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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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angehörte: Ihr Englisch war besser als das des chinesischen Typs, denn als ich »Hallo« sagte, antwortete sie mit »Hallo«. Ich lächelte ihr höflich zu und wandte mich dann mit einem Blick ihm zu, der sagte: »Na, siehst du, war das so schlimm?« Er bemerkte es allerdings nicht, denn er war damit beschäftigt, Socken auf seinem Bett auszubreiten. Es machte den Eindruck, als handle es sich um einen alten Ritus, bei dem die Zukunft aus Socken gelesen wird.
    Ich provozierte mindestens drei tadelnde Seufzer, als ich mein Mobiltelefon an eine der Steckdosen anschloss, um es wiederaufzuladen.
    »Tut mir Leid«, verkündete ich, denn ich erkannte, dass diese Art von Verhalten so ziemlich das genaue Gegenteil von Bio-Scones war.
    Ich musste es jedoch tun, weil ich wusste, dass die Gerry Ryan Show am Morgen mit mir würde sprechen wollen. Außerdem hatte ich genug Strecke hinter mich gebracht, um bei Kevin in England anzurufen und ihn wissen zu lassen, dass seine hundert Pfund ziemlich gefährdet waren.

    »Hallo, Kevin?«, sagte ich, als ich einen Berg im Connemara National Park halb erklommen und mich auf einen Zaun gesetzt hatte.
    Es gibt nicht viel Gutes, was sich über Mobiltelefone sagen lässt, aber einer ihrer Vorteile ist, dass man mit ihnen aufregende Berglandschaften zu seinem Büro machen kann. Ein kurzer Ausflug von der Jugendherberge aus hatte mich zu einem Ort geführt, an dem ich im Norden Moore sehen konnte, hinter denen die Gebirgskette der Twelve Bens aufragte, und im Westen die tief eingeschnittene Atlantikküste mit ihren vielen kleinen und großen Buchten. Ich freute mich schon auf Kevins nächste Frage.
    »Wo bist du?«, fragte er.
    Ich beschrieb es ihm ziemlich ausführlich.
    »Und was ist mit dem Kühlschrank? Ich vermute, den hast du schon vor Tagen weggeschmissen.«
    »Nein, ich habe ihn immer noch dabei. Na ja, im Moment gerade nicht. Er ist unten in der Jugendherberge.«
    »Jugendherberge? Du lebst wie ein König!«
    »Meistens tue ich das wirklich.«
    Leider nur wie der König von Tory.
    »Jaja, bestimmt.«

    »Ich wollte dich nur warnen. Es schaut so aus, als würde ich es wirklich schaffen. Ich reise mit einem Kühlschrank per Anhalter rund um Irland. Du solltest also besser mit deiner Bank reden, damit sie dich dein Konto um hundert Pfund überziehen lässt.«
    »Schau, du bist noch nicht einmal halb rum. Es wird bestimmt was schief gehen. Ich werd mir erst Sorgen machen, wenn du nur noch ein paar Meilen von Dublin entfernt bist. Du vergisst nämlich, dass...«
    Die Leitung wurde unterbrochen, weil das Signal zu schwach war.
    Zumindest dachte er das. In Wirklichkeit hatte ich auf den entsprechenden Knopf gedrückt. Ein weiterer Vorteil eines Mobiltelefons. Ich konnte im Moment gerade keine zynischen Bemerkungen gebrauchen. Ich hätte ihn nicht anrufen sollen. Ich Angeber. Ich hatte einfach nicht widerstehen können.
    Als ich den Hügel zur Jugendherberge hinabging, begann ich aus irgendeinem Grund, den Johnny-Nash-Song »I can see clearly now the rain has gone, I can see all obstacles in my way« zu singen.
    Ich blieb stehen und sagte mir: »Nein, kann ich nicht. Und das ist gerade das Schöne: Ich kann überhaupt keine Hindernisse sehen.«
    Ich hatte das Gespräch mit Kevin gerade in dem Moment unterbrochen, als er mich auf einige der möglichen Hindernisse hinweisen wollte. Meiner Meinung nach hat jemand, der nicht ahnt, dass es Hindernisse gibt, immer dem etwas voraus, der um diese herumgehen muss, weil er von ihnen weiß. Mit dieser Philosophie würde ich entweder dorthin kommen, wo ich hinwollte, oder im Krankenhaus landen, weil ich frontal gegen etwas gestoßen war, das nur wenig nachgab.
    Mir stellte sich eine einfache Frage: Entweder ging ich zum örtlichen Pub hinunter oder ich verbrachte den Abend mit den hartgesottenen Rucksacktouristen im Aufenthaltsraum. Aus gesundheitlichen Gründen entschied ich mich für Letzteres.
    Der Aufenthaltsraum war ein großes Zimmer, dessen eines Ende von einem Esstisch und dessen anderes von einem großen Kaminfeuer beherrscht wurde. Der Tisch war umgeben von Menschen mit gefärbtem Haar und gepiercten Nasen, die die Köpfe in dicken Taschenbüchern vergraben hatten. Am Feuer standen ein paar Stühle, auf denen eine weniger angsteinflößende Truppe saß. Der Sessel, der am bequemsten aussah, wurde vom Herbergshund eingenommen, den zu verscheuchen sicher ein Sakrileg darstellte und einem nur wenige Freunde bescheren würde. Ein schmuddelig

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