fallen, die mit demselben weichen Bettzeug bezogen war, das ich, zugegeben ein wenig illegal, jede Nacht genoss. Ich zappte mich durch das Menü der Wunschfilme und fand schließlich den Kasinofilm, den Jenny erwähnt hatte. Wenn ich nach dem halben Film einschlief, konnte sie mir wenigstens die Teile nachliefern, die ich verpasst hatte.
Aber ich schlief nicht ein. Ich setzte mich aufrecht hin und glotzte den Bildschirm an, wobei ich mit der einen Hand das Deckbett an mich drückte und zwei Stunden lang mit der anderen systematisch M&Ms in meinen Mund schob. Ich war mir nicht sicher, ob es am Wodka lag oder weil Alex nicht ans Telefon gegangen war oder am vielen nackten Fleisch, das am Pool zur Schau gestellt worden war, jedenfalls hatte ich mich
am Ende des Films ernsthaft in James Jacobs verknallt, was nicht gesund sein konnte.
Und gestützt auf die drei Säulen der journalistischen Integrität – IMDb, E! online und Perez Hilton – erfuhr ich anschließend alles, was man über ihn wissen musste: Schauspielschule, die Royal Academy of Dramatic Art, kleine Rollen in diversen Soaps und dann der große Durchbruch in Hollywood. Außerdem seine Hobbys: talentierter Maler, begeisterter Wanderer und o ja, ein Mann, der die Frauen liebte. Jede Menge. Bei einer Bildersuche bei Google öffneten sich aus den letzten drei Jahren dutzendweise Fotos von einem unglaublich schönen jungen Mann in verschiedenen Stadien der Trunkenheit, mal mehr, mal weniger bekleidet. Mit Lindsay, wie er aus einem Club taumelt, beim Lunch mit Scarlett, beim Herumalbern am Strand mit Paris und sogar beim Opernbesuch mit Natalie. Ich klickte eine Aufnahme vom roten Teppich an und vergrößerte das Bild. Wow, er wusste, wie man einen Smoking zur Geltung brachte. Und wie es aussah, offenbar auch einen BH-Träger.
»Angie?«
Ein beängstigend lautes Zischen durch die Verbindungstür schreckte mich auf.
»Bist du wach, Angie?«
»Ja, Jenny«, sagte ich und schleppte mich aus dem Bett und hinüber zur Tür, die unsere Räume trennte. Ich öffnete sie und sah Jenny mir zu Füßen fallen. »Lustigen Abend gehabt?«
»Ich habe vergessen, die Klimaanlage in meinem Zimmer anzulassen, kann ich bei dir schlafen?«, fragte sie, kroch herüber zum Bett und kletterte hinein.
»Ja.« Ich rieb mir das Gesicht und seufzte lächelnd. »Lass mir aber meine Seite.« Ich schubste ihren bikinibekleideten Körper auf die andere Seite des Betts, aber sie schlief bereits.
Ich hatte mir fest vorgenommen, zeitig aufzuwachen, um eine Runde zu schwimmen und mich ein wenig umzusehen, ehe ich aufbrach, um Mr. Jacobs zu treffen, aber das war, bevor Jenny beschloss, in mein Zimmer zu platzen und mein ganzes Bett in Beschlag zu nehmen. Nachdem ich sie in zwei Stunden siebzehn Mal auf ihre Seite zurückgerollt hatte, stieg ich aus dem Bett und schlug meine Zelte auf der Chaiselongue auf, von wo aus ich mir, gebannt von seinem überaus hübschen Gesicht, Clips von James Jacobs aufYouTube ansah. Und nachdem ich gegen drei Uhr morgens eingeschlafen war, wachte ich mit einem an meinem Gesicht klebenden Kissen um zehn Uhr auf. Eine Stunde vor meinem Treffen mit James Jacobs. Dem James Jacobs. Mist.
Meine Panik hielt genau eine Sekunde lang an, dann schüttelte ich Jenny wach, um ihre Dienste als meine persönliche Stylistin in Anspruch zu nehmen. Während sie sich, ärgerlicherweise ohne sichtbaren Kater, aus dem Bett wälzte und in ihrem Schrank verschwand, mühte ich mich im Badezimmer ab. Irgendwie schaffte ich es, binnen dreißig Minuten aus dem Hotel zu sein. Bekleidet mit Jennys jadegrünem T-Shirt-kleid von Velvet, hübschen braunen Ledersandalen und einem passenden breiten Ledergürtel. Mit drei Spritzern Trockenshampoo an den Haarwurzeln und dem Zugeständnis, mich im Taxi um mein Make-up kümmern zu dürfen – ich hatte es wirklich weit gebracht seit der Zeit, als Jenny mich nur nach einer Komplettverschönerung aus unserer Wohnung ließ.
»Viel Glück, meine Süße«, sagte Jenny und öffnete die Tür des Taxis für mich und gab mir einen Kuss auf die
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