Mit Chic Charme und Chanel
Großeltern haben in Sheffield gelebt, ich habe dort jahrelang meine Sommerferien verbracht. Ihr Akzent ist mir aufgefallen, aber ich konnte ihn nicht ganz zuordnen.«
»Was hatten Sie erwartet? An der RADA ist man nicht gerade begeistert, wenn man knödelig spricht«, sagte er und bewarf mich mit Sand.
»Und wo ist Ihr Yorkshire-Akzent?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich von dort stamme, ich habe nur viel Zeit als Kind auf dem Fußboden von Redgates Spielzeugladen verbracht, wenn ich wieder mal einen Tobsuchtsanfall hatte«, sagte ich. »Das sind glückliche Erinnerungen.«
»Ah, Redgates. Alle meine Star-Wars -Figuren habe ich von dort. Auf diese Weise ist mir auch klar geworden, dass ich Schauspieler werden möchte, ich wollte auch so eine kleine Plastikfigur von mir haben, eine wie meinen Luke Skywalker.« Er errichtete zwischen uns einen kleinen Sandkegel und drückte ihn dann mit seiner flachen Hand wieder platt. »Ich dachte, es gibt von allen so eine Figur, wissen Sie. Aber als meine Mutter mir sagte, dass man sie nur von Leuten machte, die in Filmen zu sehen sind, beschloss ich, dass ich dorthin wollte. Ich musste auch zum Film. Mein Gott, ich habe schon jahrelang nicht mehr an Redgates gedacht. Meine Mama hat mich zum Geburtstag immer dorthin mitgenommen, danach sind wir dann ins Wimpy auf The Moor. Ist das nicht verrückt?«
»Verrückt«, stimmte ich ihm zu. »Wer hätte das gedacht: James Jacobs, der gefeierte Hollywoodstar, geboren und aufgewachsen in Yorkshire.«
»Nun, damals war er noch nicht James Jacobs«, meinte James grinsend. »Nur schlicht und einfach Jim.«
»Jim?« Ich verkniff mir ein Lachen, »Jim Jacobs?«
»Was haben Sie für ein Problem mit Jim? Mein Papa ist Schotte.«
»Gar keins, mir ist nur klar geworden, warum Sie ihn geändert haben«, sagte ich und fasste mich wieder. »Dass die Leute über einen Sexy Jim oder einen Tollen Jim sprechen, kommt eher selten vor, nicht wahr?«
»Wohl eher nicht«, meinte er und lachte über etwas, was er
mit mir sicherlich nicht teilen wollte. »Dann schon der Alte Jim oder der Perverse Jim.«
»Oder der Fette Jim«, ergänzte ich.
»Haben Sie mich gerade fett genannt?« Er rempelte mich an, sodass ich das Gleichgewicht verlor und nach hinten in den heißen Sand kippte.
»Nein«, sagte ich und versuchte nicht zu zählen, wie oft er schon meine Unterhose gesehen hatte. »Ich nannte Sie Fetter Jim.«
»Wissen Sie was, fett oder nicht, wenn ich nur an einen Wimpy denke, bekomme ich schon Hunger«, sagte er, zog mich hoch und hinter sich her. »Lassen Sie uns was zu essen holen.«
Ich nickte und folgte ihm und versuchte mich nicht von seinem Jeanshintern ablenken zu lassen, als wir über den Sand schlenderten. Er sah aus wie eine wandelnde und sprechende Levi’s-Anzeige. Seine prägenden Jahre konnte er nur in einem Katalog von Abercrombie & Fitch verbracht haben.
»Wann haben Sie Sheffield den Rücken gekehrt?«
»Mit achtzehn. Ich ging nach London, um Schauspielunterricht zu nehmen, und kehrte nie zurück«, sagte er und löste bei seinem Wagen den Alarm aus. »Meine Eltern zogen weg, und für einen Schauspieler gab es da oben nicht viele Möglichkeiten. Naja, es gab Pantomime im Crucible, aber das kann man auch vergessen.«
»Pantomime?«
»Ich sage doch, das kann man vergessen«, wiederholte er ernst. »Es ist schon komisch, dass die Leute nicht wissen, woher ich komme. Meinen Durchbruch hatte ich hier, und deshalb gehen alle davon aus, dass ich aus London komme.Werden Sie mich als Nordlicht outen?«
»Darf ich das denn?«, fragte ich in der Hoffnung, wenigstens etwas schreiben zu können.
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, erwiderte er. »Sie dürfen es erwähnen, wenn Sie das Wort Pantomime nicht mit mir in Verbindung bringen – niemals.«
Ich dachte darüber nach. »Hm, na ja …«
»Angela …« Es war mehr eine Warnung als alles andere, aber es gefiel mir, ihn meinen Namen sagen zu hören. »Ist ja gut.«
Als wir wieder auf dem Parkplatz waren, sagte mir ein Blick auf mein Telefon, dass ich mehrere Anrufe von Jenny verpasst hatte. Ich biss mir auf die Lippe. Offenbar hatte mein Telefon die ganze Zeit über gesummt, während wir im Sand saßen, ohne dass ich auch nur auf die Idee gekommen wäre nachzuschauen.
»Der Freund?«, fragte James und schielte erst auf mein Telefon, dann auf meinen etwas angespannten Gesichtsausdruck. »Wenn Sie ihn anrufen müssen, kann ich mich gut eine Minute allein
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