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Mit deinen Augen

Mit deinen Augen

Titel: Mit deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaui Hart Hemmings
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dir erzählt habe«, sagt Alex.
    »Der Komiker?«
    Alex sieht mich an. »Ja«, sagt sie, »der Komiker.«
    »Sehr interessant, Alex«, sage ich. »Kommt ihr mit ins Wasser, Kinder?«
    »Nein«, antworten beide.
    »Wie wär’s mit einem Strandspaziergang? Vielleicht finden wir ja den Komiker.«
    »Nein«, sagt Scottie.
    Alex bindet sich auf dem Bauch liegend den Bikini wieder zu, dreht sich um und setzt sich auf. »Ich komme mit.«
    »Ich wollte gerade sagen, dass ich’s mir anders überlegt habe. Ich will auch spazieren gehen«, sagt Scottie. Als sie aufsteht, rieselt noch mehr Sand aus ihrem Oberteil. Sid springt auf und führt Kopfstöße gegen die Luft.
    »Was tust du da?«, frage ich.
    »Mich lockern.« Er klopft mir auf den Rücken, nimmt mich dann in den Schwitzkasten und verwuschelt mir die Haare. »Gute Sache, diesen Typ zu suchen«, sagt er. »Echt stark.«
    Ich mache mich los und schüttle den Kopf. »Du bist ein komischer Kerl.« Ich gehe weg vom Pier, und die drei folgen mir. Wie einer Entenmama.

    Wir gehen den Strand entlang, bis die Häuser enden und die anrollenden Wellen so heftig auf die zurücklaufenden Wellen prallen, dass das Wasser in Fontänen hochspritzt. Wir schauen eine Weile zu, dann sagt Scottie: »Ich wollte, Mom wäre hier.« Ich habe gerade das Gleiche gedacht. Dass man jemanden liebt, merkt man wahrscheinlich daran, dass man nichts machen kann, ohne sich zu wünschen, dass der andere auch da wäre und es miterleben würde. Jeden Tag habe ich mir Anekdoten, Ereignisse und Klatsch gemerkt, mir im Kopf Stichpunkte notiert und meine Geschichten sogar geprobt, bevor ich Joanie abends im Bett alles erzählt habe.
    Es wird schon bald dunkel, und ich befürchte schon, dass wir ihn nicht finden, weil ich nicht in der Lage bin, je etwas richtig zu machen. Müssten wir nicht ständig in Tränen ausbrechen, auch jetzt? Warum laufen wir drei hier herum? Irgendwie wollen wir es noch nicht wahrhaben; wir sind es gewohnt, dass immer alles gut ausgeht und wir nicht in den Abgrund stürzen. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil Scottie nicht mal weiß, was wirklich los ist.
    »Können wir mit den Haien schwimmen?«, fragt Scottie. »Ich habe im Hotelmagazin gelesen, dass man sich in einem Käfig in den Ozean runterlassen kann, und dann wirft man Futter ins Wasser, und die Haie kommen direkt auf einen zugeschwommen. Machen wir das?«
    »Deine Mutter ist mal von einem Hai gejagt worden«, sage ich.
    »Wann war das?«, fragt Alex.
    Wir drehen um und gehen den Strand zurück. Sid trottet hinterher und raucht eine Zigarette.
    »Sie war auf Molokai surfen, und oben auf einem Wellenkamm hat sie unter sich einen Hai gesehen. Da hat sie sich auf den Bauch gelegt, um ja nicht runterzufallen, und sich von der Welle zum Strand tragen lassen.«
    »Woher hat sie gewusst, dass es ein Hai war und kein Delfin?«, fragt Scottie.
    »Das hat sie einfach gewusst«, sage ich. »Sie sagte, unter Wasser war etwas Riesiges, Dunkles. Die Welle lief aus. Sie paddelte weiter ans Ufer. Als sie sich umgeschaut hat, war da nichts. Aber dann hat sie sich noch mal umgedreht und die Finne gesehen.«
    Die Mädchen sind so still, dass ich mich umdrehe, um zu überprüfen, ob sie überhaupt noch da sind. Sie sind direkt hinter mir und schlurfen mit gesenktem Kopf durch den feuchten Sand.
    »Sie ist, so schnell sie konnte, Richtung Ufer gepaddelt und hat sich nicht noch mal umgesehen. Aber unterwegs hat sie beschlossen, lieber auf eine steile Halbinsel zuzuhalten, direkt auf die Felsen.«
    »Und der Hai hat ins Brett gebissen!«
    »Nein, Scottie. Den Hai hat sie nie wieder gesehen. Sie ist die Felsen hochgeklettert und von da zu Fuß zurück ins Lager. Am Abend gab’s Fisch. Eure Mutter biss genüsslich in ein Stück Thunfisch und sagte zu mir und den Mitchells: ›Heute hätte ich das Abendessen sein können‹, und dann hat sie uns ihr Erlebnis erzählt.«
    Diese Version hat sie jedenfalls ihren Freundinnen aufgetischt. In Wirklichkeit rannte sie panisch ins Lager zurück. Die Mitchells waren zum Wasserfall gewandert, und ich bereitete gerade den Thunfisch zu und saß an der Feuerstelle. Ich sah von Weitem, wie sie über die glatten schwarzen Felsen kletterte. Ich wusste gleich, dass etwas nicht stimmt, und ging ihr entgegen. Sie war irgendwie völlig aus dem Takt, ihre Bewegungen waren unsicher, zittrig. Plötzlich beugte sie sich vor, und ich wusste, dass sie sich übergab.
    Als ich endlich bei ihr war, sah ich das ganze Elend: Sie

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