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Mit deinen Augen

Mit deinen Augen

Titel: Mit deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaui Hart Hemmings
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weshalb Sie unbedingt weg müssen.«
    »Darin haben Sie doch garantiert Übung«, sagt Alex.
    »Alex!«, sage ich. Aber Brian kapiert ihre Bemerkungen gar nicht. Er ist zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
    »Sie können heute Abend noch ins Krankenhaus gehen - oder morgen früh«, sage ich. »Ich nehme mal an, Sie möchten sie sehen und ihr alles sagen, was Sie ihr noch sagen müssen. Sie können allein mit ihr sein.«
    »Wie bitte?«
    »Sie können allein mit ihr sein.«
    »Okay«, sagt er. »Hören Sie …« Er blickt kurz zur Tür, dann sieht er mich an und sagt mit gesenkter Stimme: »Sie können nicht hierbleiben. Das verstehen Sie doch sicher.«
    Julie kommt heraus, mit einem Glas Rotwein für mich und einer Limo für Alex. »Ich hoffe, das ist okay«, sagt sie. Ihr Lächeln verliert seinen Glanz, als sie unsere Mienen bemerkt.
    »Perfekt«, sage ich und trinke einen Schluck Wein.
    »Brian, bitte keine Geschäftsgespräche. Den Fehler habe ich schon gemacht.« Sie zwinkert Alex zu.
    »Wovon redest du, Julie?«, sagt Brian. »Was willst du damit sagen?«
    »Ach, nichts«, antwortet sie. »Aber ihr macht alle so todernste Gesichter. Da dachte ich, ihr hättet über … über den Verkauf geredet.«
    »Nein«, sagt Alex, »wir haben über die Liebe geredet.«
    »Na, dann!« Julie stößt Brian mit der Schulter an. Er blickt auf sie herunter, immer noch eine tiefe Falte zwischen den Augenbrauen. »Wie ist das mit der Liebe?«, fragt sie.
    Niemand antwortet, niemand rührt sich. Brian schaut über Julies Kopf hinweg zu mir, ein stummer Vorwurf. Am liebsten würde ich ihn anschreien und sagen, dass er keinerlei Berechtigung hat, mich so anzusehen.
    »Sind Sie verliebt?«, fragt Julie. »In den Jungen auf der Badeinsel?«
    Wir stehen alle, außer Alex, die immer noch in dem Sessel sitzt. »Nein«, sagt sie, »er ist nur ein Freund.Wir haben vieles gemeinsam, das ist alles.«
    »Manchmal fängt es so an«, sagt Julie. Sie schlingt den Arm um Brians Taille und drückt ihn ein wenig, was Joanie auch oft getan hat, um mir zu signalisieren, dass ich mich am Gespräch beteiligen soll.
    »Nein«, entgegnet Alex. »Bei unserer Freundschaft ist das anders. Wir müssen nicht daran arbeiten.«
    »Aber ich habe doch gesehen, wie er dich küsst«, sage ich und merke erst dann, dass ich mich nicht hätte einmischen sollen. Es ist nur ein Spiel, das Alex angefangen hat und das einer von uns beenden muss. Aber ich kann nichts machen, ich möchte Bescheid wissen.
    »Oh, bitte!«, sagt sie. »Wir sind Freunde, aber er versucht natürlich, mich ins Bett zu kriegen. Die Typen wollen doch immer nur in die Kiste.« Sie schaut Brian an.
    »Tja, so sind sie eben, was?«, sagt Julie und blickt zu ihrem Mann hoch.
    »Was?«
    »Die Jungs. Unsere Jungs. Apropos Jungs - wir sollten sie rufen. Es ist Zeit fürs Abendessen.«
    »Ach, lass sie doch«, sagt Brian. »Sie können ruhig noch ein bisschen spielen.« Er macht sich los. Sie lässt den Arm sinken. Er legt die Brötchentüte auf den Tisch, neben eine Schale, die mit abgeschliffenen Glasscherben vom Strand gefüllt ist.
    Ich höre einen Jungen rufen: »Nein! Geh zurück! Geh zurück!«
    Wir drehen uns alle zum Meer.
    Alex mustert mich fragend, ich stelle die stumme Gegenfrage: Was soll ich tun?
    »Mir gefällt dieses alte Cottage«, sagt Alex und wirft mir einen Blick zu, als würde sie mich auffordern, endlich etwas zu unternehmen.
    »Ja«, sage ich, »ein sehr schönes Haus.« Ich spähe durch die Fenster in den Salon. »Ich war schon länger nicht mehr hier. Meine Großtante hat hier gewohnt, wissen Sie.«
    In diesem Moment ist Brian vermutlich der wütendste Mann der Welt. Klar, ich hätte ihn anrufen können. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, anders vorzugehen, aber ich bin hierhergekommen, um seine Reaktion zu sehen. »Ich wüsste gern, ob das Innere stark verändert wurde. Ob sie etwas mit den groben Holzbalken gemacht haben. Als Kinder waren wir im Sommer immer zwei Wochen hier, und mein Cousin Hugh hat sich jedes Mal einen Spreißel geholt, wenn er nur an die Wand gefasst hat.«
    »Ich führe Sie gern herum«, schlägt Julie vor.
    »Brian, vielleicht könnten Sie ja meinem Dad das Haus zeigen«, sagt Alex, »während Julie und ich über die Liebe reden.« Die beiden Frauen lächeln sich an.
    »Gute Idee«, sage ich.
    »Na klar«, sagt Brian. »Ich bin zwar nicht der Eigentümer, aber Sie können natürlich gern …« Offenbar hat seine Frau ihm ein Zeichen gegeben,

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