Mit deinen Augen
die reglos daliegt.
»Dein Handy vibriert«, sagt Scottie. Sie holt mein Handy aus ihrer Tasche. Offenbar hat sie es mir geklaut, um ihrer Freundin eine SMS zu schreiben. Sie widersetzt sich einfach meinen Verboten. Sie redet in meiner Gegenwart von Fingerficken. Als wäre ich kein Vater.
Ich kenne die Nummer nicht, also nehme ich den Anruf nicht an. Mir passt es besser, wenn die Leute mir eine Nachricht hinterlassen und ich sie zurückrufe, nachdem ich mir überlegen konnte, was ich sagen will.
»Du gehst nie ans Telefon«, sagt Scottie. »Was ist, wenn jemand Hilfe braucht?«
»Dann kann er eine Nachricht hinterlassen, und ich rufe sofort zurück.«
Alex nimmt mir das Telefon aus der Hand. »Hallo?«, meldet sie sich.
»Was soll das! Ich bin auch noch da! Ist euch klar, dass ich hier der Boss bin?«
Scottie flüstert: »Wer ist es?«
»Nein, nein«, sagt Alex. »Sie haben die richtige Nummer. Hier spricht seine Sekretärin … Sharon.«
Scottie grinst verzückt. Mich beeindruckt es auch immer wieder, wie mühelos Alex lügen kann.
»Ja, das klingt ausgezeichnet«, flötet Alex und boxt mich leicht auf den Arm. »Wo? Sehr gut. Und wie lange? Okay. Besten Dank. Vielleicht schauen wir am Sonntag mal vorbei. Ich danke Ihnen. Okay.«
Sie beendet das Gespräch.
»Und?«
»Das war eine Maklerin, Dad. Aus Brians Maklerbüro. Sie sagt, sie würde dir sehr gern das Haus zeigen, nach dem du dich erkundigt hast. Gut gemacht, Dad. Sehr clever.«
»Volltreffer, Mr. King«, sagt Sid.
»Was ist mit Brian?«, frage ich. Es kommt mir komisch vor, dass ich über ihn rede, obwohl Joanie im Raum ist. Ich drehe mich so, dass ich sie nicht anschauen muss.
»Er ist auf Kauai«, erklärt sie.
»Wie lang?«
»Bis zum achtzehnten.«
»Hat sie dir eine Nummer gegeben, unter der ich ihn erreichen kann?«
»Nein.Was willst du ihm sagen?«, fragt Alex, und ich bin schon wieder ratlos.
»Wovon redet ihr?«, mischt sich Scottie ein.
»Glaubst du, er weiß, was mit Mom ist?«
»Ja, klar«, sage ich. Aber - höchstwahrscheinlich hat er nur gehört, dass sie im Krankenhaus liegt. Er kann unmöglich wissen, dass Joanie nur noch ein paar Wochen oder Tage zu leben hat. Was haben sie zusammen unternommen? Meine Frau und Brian. Ich denke daran, dass Kai mehr oder weniger deutlich behauptet hat, ich hätte Joanie in die Affäre getrieben. Durch meine Kälte und meine Reserviertheit. Ich habe gedacht, dass uns etwas Besonderes verbindet und dass sie nicht so viel Zuwendung braucht wie andere Frauen.
Ich betrachte die Macadamia-Nüsse und die Bilder von Motorrädern und Booten, die Scott mit Klebeband an der Wand befestigt hat. Und dann sind da auch noch Gardenien, ihre Lieblingsblumen. Und eine Flasche Wein.
»Fahren wir wieder zu irgendwelchen Leuten und sagen ihnen Bescheid wegen der Party?«, fragt Scottie.
Alex zuckt die Achseln, und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil sie sich meinetwegen solche Lügen ausdenken muss. Obwohl es ihr vermutlich Spaß macht.
»Nein«, sage ich, »damit sind wir fertig.«
»Und wann ist die Party?«, fragt Scottie.
Ich klopfe ein bisschen Sand von Scotties T-Shirt.Woher hat sie eigentlich alle diese Hemden? Ich muss ihr neue Klamotten kaufen. Auf diesem Shirt hier ist ein blauer Elefant zu sehen, der auf dem Rücken liegt und die Beine in die Luft streckt. Die Zunge hängt ihm zum Mund heraus und sieht aus wie eine Spielplatzrutsche. TOTAL BLAU, steht darunter, und ich merke, dass im Wüstenhintergrund lauter leere Bierdosen herumliegen.
Wann ist die Party? Gute Frage. Und ich denke: Eigentlich ist das die beste Art, die restlichen Leuten auf meiner Liste zu informieren. So wie bisher kann ich nicht weitermachen. Ich lade einfach alle zu mir ein. Am besten rede ich noch einmal mit Dr. Johnston und bitte ihn zu warten. Nur kurz. Aber ich will, dass alle die Möglichkeit haben, sich zu verabschieden. Ich möchte, dass alle wichtigen Leute kommen.
22
Fast alle sind gekommen, außer Kent Halford, der in Sun Valley ist, und Bobbie und Art, die öfter nicht zu Einladungen erscheinen und sich nicht die Mühe machen abzusagen. Ich habe Alex und Sid gebeten, mit Scottie ins Kino zu gehen.
Die Sonne geht unter. Ich habe Sushi, Früchte und hawaiische Cracker bereitgestellt. Alle stehen mit ihren Cocktailgläsern und Essstäbchen um den Tisch herum. Es wirkt wie eine Party, aber ich fühle mich mies, weil sie nicht ahnen, weshalb sie hier sind. Ihnen ist nicht klar, dass sie die letzte Gruppe sind,
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