Mit dem Blick aufs weite Meer
passieren, wenn sie mit ihm ins Theater ginge? Mit jedem anderen Mann wäre das eine harmlose Angelegenheit. Doch bei einer Verabredung mit Kent würde sie nicht so ungeschoren davonkommen wie vor kurzem bei Charles.
Dabei hatte sie während der vergangenen zwei Wochen sehnsüchtig auf Kents Rückkehr gewartet, hatte gegrübelt und war zu keinem Entschluss gekommen. Wenn erste fragte, sollte sie ja oder nein sagen? Schließlich war sie eine erwachsene Frau, und wenn sie es für richtig hielt, mit Kent Ferguson eine diskrete Affäre zu haben, konnte ihr das niemand übel nehmen.
Als die Versuchung einmal wieder groß gewesen war, hatte Angela ihren Arzt aufgesucht.
Doch nachdem sie das Rezept in der Hand hatte, war ihr klar, dass es nicht ginge. Sie wäre diejenige, die am Ende dieser Affäre leiden würde. Nicht Kent. Ihre Liebe zu ihm würde auflodern, doch Kent würde sie bald verlassen. Sie war sicher, dass Kents Verlangen nach ihr schnell vorbei wäre, na chdem er sie besessen hatte.
Ihres nicht.
Warum beobachtete er sie? Hatte sie vielleicht eine Frage von ihm überhört? Während sie das Plastikgeschirr zusammenstellte, erklärte sie: “Ich will kein Verhältnis mit dir haben, weil ich nicht möchte, dass du in mein Leben eindringst.” Plötzlich kam sie sich dumm vor, denn er hatte nur von einem Theaterbesuch gesprochen, während sie an Liebe gedacht hatte.
Kent beugte sich über den Tisch und sagte so leise, dass nur sie es hören konnte: “Du lügst, Angela. Du willst es wahrscheinlich genauso stark wie ich.”
Mechanisch räumte sie den Tisch weiter ab, bis Kent ihre Hand festhielt. “Rühr mich nicht an”, fuhr Angela ihn an.
Er war verärgert, sein Blick wurde hart und seine Stimme gefährlich leise. “Für wen hältst du mich eigentlich? Denk doch zurück an jenen Abend im Wohnzimmer. Du lagst in meinen Armen, wolltest, dass ich dich küsse. Du hast die Arme um mich gelegt…”
Mit einem Ruck riss sie sich von ihm los, stand hastig auf und ergriff das Tablett. Kent, der gleichze itig aufgestanden war, nahm es ihr aus der Hand, trug es zum Abfalleimer und warf das Ganze wütend hinein.
Obwohl es draußen immer noch regnete, wollte Angela sofort losstürmen.
“Bleib hier!” befahl Kent barsch. “Ich fahre dich.”
“Nicht nötig, ich gehe zu Fuß zurück.”
“Sei nicht albern!” Er zog sie zum Auto. Der Regenmantel, den er in der Hast nicht zugeknöpft hatte, klatschte gegen seine Beine.
Erst nachdem sie im Wagen saßen und Kent mit quietschenden Reifen losfuhr, merkte Angela, wie wütend er wirklich war.
Sie hätte nicht gedacht, dass ihre Ablehnung ihn so treffen würde.
“Du kannst mich am Geschäft absetzen”, sagte sie schroff.
“Ich fahre dich nach Hause.”
Dann müsste sie aber ihr Auto vor dem Geschäft stehenlassen. Während sie durch die Windschutzscheibe in den Regen blickte, fiel ihr siedendheiß ein, dass Harvey noch verreist war und sie somit allein im Haus wäre. Diese Vorstellung versetzte sie so in Panik, dass sie nicht mehr vernünftig denken konnte.
Schließlich parkte Kent den Wagen unter dem Vordach des alten Kutscherhauses, das zur Garage umgebaut worden war. Angela hatte immer noch keinen Ausweg gefunden. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Harvey verreist. Das Haus leer. Kent mit ihr allein. Als er ausstieg, blieb sie einfach sitzen.
Gleich darauf öffnete er die Beifahrertür, wodurch Angela nichts anderes übrigblieb, als ebenfalls auszusteigen. Widerstrebend duldete sie, dass er sie auf dem Weg zur Veranda am Arm fasste.
“Gib mir deinen Schlüssel.”
Angela versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. “Kent, ich möchte nicht, dass du mit hineinkommst.”
“Weißt du, dein Verhalten ist sehr widersprüchlich.”
Sie fröstelte. “Vielleicht siehst du es einmal von meiner Warte aus.”
“Die letzte Fähre ist bestimmt schon längst abgefahren.”
“Das ist ein plumper Versuch, mich umzustimmen. Ich soll Mitleid mit dir haben und dich hereinbitten.”
“Es wäre nett”, sagte er und berührte sanft ihre Wange. “Du wirst mich nicht hier im Regen stehenlassen, nicht wahr?”
“Ich werde dich nicht hereinbitten. Die letzte Fähre nach Keystone geht um Viertel vor neun.”
“Es ist schon neun Uhr.”
Angela war erstaunt, wie schnell die Zeit vergangen war. Es war ihr völlig unbegreiflich, dass sie sich beim Abendessen drei Stunden lang unterhalten hatten.
“Lässt du mich jetzt herein?” fragte Kent noch
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