Mit deinen Augen
denn er verstummt abrupt und öffnet die Tür für mich. Ich trete ein. Alex schüttelt den Kopf. Ich weiß nicht, was das heißen soll, und weil ich es nicht verstehe, fängt mein Herz an zu rasen. Ich betrachte Brians Rücken, als stünde die Antwort vielleicht auf seinem dunkelblauen T-Shirt geschrieben.
»Hier, sehen Sie.« Er breitet die Arme aus, um mir den offenen, freundlichen Raum zu zeigen. Die Wände sind jetzt tapeziert. Die Deckenbalken sind heller als in meiner Erinnerung.
Ich gehe zum anderen Ende des Raums und setze mich in den Koa-Schaukelstuhl. Das Holz des Koabaums erinnert an Mahagoni. Keins der Möbelstücke in diesem Haus ist richtig bequem. Das ganze Mobiliar stammt noch von den Missionaren, denn irgendwie sind alle unsere Gästehäuser Lagerräume für alte Sofas und Polsterbänke, für Nähkörbe, hawaiische Quilts und Moskitonetze. Das Haus auf der anderen Straßenseite, neben der Kirche, hat noch den alten Herd und die quer geteilten Türen, ein Butterfass, Stiefelknechte und Walöllampen. Die Decken sind niedrig, das Treppenhaus ist eng, die Geländer sind wackelig, und das Dach sieht aus wie ein Pilgerhut.
Brian stemmt die Hände in die Hüften. Lustig, wie er vorhin die Arme ausgebreitet hat, um den Raum vorzuführen. Vielleicht ist er ja ein Witzbold.
»Also gut, Brian. Wie gesagt - ich habe Verständnis dafür, wenn Sie mit ihr allein reden wollen. Aber in allen anderen Punkten kann ich Ihnen leider nicht entgegenkommen. Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass ich Bescheid weiß über Sie, und ich weiß auch, dass Joanie Sie geliebt hat und dass Sie vorhatten …« Ich fuchtle mit der Hand herum, um anzudeuten, was sie planten, nachdem sie uns verlassen haben würde. »Sie können sich gern von ihr verabschieden. Die Ärzte haben gestern das Beatmungsgerät abgestellt. Ihr bleibt noch etwa eine Woche, vielleicht auch etwas länger.«
Er macht ein Gesicht, als hätte ich ihn reingelegt, als hätte er gedacht, dass mich wirklich das Innere des Hauses interessiert.
»Wie haben Sie sich kennengelernt?«, frage ich. »Ich bin neugierig.«
»Ich kann das nicht«, stammelt er.
»Glauben Sie mir - ich auch nicht.«
»Sind Sie meinetwegen hier?«
»Ja, ich bin hierhergekommen, um Sie zu holen. Alle anderen Menschen, die ihr wichtig sind, habe ich schon informiert, und jetzt waren Sie an der Reihe.« Ich hake noch einmal nach: »Weil ich Joanie nicht gut nach den Einzelheiten fragen kann, muss ich mich an Sie wenden. Also - wie haben Sie sich kennengelernt?«
»Ich dachte, Sie sind nur hier, um mich zu benachrichtigen. Mehr nicht.«
»Ich hab’s mir gerade anders überlegt«, sage ich. »Wie haben Sie sich kennengelernt?« Ich hatte recht. Er ist perfekt. Er hat die Haare zurückgekämmt, die oberste Schicht ist dick gegelt, und ich bin jetzt fast stolz, dass ich mich nicht rasiert habe. Ich bin froh, dass ich Salz auf der Haut habe und eine Alkoholfahne. Ich wollte, ich hätte eine von Sids Zigaretten im Mund. Das würde noch besser aussehen.
»Auf einer Party«, sagt er. Nachdem er diese drei Wörter ausgesprochen hat, setzt er sich auf das Sofabett links von mir. Am liebsten würde ich ihn auffordern, sofort wieder aufzustehen. Es ist mein Bett.
»Was für eine Party war das?«
»Na ja, eine ganz normale Party. Eine Super Bowl Party.«
Ich weiß genau, von welcher Party er spricht.Von der Super Bowl letztes Jahr. New England gegen Carolina. Aber für mich hieß die Parole Der Staat gegen Doreen Wellington . Der Prozess war am nächsten Tag. Joanie kam um sechs Uhr abends nach Hause, in bester Stimmung, aber am Ende des Abendessens war sie sauer auf mich, ungeduldig mit Scottie. »Müssen wir sonntags eigentlich immer Fajitas essen? Also wirklich.«
Ich fragte sie nach der Party, um herauszufinden, ob dort etwas vorgefallen war, was sie aus dem Takt gebracht haben könnte.
»Es war der beste Tag seit Langem«, sagte sie. »Ich habe mich blendend unterhalten.« Sie sah traurig aus.
Warum erinnere ich mich so genau? An das traurige Gesicht, an die Fajitas?
»Die Party bei den Mitchells«, sage ich.
Brian nickt und schaut mich an, als wäre ich eine lästige Nervensäge. »Ja«, sagt er. »Genau.«
Ich kippe mit dem Stuhl leicht nach hinten, um den Winkel so hinzukriegen, dass ich Brian ansehen kann. Mein Weinglas stelle ich auf eine der Armlehnen, was wir nie durften.
»Hilft Ihnen das etwas?«, fragt er. »Wenn Sie es wissen, meine ich.«
»Hey - ich tue Ihnen hier einen
Weitere Kostenlose Bücher