Mit deinen Augen
Gespräch immer so was sagen.
Sie verdreht die Augen. »Das ist doch kein Grund, stolz zu sein.«
»Doch. Und du weißt das auch. Wir haben dich abgeschoben. Dich einer Hausmutter überlassen. Und jetzt bist du hier. Hilfst mir mit Scottie. Es tut mir leid, Alex. Es tut mir ehrlich leid. Danke, dass du mir beistehst.« Mir wird klar, dass sie die neue Mutter ist.Von einer Minute zur andern musste sie diese Rolle übernehmen. Als hätte man sie in eine Tasse gekippt und heißes Wasser über sie gegossen. Eine Instant-Mutter.
»Ja, ja, schon gut«, sagt sie.
Und das war’s dann auch. Das Drogengespräch der Familie King.
Wir blicken hinaus auf den Ozean, ein grandioser Anblick, der bestimmt schon Tausende von schwierigen, traurigen und schönen Momenten begleitet hat.
»Ist was mit Sid?«, will ich wissen. »Er war so still vorhin.«
»Er ist müde«, sagt sie. »Er hat keinen Mittagsschlaf gemacht, und den braucht er.«
Sie mustert mich prüfend, ob ich ihr diese Erklärung abnehme. Sie sieht, dass ich das nicht tue. »Er hat es nicht besonders leicht zurzeit«, sagt sie.
»Ach ja? Wir auch nicht.«
»Vergiss es einfach«, sagt sie. »Wie wollen wir diesen Mann suchen?«
Ich überlege. Einen Moment lang habe ich ganz vergessen, weshalb wir hier sind.
»Ihr zwei geht mit Scottie an den Strand. Ich mache ein paar Anrufe. Wir sind auf einer Insel, das wäre doch gelacht. So viele Möglichkeiten gibt es hier nicht.«
Alex sagt nichts, denkt nach. Sie steht auf und reicht mir die Hand, um mir hochzuhelfen. Ich merke, dass ich sie sehr interessant finde. Sie ist ein Mensch, den ich näher kennenlernen möchte.
»Wir finden ihn«, sagt Alex, und sie klingt so entschlossen, dass ich vermute, sie will auch ein paar Takte mit ihm reden.
27
Er ist irgendwo da unten. Er macht einen Arbeitsurlaub und wohnt wahrscheinlich in einem der Häuser unten in der Bucht, die ich von unserem Balkon aus sehen kann. Mehr wollte mir seine Sekretärin nicht verraten. Müsste er nicht am Bett meiner Frau sitzen? Müsste ich nicht an ihrem Bett sitzen?
Ich stehe auf dem Balkon und schaue aufs Meer, dann beschließe ich, die Badehose anzuziehen und an den Strand zu gehen. Ich werde die Mädchen suchen. Ich werde mich nach Joanies Liebhaber umsehen, und vielleicht gehe ich auch schwimmen und reite bäuchlings auf den Wellen, wie als kleiner Junge.
Die Mädchen und Sid sonnen sich in der Nähe des Piers. Ich sehe Scottie auf ihrem Handtuch liegen, die Beine zusammengepresst, den Kopf der Sonne entgegengestreckt. Ich möchte, dass sie im Meer planscht. Es ist wichtig, dass man das Sonnenbaden so lang wie möglich hinauszögert.
Ich stelle mich zwischen sie und die Sonne. »Steh auf, Scottie. Spiel Ball oder irgendwas.«
Sie streckt einen Arm in die Höhe. »Ich brauche ein bisschen Farbe.«
»Was ist mit deinem Notizbuch? Warum machst du das nicht mehr?«
»Das ist doof«, sagt sie.
»Finde ich nicht«, sage ich. »Es ist toll. Mir gefällt es, was du da gemacht hast.«
Irgendetwas an ihr ist anders. Es sind ihre Brüste - sie sind riesig. Sie hat das Bikinioberteil mit Kugeln aus feuchtem Sand ausgestopft.
»Was soll das?«, sage ich. »Scottie. Dein Bikini.«
Sie hält sich die Hand vor die Augen und schaut auf ihren Busen. »Strandmöpse.«
»Nimm das raus«, sage ich. »Alex! Warum lässt du sie so was machen?«
Alex liegt auf dem Bauch, ihr Oberteil hat sie aufgemacht. Sie dreht den Kopf zu Scottie. »Ich hab’s gar nicht gemerkt. Hol den Sand da raus, du dumme Nuss.«
Sid hebt den Kopf. »Ehrlich«, sagt er, »mit dicken Titten sieht man fett aus.«
»Bebe würde sagen:Titten nerven«, sagt Alex, »und Sid erzählt Scheiße. Er findet dicke Titten geil.«
»Wer ist Bebe?« Scottie lässt den Sand aus ihrem Oberteil rieseln.
»Ein Mädchen aus Southpark «, sagt Sid. »Außerdem finde ich kleine Titten genauso geil, Alex. Da bin ich total für Chancengleichheit.«
»Du solltest was mit deinem Notizbuch machen, Scottie«, sage ich. »Ich möchte, dass du das Projekt abschließt. Du musst dich doch um deine Schulsachen kümmern.« Ich sehe ihr an, dass sie mir meine Fürsorge nicht ganz abnimmt. Notizbücher sind Babykram - das weiß sie jetzt, und ich bin mir sicher, sie weiß es von Alex.
»Glück gehabt?«, sagt Alex.
»Ja«, sage ich, »er ist hier in Hanalei. Da drüben.« Ich schaue zu den grünen Gärten, die an die Häuser grenzen.
»Wer ist hier?«, fragt Scottie.
»Der Freund von Mom, von dem ich
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