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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Drambuie zu trinken, kurz bevor ich den Pub verließ, wäre ich nicht in diesem traurigen Zustand aufgewacht. Ich lag im Bett und versuchte, mich daran zu erinnern, wie ich dort hingekommen war, schaffte es aber nicht. »Mein Gott, der Kühlschrank!«, durchzuckte es mich plötzlich, aber ich entdeckte ihn in einer Ecke meines Zimmers, wo er meinen Blick erwiderte. Beinahe tadelnd. Ich weiß, Wissenschaftler behaupten, dass Kühlschränke unfähig sind, etwas zu empfinden oder Gefühle auszudrücken, aber was wissen die schon? Dieser Kühlschrank war mit meinem Verhalten nicht einverstanden, und er wollte, das ich das wusste. Er hatte kein Recht, mir Vorwürfe zu machen. Er hätte mir viel mehr dazu gratulieren sollen, dass ich ihn überhaupt nach Hause gebracht hatte. Schließlich hatte ich am Ende des Abends kaum mich selbst, geschweige denn ein Haushaltsgerät auf einem Wägelchen irgendwohin bewegen können.
    Manchmal, wenn man im Bett liegt und sich im Zimmer umschaut, verleihen das dämmrige Licht und die horizontale Perspektive den Objekten, die man sieht, eine ganz andere Gestalt. Ein Gürtel kann einer Schlange ähneln, die Falten eines Pullovers, den man auf den Boden geworfen hat, schauen vielleicht wie ein kleiner Hund aus, der sich zusammengerollt hat und schläft. An diesem Morgen entdeckte ich ein kleines außerirdisches Raumschiff, das im Flug wieder aufgetankt wurde. Je länger ich es ansah, desto verwirrter wurde ich hinsichtlich seiner tatsächlichen Identität. Was konnte es sein? Ich lag da und überlegte, was in meinem Gepäck solch ein Bild abgeben könnte, aber mir fiel nichts ein. Ich erinnerte mich an Peters Worte: »Weißt du, das Leben ist kaum mehr als ein Traum. Die Welt ist keine physikalische Realität, sondern eine dreidimensionale Illusion.«
    Ich wusste, sich aufzurichten und das Licht einzuschalten, hieß, die Niederlage eingestehen, aber ich brauchte rasch eine Bestätigung dafür, dass ich nicht Teil einer dreidimensionalen Illusion war.
    Als ich nicht mehr lag und die Nachttischlampe angemacht hatte, sah ich deutlich, dass ich auf ein Kabel geblickt hatte, das aus einer in halber Höhe angebrachten Steckdose kam und zu meinem neuen Mobiltelefon führte, das ich über Nacht wieder aufgeladen hatte. Natürlich. Das hatte ich komplett vergessen: mein eigenes, ganz persönliches Raumschiff, das mir für meine Entdeckungsreise zur Verfügung gestellt worden war. Ich überlegte, ob ich es benutzen sollte, um Anne Marie anzurufen und sie zu bitten, mir zum Frühstücken runterzuhelfen, aber das schien mir dann doch ein unverantwortlicher Gebrauch von Weltraumtechnologie zu sein.
    Neben dem Mobiltelefon lag ein Zettel mit meinem eigenen Gekritzel: »Treffen mit Bingo um 11.00«. Natürlich, das Surfen. Letzte Nacht hatte das alles noch möglich geschienen, aber jetzt, nur ein paar Stunden später, wirkte sogar das Frühstück wie eine Herausforderung.
    Als Anne Marie das Esszimmer mit Tee und Toast verschönerte, stellte sie ziemlich barsch fest: »Bei Ihnen ist es gestern spät geworden.«
    »Ja, ich glaube, es war recht spät.«
    »Halb vier.«
    »Ich glaube nicht. Eher zwei.«
    »Nein, es war halb vier, denn mein Mann und ich haben auf die Uhr geschaut.«
    »O Gott, es tut mir Leid. Habe ich Sie aufgeweckt?«
    »Ach nein.«
    Ich tat einen Seufzer der Erleichterung, aber dann fügte sie hinzu: »Es war der Kühlschrank.«
    »Was?«
    »Der Kühlschrank hat uns aufgeweckt, als er von diesem Wagen gefallen ist.«
    »Oh. Das tut mir Leid.«
    Tee und Toast wurden vor mir abgestellt. Anne Marie ließ sich keine Spur von Wut anmerken, aber sie musste es mich einfach wissen lassen: »Mein Mann und ich haben uns gefragt, warum Sie den Kühlschrank nicht einfach unten gelassen haben. Wissen Sie, im Flur, wo er stand, bevor Sie ausgegangen sind.«
    O nein! Sie dachten, ich hatte ihn mit ins Bett genommen! Dass ich ein Perverser bin, der auf Kühlschränke steht. Ich musste alle Geistesgegenwart, über die ich verfügte, einsetzen, um ein peinliches Missverständnis abzuwenden.
    »Äh, na ja... das ist eine gute Frage, Anne Marie, und ich... nun... ich habe darauf eigentlich keine Antwort.«
    Leider verfügte ich über null Geistesgegenwart. Ich hatte Kopfschmerzen, und das war alles.

    Nur der lokale Radiosender North West Radio leistete mir während des Frühstücks Gesellschaft, und um zehn Uhr wurde ich Zeuge eines Phänomens, das »Todesnachrichten« heißt. Ein Sprecher, der sein Bestes

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