Mit Chic Charme und Chanel
die, von allen in der Bar dabei beobachtet zu werden, wie ich mich nass machte. Ich sah mich rasch um, bevor ich die Türklinke packte und mich mit meiner Hüfte gegen die Tür warf. Zum ersten Mal, seit ich die Bar Marmont betreten hatte, dankte ich dem Herrn für meine Größe achtunddreißig.
Die Tür gab viel leichter nach, als ich erwartet hatte, und ich taumelte mit der Rückseite voran hinein und verlor mein Gleichgewicht. Ich schloss meine Augen und streckte meine Hände aus, um mir ein weiteres Mal mit dem Gesicht voran auf einem Toilettenboden zu ersparen, aber anstatt gegen eine Wand zu stoßen, spürte ich was Warmes. Menschliches.
»Was verdammt machst du da?«, herrschte mich eine barsche Stimme an, als ich mich umdrehte und dabei mit meinem Auge voll gegen die Türklinke knallte.
»Omeingottestutmirsoleid«, quiekte ich und versuchte einen Rückzieher, aber meine blöden Absätze ließen das nicht schnell genug zu. Mein Auge pochte, als ich nach dem Griff tastete, aber die Tür saß wieder fest. Ich wollte nur noch raus da.
»Angela?«
Ich erstarrte auf der Stelle und fragte mich, ob ich noch eine Chance hatte, mich rechtzeitig aus der Affäre zu ziehen. Natürlich war es kein Fremder, dem ich gerade eine heiße Nummer auf der Toilette vermasselt hatte, das wäre auch zu einfach gewesen. Natürlich war es James. Und natürlich würde jetzt jeder denken, ich sei hereingeplatzt, um mitzumachen. Aber wenn er nicht mit mir hier drin war, wen zum Teufel hatte er dann gegen die Wand gedrückt?
»O Scheiße.«
Ich schlug langsam meine Augen auf. Vor James stand ein sehr verwirrt wirkender Blake, die Hände in dessen braunen Locken, denselben Locken, die ich selbst noch vor Minuten um meine Finger gewickelt hatte. Und während es James gelungen war, mir beim Kuss nicht die Haut mit seinen Bartstoppeln zu reizen, war Blake offenbar nicht so talentiert. Die glatte, gebräunte Haut um James’ Mund war rot und wund, seine Augen groß und dunkel.
»I-ich muss pinkeln«, sagte ich verdattert. Wortlos ließ Blake seine Arme fallen. Er schaute von mir zu James und dann wieder zurück, ehe er mich beiseite schob (das heißt, mich mehr oder weniger an der Wand platt drückte) und dann die Toilettentür aufriss.
»Ich kann es dir erklären, Angela«, sagte James leise, »es ist nicht das, wonach es aussieht.«
»Ich muss wirklich pinkeln«, sagte ich und starrte zu Boden.
»Gut, in Ordnung.« James wischte sich hastig den Mund ab. »Ich habe, äh, das Taxi für dich bestellt. Und ich werde draußen warten. Ich sollte dir das erklären. Ich möchte es erklären. Ich werde draußen warten.«
Er schloss hinter sich vorsichtig die Tür, doch ich war wie erstarrt. Als hätte es noch eines Beweises bedurft, dass Jenny recht hatte. Ich war wirklich blöd, was Jungs betraf.
Endlich riss ich mich aus meiner Trance, pinkelte und wusch meine Hände, aber ich wollte wirklich nicht mehr zurück in die Bar. Was sollte ich auch sagen? Was würde James sagen? Und reichte es Blake jetzt womöglich endgültig, sodass er mich beiseite schaffte? Was ich gesehen hatte, wollte mir noch immer nicht in den Kopf.
Ich starrte mich im Spiegel an. Kein guter Anblick. Mein Haar war ein einziges Durcheinander, mein Eyeliner hatte Spuren auf der Hälfte meines Gesichts hinterlassen, und der momentane Schock war meiner Gesichtsfarbe überhaupt nicht zuträglich gewesen. Noch nie hatte ich so bleich ausgesehen. Ich holte meinen Stila-Stift aus meiner Tasche, der gleichzeitig als Lippenstift und Rouge zum Einsatz kam. Vielleicht sah ich dann besser aus. Vielleicht fühlte ich mich dann besser. Ich schmierte mir Fuchsia auf meine Wangen und meine Lippen. Gut möglich, dass ich auch wie ein überraschter Clown aussah. Ich kam mir so dumm vor.
Ich öffnete die Toilettentür und drückte dabei sämtliche Daumen in der Hoffnung, dass James und Blake gegangen waren, bevor ich in den Barraum zurückkehrte. Da waren sie, standen mir gegenüber. James sah zutiefst erschrocken aus, wohingegen Blake eine überraschend blasierte Miene zur Schau trug. Er sah mich mit hochgezogener Braue an, flüsterte James was zu und ging dann.
»So«, James presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Die Lippen, die ich geküsst hatte. Die Lippen, die Blake geküsst hatten.
Ich stand da und starrte den Boden an.
»Wir müssen darüber reden, Angela«, fuhr er fort.
»Nein, das ist wirklich nicht nötig«, erwiderte ich. Ich wollte nichts wie weg von
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