Mit dem Kühlschrank durch Irland
erklärte sie großmütig.
Wir drei tranken Tee im Esszimmer, und ich reagierte auf die Reihe von Fragen, mit denen mich Anne Marie bombardierte, mit kenntnisreichen Antworten. Warum tun Sie das? Wann haben Sie die Reise begonnen? Ist es schwer, mitgenommen zu werden? Als Anne Marie ging, um mehr Kekse zu holen, bewies Antoinette, die jetzt eine Glaubensanhängerin war, ihren gerade erst geweckten Eifer.
»Wirst du heute Abend mit dem Kühlschrank ausgehen?«
»Was?«
»Es ist Freitagabend. Du kannst ihn schlecht zu Hause lassen.«
»Du meinst, ich soll ihn mit in den Pub nehmen?«
»Genau. Das muss ich einfach sehen.«
»Musst du nicht zu deinen Freunden?«
»Die können warten. Man hat nicht jeden Tag Gelegenheit zu beobachten, wie ein Mann in einen Pub geht, der einen Kühlschrank hinter sich herzieht.«
Ich für meine Person konnte schlecht das Gleiche behaupten.
Antoinettes Freunde mussten also warten, weil ihr abwesender Gast damit befasst war, einen Mann auszulachen, der seine Reisebegleitung zu einem Pub namens Strand schleppte. In manchen Teilen der Welt wäre ein Mann, der an einem Freitagabend einen Kühlschrank auf einem Wägelchen in eine Bar zieht, sicher Anlass zu einer ordentlichen Schlägerei, aber hier schien es mir wahrscheinlicher, dass man allenfalls seine Scherze mit mir treiben würde.
Antoinette öffnete die Tür, und ich marschierte stolz in den Pub, woraufhin sich die Köpfe an der Theke synchron mir zuwandten, als würden sie den Flug eines Tennisballs in Wimbledon verfolgen. Ein bärtiger Mann, der mit seiner Freundin einen ruhigen Drink zu sich nahm, schaute runter auf den Kühlschrank. Sein Gesicht begann zu strahlen, und seine Augen leuchteten wie die eines Kindes an Weihnachten.
»Wenn das nicht der Mann mit dem Kühlschrank ist!«
Er hielt mir die Hand hin, und ich schüttelte sie brav und sagte »Hallo, mein Name ist Tony. Das hier ist Antoinette.«
Er nickte und wandte sich an seine Begleiterin. »Mary, hast du von diesem Typ gehört? Er zerrt einen Kühlschrank rund um Irland.«
»Mein Gott, was für ein Idiot. Was will er trinken?«
Es war wirklich denkbar einfach. Meine neuen »Freunde« Willy und Mary nahmen uns unter ihre Fittiche und stellten uns jedem im Pub vor, den sie kannten. Mit erschreckender Vorhersehbarkeit wurde ich in eine weitere »Session« verwickelt, bei der Getränke, Gespräche und Gastfreundschaft über alle Ufer traten. In der enthusiastischen Versammlung, die mich jetzt umgab, bemerkte ich einen dicken Mann mit blondem, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haar, der mich interessiert beobachtete. Er wartete, bis sich der anfängliche Tumult gelegt hatte, und näherte sich mir dann mit einem vollen Humpen Lager, den er stolz vor sich her trug.
»Ich habe gehört, was du vorhast, und ich wollte dir einfach gratulieren.«
»Oh, danke.« Ich dachte einen Moment lang nach. »Wofür?«
»Schau dich um! Alle amüsieren sich prächtig über dich und deinen Kühlschrank. Du weißt es vielleicht nicht, aber du verbreitest Freude.«
Ich befand mich in Gesellschaft von Peter, dessen weite Kleidung in einem vorwiegend rötlichen Pink-Ton mich zu der Vermutung veranlasste, dass er so was wie ein Buddhist war. Wir unterhielten uns, lachten und spendierten einander Biere. Bald war klar, dass wir das Leben von genau demselben Standpunkt aus betrachteten. Ich verstand von seinem Glauben genauso wenig wie von meinem eigenen, er aber wusste ganz genau, worum es bei der Reise mit dem Kühlschrank ging, und schrieb ihr Eigenschaften zu, auf die ich nie und nimmer gekommen wäre. Es war nett, von jemandem, der ein volles Glas Bier und eine brennende Zigarette in der Hand hielt, zu hören, dass man »die materielle Welt« überwinden müsse.
Antoinette gesellte sich zu uns. Entweder amüsierte sie sich großartig oder sie versuchte, den Besuch bei ihren »Freunden« so lange wie möglich aufzuschieben.
»Es ist großartig«, rief sie und beantwortete damit diese Frage sofort. »Ich habe gerade Bingo getroffen. Er ist der Manager der Bar, und du wirst es nicht glauben, aber ich habe ihn 1988 für eine Fernsehsendung interviewt, nachdem sie hier oben diese Stürme hatten. Du wirst ihn gleich kennen lernen. Er besteht darauf, dass wir auf Kosten des Hauses was essen, und wird gleich mit der Speisekarte kommen.«
Bingo. Ein toller Name, und einer, den man in meiner gegenwärtigen Situation ruhig laut hätte schreien können. Ich hatte eindeutig einen
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