Mit dem Kühlschrank durch Irland
Zug gerade, als die automatischen Türen zugingen. Ich quetschte eine Hand dazwischen, damit sie sich wieder öffneten — ein Trick, der bei der Londoner U-Bahn funktioniert. Aber hier war die Kraft, mit der sich die Türen schlossen, zu groß, und ich musste die Hand wieder herausziehen, sonst wäre sie vermutlich abgetrennt worden. Der Zug verließ den Bahnhof, und mit ihm verließ mich meine letzte Chance, rechtzeitig zu meinem triumphalen Einzug einzutreffen. Ich zog mein Telefon hervor und rief die Gerry Ryan Show an. Alle Leitungen waren belegt. Ohne Zweifel waren sie mit letzten Vorbereitungen für die äußerst aufregende Direktübertragung ihrer Reporter vor Ort beschäftigt.
Während sie dies taten, tigerte die Hauptperson dieser ganzen Veranstaltung unruhig auf dem Bahnsteig eines Vorortbahnhofs hin und her und hoffte, dadurch die Ankunft des nächsten Zugs irgendwie beschleunigen zu können. Entweder hatte Peter sich getäuscht, was das Intervall zwischen den Zügen anging, oder das Herumlaufen hatte tatsächlich gewirkt, denn schon sieben Minuten später rollte der nächste Zug in den Bahnhof.
Der Zug hielt an enttäuschend vielen Bahnhöfen. Sandymount. Los, Zug, es geht doch schneller, oder? Lansdowne Road. Wir bummelten dahin. An der Pearse Station bemerkte ich, dass die Passagiere mich anzustarren begannen. Ich konnte nicht begreifen, warum. Na gut, ich schwitzte, und ich hatte einen Kühlschrank auf einem Wägelchen bei mir, aber davon abgesehen war ich völlig normal. Tara Street. Tara Street klang wie der Star eines billigen Pornofilms. Eine Frau mit einem zweisitzigen Kinderwagen und Zwillingen stieg zu. Sie waren zu jung, um zu wissen, dass an mir etwas komisch war, aber sie sahen mich in einer Weise an, die vermuten ließ, dass sie es instinktiv ahnten. Kleine Miststücke.
Als wir den Liffey überquerten, wusste ich, dass wir fast da waren. An der Connolly Station half mir ein Wachmann mit dem Kühlschrank die Treppe runter, als wäre ich eine Mutter mit einem Kinderwagen.
In der Tradition eines Thrillers aus Hollywood erschien ich um io Uhr 59 am Treffpunkt vor dem Bahnhof. Jeden Augenblick würde mir die Menge zujubeln, die außer sich war, weil ich sie nicht im Stich gelassen hatte.
Ich ging durch den Hauptausgang hinaus und trat vor die große Treppe. Dort erblickte ich — Moment mal, das konnte doch nicht stimmen?! — eine normale Straße an einem Dienstagvormittag um elf. Wo waren die begeisterten Fans? Die Horden von Gratulanten? Die Mitstreiter mit ihren Haushaltsgeräten? Nichts. Niemand. Nur Autos.
Mir wurde klar, dass ich an der falschen Stelle sein musste. »Vor den großen Türen am vorderen Eingang« war mir gesagt worden. Das hier musste eine Art Seiteneingang sein. Das hieß, das ich die Elf-Uhr-Begrüßungszeremonie, die live von der Gerry Ryan Show übertragen werden sollte, nur deshalb verpasst hatte, weil ich blöder Trottel zum falschen Eingang gelaufen war.
Ich drehte mich um und wollte in den Bahnhof zurückgehen. Von links näherte sich mir ein alter Mann in einem Kilt, der einen Dudelsack trug.
»Ist das ein Kühlschrank?«, fragte er.
Ich würde mich daran gewöhnen müssen, diese Frage in den kommenden Monaten nicht mehr so oft gestellt zu bekommen, und es würde nicht leicht sein.
»Ja.«
Zumindest war die Antwort auf diese Frage einfach.
»Wie heißen Sie? John?«, fragte der Mann und streichelte sanft seinen Dudelsack.
»Nein, ich heiße Tony.«
»Oh. Ja, das ist seltsam, denn man hat mir gesagt, dass ich mich hier um elf mit John Farell treffen soll.«
»Nun, ich bin eindeutig nicht John Farell.«
»Aber sie haben etwas von einem Kühlschrank gesagt.«
»Wer?«
»RTE.«
»RTE Radio?«
»Ich weiß nicht. Meine Frau hat den Anruf entgegengenommen.«
»Hat RTE Sie gebucht, damit Sie hierher kommen?«
»Ja, genau.«
»Ah, jetzt verstehe ich. Sie haben Sie engagiert, damit Sie mich auf meinem Triumphzug durch die Straßen begleiten. John Farell ist der Reporter vor Ort. Ich soll ihn auch treffen. Das Problem ist, dass wir beide am falschen Ort sind. Wir müssen zum Haupteingang.«
»Das hier ist der Haupteingang.«
Meine Stimmung trübte sich.
»Was?«
»Das hier ist der Haupteingang der Connolly Station.«
»Oh.«
Nun, vielleicht hatte sich die Menge aus irgendeinem Grund woanders versammelt. In diesem Moment kam ein Mann auf uns zu, der einen Mop in der Hand hielt und heftig gestikulierte. Er sah wie ein angegriffenes, erregtes und
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