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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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aussehender Stuhl jedoch war frei, und auf den setzte ich mich. Ich hatte sofort das Gefühl aufzufallen. Alle anderen schienen zu lesen, und es wirkte, als sei ich nur gekommen, um die anderen von dieser lobenswerten Beschäftigung abzuhalten. Ich entdeckte, dass man durch eine Tür direkt in die Küche gelangte, stand auf und rieb mir die Hände.
    »Gut«, erklärte ich wie ein verlegener Lehrer, der sich allzu sehr darum bemüht, bei seinen Schülern anzukommen. »Will irgendwer eine Tasse Tee?«
    Die meisten ignorierten mich völlig, aber manche schafften es wenigstens, von ihren Büchern aufzusehen und den Kopf zu schütteln. Die Klasse 4b war eine harte Nuss. Völlige Ablehnung. Kein guter Start.
    Kurz darauf befand ich mich zum zweiten Mal an diesem Tag in einer fremden Küche. Selbstverständlich konnte ich die Teebeutel nirgends finden. Nachdem ich eine Zeit lang mit den Türen geschlagen und leise vor mich hin geflucht und die Leser im Aufenthaltsraum gegen mich aufgebracht hatte, war ich gezwungen, den Kopf wieder in den Aufenthaltsraum zu strecken und die peinliche Frage zu stellen: »Weiß irgendwer, wo die Teebeutel sind?«
    Mir antworteten ein Seufzer und mindestens zwei missbilligende Zischlaute. Ein Amerikaner, der direkt am Fenster saß, schaute zu mir hoch. »Hast du keine eigenen?«
    »Was?«
    »Man muss seine eigenen mitbringen.«
    »Ach so, ja, natürlich.«
    Ich setzte mich und hoffte, dass irgendjemand es über sich bringen würde, mir einen seiner Teebeutel anzubieten. Zuerst tat es keiner, aber als ich mich darauf konzentrierte, richtig verloren auszusehen, kapitulierte die Amerikanerin zu meiner Rechten. »Du kannst einen von meinen Teebeuteln haben, wenn du möchtest. Aber es ist Zitrone mit Ingwer. Magst du Zitrone mit Ingwer?«
    Ich hatte keine Ahnung. Einzeln hatte ich gegen keine von beiden Geschmacksrichtungen etwas, aber ich hatte sie noch nie zusammen erlebt. Warum hätte ich das auch tun sollen? Ich experimentierte nicht mit Drogen.
    »Zitrone und Ingwer? Ja, ich glaube schon, danke, das ist sehr nett von dir«, antwortete ich, nahm den Teebeutel und verschwand wieder in der Küche, um ihn mit kochendem Wasser zu übergießen.
    Als ich zurückkehrte, beobachtete das amerikanische Mädchen mit Interesse, wie ich den ersten Schluck nahm. Als der Tee mit meinen Geschmacksknospen zusammenstieß, kam ich sofort zu dem Schluss, dass der Ingwer für die Zitrone eine genauso nützliche Ergänzung war wie Fäustlinge für einen Pianisten.
    »Mmmmmm, interessanter Geschmack«, keuchte ich und konnte mich gerade noch daran hindern, meinem ursprünglichen Drang nachzugeben und das Ganze gleich wieder auszuspucken. »Interessant.« Was für ein herrlich vieldeutiges Adjektiv. Bei Einladungen zum Abendessen war es mein liebster Euphemismus für Gerichte, die ich nicht mochte.
    »Interessantes Rezept... interessanter Geschmack.« Interessant, dass es Ihnen gelungen ist, so ein schreckliches, widerlich schmeckendes Gericht zusammenzupanschen.
    Ich begann, mit den beiden Amerikanern zu plaudern, und konnte nicht feststellen, ob sie nur gute Freunde waren, die zusammen reisten, oder ob ihre Beziehung noch weiter ging. Ich wollte heute Nacht auf keinen Fall von Geräuschen wach gehalten werden, die diese Frage klärten. Es gab noch zwei Mädchen am Kamin. Das eine war eine Schwedin, das sich an meiner Unterhaltung mit den Amerikanern beteiligte und einen großen Knutschfleck am Hals hatte, der hoffentlich nicht das Ergebnis einer Nacht in dieser Jugendherberge war. Das andere Mitglied des Kamin-Teams war ein Mädchen, das ich ziemlich hübsch fand und neben das ich mich gesetzt hätte, wenn der Herbergshund nicht schneller gewesen wäre. Es sagte nichts, sondern las. Bei einigermaßen amüsanten Äußerungen in unserem Gespräch lächelte es jedoch, was in mir den Verdacht aufsteigen ließ, dass es gar nicht wirklich las, sondern einer Unterhaltung lauschte, an der es sich nicht beteiligen wollte.
    »Und was treibst du hier in Irland?«, fragte mich der Amerikaner schließlich.
    Ich versuchte, so wenig wie möglich zu verraten, aber meine Ausflüchte machten ihn nur noch neugieriger, und im Verlaufe der Befragung beging ich zuletzt den Fehler zu offenbaren, dass ich wegen einer Wette in Irland war. Selbstverständlich wollte er wissen, worum es in der Wette ging. Ich senkte die Stimme und erzählte es ihm. Plötzlich sah das lesende Mädchen von seinem Buch auf.
    »Du bist der Kerl mit dem

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