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Mit deinen Augen

Mit deinen Augen

Titel: Mit deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaui Hart Hemmings
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Gewicht hat, aber ich will keinen ärgern.«
    »Ich bin unterwegs zum Princeville!«, sagt Ralph.
    »Stimmt«, sage ich. Er ist wie ein Kind.
    »Auf keinen Fall!«
    Ich nicke, obwohl ich nichts kapiere und mir sowieso keine passende Antwort einfällt, aber dann merke ich, dass er mit einem dieser winzigen Ohrstöpselhandys telefoniert, und fühle mich wie ein Vollidiot. Die Mädchen kommen mit Fastfood in Kartons und mit Plastikgabeln aus dem Laden zurück, Sid mit mehreren Schokoriegeln und etwa fünf kleinen Chipstüten.Wir setzen unsere Fahrt fort, vorbei an mehreren Häusern meiner Vorfahren, die man inzwischen in Museen umgewandelt hat. Ich mache die Mädchen darauf aufmerksam. Sie schauen hin, obwohl sie die Häuser schon kennen. Ralph drosselt das Tempo, als wir an der Villa und den tropischen Gärten vorbeikommen und eine von Clydesdale-Pferden gezogene Touristenkutschen passieren.
    »Früher war das eine Zuckerrohrplantage«, sagt Scottie.
    »Stimmt«, sage ich.Wie seltsam, dass die damaligen Villenbewohner das Leben von Menschen prägen, denen sie nie begegnet sind und an die sie nicht einmal gedacht haben. Beeinflusse ich auch das Leben von Personen, die noch nicht geboren sind?
    »Ich wollte, wir hätten in der guten alten Zeit gelebt«, sagt Scottie.
    »Tun wir doch«, sagt Alex. »Später mal.«
    Das bringt Scottie zum Schweigen. Ich wüsste gern, was sie denkt. Sid probiert sämtliche Chipssorten durch. Die Tüten liegen aufgerissen auf seinem Schoß. Er hat die ganze Fahrt über noch kein Wort gesagt. Ich warte auf einen seiner nervigen Sprüche, aber es kommt keiner.
    Wir fahren nach Hanalei hinunter. »Seht mal«, sage ich zu den Mädchen, »schaut euch das an.«
    Es ist die Taro-Plantage, die da in der Sonne brütet. Ich glaube, das Tal hat sich in den letzten hundert Jahren nicht groß verändert. Der Ozean dahinter ist dunkelblau, und als wir am Fuß des Hügels angekommen sind, erstreckt sich vor uns der Strand. Seht mal , will ich schon wieder rufen, weil ich den Drang verspüre, sie dazu zu bringen, dass sie sich all das, was uns bald nicht mehr gehören wird, genau einprägen.Weshalb ist Joanie zu dieser Versammlung gegangen? Warum wollte sie Holitzer?
    Ich überlege, was ich Ralph noch fragen könnte. Ich drehe mich zu den Kindern um. »Sid«, sage ich, »ist irgendwas?«
    »Nein, alles klar«, sagt er. »Danke der Nachfrage.«

26
    Sid und die Mädchen stehen bei den Marmorsäulen in der Lobby. Ich versuche, die zwei Zimmer in eine Luxussuite umzutauschen. Wir bleiben zusammen. Die Mädchen sind beeindruckt. Sie schauen einander an und grinsen. Sie ahnen nicht, dass ich eine Suite will, weil ich ihnen nicht traue. Ich überprüfe erneut, ob Brian Speer hier wohnt. Nein, tut er nicht.
    Auf dem Weg zum Aufzug rennen uns drei Mädchen fast über den Haufen.
    »Alex!«, kreischen sie wie aus einem Mund. Meine Tochter zuckt zusammen, aber dann schreit sie zurück: »Oh, mein Gott! Ich fass es nicht!«
    »Was machst du hier?«, fragt ein Mädchen mit Sonnenbrille in den Haaren und schlenkernder Handtasche am Ellbogen. Sie mustert Scottie und mich, und offenbar bestätigen wir ihre schlimmsten Befürchtungen: Alex ist mit uns hier, mit ihrer Familie. Dann entdeckt sie Sid. »Oh, mein Gott, wen seh ich denn da?« Sie umarmt erst Sid, dann Alex.
    »Was macht ihr hier?«, fragt Alex.
    »Frühjahrsferien«, sagt ein anderes Mädchen und unterbricht dafür kurz ihr Handygespräch, setzt es aber gleich wieder fort: »Bring einfach deinen Badeanzug und was zum Ausgehen mit. Nichts Schickes. Nur was Süßes.« Sie beäugt mich, während sie redet.
    Ich setze mich mit Scottie auf eine Bank.
    »Wir müssen uns unbedingt später treffen«, höre ich die Blonde flöten.
    Alex nickt. »Klar, machen wir.«
    Ich habe sie noch nie so reden hören. Sonst ist sie eher brummig. Dieses Gezwitscher gefällt mir ganz und gar nicht.
    Die Stimmen der Mädchen werden kurzfristig leiser, schwellen aber gleich wieder an. »Ich kann nicht mehr! Seid bloß still!«, höre ich die Blonde rufen.
    »Heul doch!«, sagt das andere Mädchen und lacht.
    Ich schaue Scottie an, aber sie ist genauso ratlos wie ich.
    »Das sind irgendwie die totalen Ekelpakete da unten, aber ihr müsst auf jeden Fall hin.Wir waren gerade da. Ihr müsst echt mitkommen.«
    »Wie super, dass du hier bist!. Wir haben dich so was von vermisst! Du findest das bestimmt auch cool.Wir rufen dich heute Abend in deinem Zimmer an, okay? Oder, Siddy, hast du dein

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