Mit deinen Augen
Gefallen.« Ich trinke einen Schluck. »Sie könnten ruhig etwas mehr Entgegenkommen zeigen.«
Er trinkt einen Schluck von seinem Wein.
»Haben Sie vielleicht Bier im Haus?«, frage ich. »Das Zeug hier kann ich nicht trinken.«
»Ich auch nicht.« Er steht auf, um Bier zu holen. Ich schaukle mit dem Stuhl. Ich bin Brian gegenüber im Vorteil, weil ich höher sitze. Einen Moment lang schließe ich die Augen. Obwohl der Stuhl hart und rutschig ist, fühle ich mich wohl. Die Luft ist warm, aber nicht stickig oder schwül, und hier im Haus habe ich das Gefühl, dass um mich herum lauter Menschen sind, die mich unterstützen. Großtante Lucy, Hughs Großeltern und Eltern, Menschen, die mich gern hatten, auch wenn sie jetzt tot sind. Brian kommt mit dem Bier zurück, und als er mir eine Flasche reicht, sehen wir uns in die Augen, und eine Sekunde lang ist er einfach nur ein Typ, der mir ein Bier bringt, und vielleicht bin ich für ihn in dem Moment auch nur ein Typ, der ein Bier entgegennimmt. Ich hatte eigentlich vor, ihm mein Weinglas zu geben, stelle es aber lieber auf den Fußboden.
»Und dann?«, frage ich. »Wart ihr beide für dieselbe Mannschaft? Hat es Ihnen gefallen, wie sie aussieht? Haben Sie sich gewundert, dass eine Frau so cool sein kann - dass sie sich ein Footballspiel ansieht und genau weiß, wovon sie redet?«
»Was soll das alles?«, sagt er.
»Manche Frauen ziehen sich sexy an oder lassen sich die Brust vergrößern. Joanie hat Football geguckt und ist Rennboot gefahren. Das war ihre Art, die Männer anzulocken. Das ist nicht so ungewöhnlich.«
Er schaut in sein Bier.
»Wie haben Sie den Mut gefunden, sich mit ihr zu verabreden?«
Irritiert schüttelt er den Kopf.
»Ich meine es ernst. Ich möchte wissen, was einen Menschen dazu bringt, diese Grenze zu überschreiten.«
Er antwortet nicht, und ich weiß, er wird nie antworten. Er schaut zu dem Fenster auf der anderen Seite des Raums. Ich folge seinem Blick und sehe seine Frau. Sie macht ein ungläubiges Gesicht, und dann höre ich meine Tochter lachen. Julie trinkt einen Schluck Wein. Es macht mich traurig zu sehen, wie Julie sich mit meiner Tochter unterhält. Alex scheint sich wohlzufühlen, aber trotzdem belügt sie Julie. Wir alle belügen sie.
»Ich habe von Ihren neuen Geschäftsideen gehört«, sage ich, ohne den Blick vom Fenster zu nehmen. »Joanie hat viel Mühe darauf verwendet, zu erreichen, dass ich Don nett finde. Ihr Plan war echt nicht übel.«
»Es ist nicht so, wie Sie denken.«
»Was denke ich denn? Woher wollen Sie wissen, was ich denke?«
»Sie halten mich für skrupellos«, sagt er. »Sie denken, ich habe alles systematisch geplant. Das denken Sie, denke ich. Aber ich und Joanie - das ist einfach so passiert.«
»Nichts passiert einfach so.«
»Doch, manchmal schon.«
»Und als Sie erfahren haben, dass sie zu mir gehört, wollten Sie dann Ehebruch begehen, oder war das schon vorher klar? Haben Sie Joanie gebeten, mich umzustimmen? Sie hat sich mit so viel Leidenschaft für Holitzer eingesetzt - das passiert nicht einfach so.«
Er sagt nichts, sondern schaut wieder zum Fenster und ignoriert meine Fragen. Ich trinke einen kräftigen Schluck Bier. Ich sehe, wie Julie den Grill aufklappt und mit dem Spachtel auf die Hamburger drückt. Offenbar hat sie den Grill selbst angemacht, worüber ich mich irgendwie wundere. Sie erscheint mir nicht mehr ganz so verletzlich und dumm.
»Hören Sie - ich bin froh, dass sie verliebt war. Ich freue mich, dass Sie Joanie glücklich gemacht haben. Das ist bestimmt jetzt nicht leicht für Sie. Ich meine - dass Sie es von mir auf diesem Weg erfahren.«
Er schaut immer noch nach draußen. Alex und Julie stehen mit dem Rücken zu uns, den Blick aufs Meer gerichtet. Ich durchschaue seine Taktik - er reagiert absichtlich nicht, damit ich ohne Pause weiterreden muss, bis ich schließlich einen Rückzieher mache und ihm verzeihe, ohne dass er sich groß bemühen muss.
»Wollte sie mich verlassen?«, frage ich.
Ich erwarte nicht, dass er die Wahrheit sagt. Eigentlich erwarte ich nicht einmal, dass er antwortet, aber er sagt: »Sie hätte es sicher getan. Aber dazu wäre es nie gekommen.«
»Warum nicht? Wegen Scottie? Oder hatten Sie etwa Angst, Julie etwas zu erzählen?«
»Nein«, sagt er. »Aber ich würde Julie nie verlassen, weil ich Julie liebe.« Er beugt sich vor, und ein neuer Audruck erscheint auf seinem Gesicht. »Bitte, sagen Sie ihr nichts«, sagt er. »Bitte. Ich
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