Mit dem Kühlschrank durch Irland
Kühlschrank?«, fragte es.
»Ja.«
»Du hast mir gestern den Lastwagen weggenommen.«
»Was?«
»Du hast mir den Lastwagen weggenommen.«
Bis zu diesem Augenblick waren die Zufälle in meinem Leben nicht allzu beeindruckend gewesen. Meine bisherige Bestleistung auf diesem Gebiet war, am Flughafen Leuten zu begegnen, die ich kannte. Die Tatsache, dass ich in dem gleichen Schlafsaal übernachten würde wie das Mädchen, vor das ich mich beim Trampen gedrängelt hatte, würde da vermutlich die Führung übernehmen. Ich musste mich bei ihr entschuldigen.
»Tut mir Leid«, erklärte ich.
»Ist schon in Ordnung.«
»Ich hätte den Fahrer gebeten, für dich anzuhalten, aber es gab einfach keinen Platz mehr.«
»Wegen des Kühlschranks, oder?«
»Äh, ja.«
»Ich habe zweieinhalb Stunden gewartet, weißt du.«
Schon gut, mach die Sache nur noch schlimmer! Ich hatte sowieso schon ein ganz schlechtes Gewissen.
Tina trampte durch Irland, bevor sie in das heimatliche Dänemark zurückkehrte, um Psychologie zu studieren. Wie so viele Leute aus ihrem Teil der Welt verfügte sie über die verblüffende Fähigkeit, problemlos an einer Unterhaltung auf Englisch teilnehmen zu können, ohne dass die anderen auf die Tatsache, dass dies nicht ihre Muttersprache war, auch nur die geringste Rücksicht zu nehmen brauchten. Sie war ausgesprochen nett, und ich machte mir schlimmste Vorwürfe wegen der Sache beim Trampen. Wären wir in einem Hotel gewesen, hätte ich aufstehen und sagen können, dass das Wenigste, was ich ihr schulde, ein Drink sei, und ich hätte vielleicht sogar eine Flasche Sekt bestellt, aber unter den gegenwärtigen Umständen waren mir so ziemlich die Hände gebunden. Ich konnte ihr höchstens eine Tasse Zitronen-Ingwer-Tee anbieten, und auch das nur, wenn meine amerikanische Lieferantin mich nicht im Stich ließ. Ich schrieb schließlich ihre Adresse in Dänemark auf und versprach ihr, ein Wiedergutmachungsgeschenk zu schicken. Sie lächelte höflich und ging ins Bett. Als sie die Tür erreichte, verspürte ich das entsetzliche Verlangen, ihr hinterher zu rufen »Ich komme auch gleich, Liebling«, aber ich erkannte rechtzeitig, dass dies für eine solche Bemerkung nicht das richtige Publikum war, und riss mich zusammen.
Als die Unterhaltung zu verebben begann, sagte ich Gute Nacht und machte mich auf den Weg in den Schlafsaal. Es war dunkel, und ich war mir nicht sicher, welches Bett meins war. Ich dachte daran, wie schrecklich peinlich es wäre, wenn ich in das falsche Bett kriechen würde. Die riesige Holländerin, Tina und der unfreundliche Chinese waren potenzielle Opfer meiner Desorientierung, und ihre Reaktionen auf einen Besucher, der zu ihnen unter die Decke kroch, konnten von einer freudigen Umarmung über einen Kung-Fu-Tritt in die Lende bis zu dem geschrienen Einwand, dass dies die falsche Art von Wiedergutmachungsgeschenk sei, reichen. Ich konnte jedoch gerade noch die deutlichen Umrisse des Kühlschranks ausmachen, der beim Fenster stand, und ich wusste, wenn ich ihn erreichte, würde ich mich orientieren können und den Weg zu meinem Bett finden. Das war eine weitere Premiere: ein Kühlschrank, der zu Navigationszwecken benutzt wurde.
Ich versuchte, mich so leise wie möglich auszuziehen, aber je mehr ich mich anstrengte, desto ungeschickter wurde ich. Ich warf Sachen von meinem Bett und wäre fast hingefallen, als ich aus meiner Jeans schlüpfte und mit einem Fuß hängen blieb. Jeder Laut, den ich verursachte, wirkte ohrenbetäubend. Ich entwickelte eine gesteigerte Empfindlichkeit, was Geräusche anging, die sich wenig später, als ich versuchte einzuschlafen, nicht eben als Vorteil erweisen sollte.
Zuerst lief es ganz gut, denn ich fand rasch eine bequeme Position. Aber mir wurde bald klar, dass ich den gleichen Fehler beging, wie wenn ich in Flugzeugen einzuschlafen versuche: Ich denke zu viel über die ganze Sache nach. Während ich mich auf dem unpassend proportionierten Flugzeugsitz erneut zusammenrolle, denke ich mir: »Ja, so müsste es gehen... das ist eine bequeme Position... noch fünf Minuten, und ich bin weg.«
Natürlich dauert es nur wenige Sekunden, bis ich irgendwo in meinem Körper einen leichten Schmerz verspüre und erkenne, dass diese Position nicht das Tor zu ungestörtem Schlummer ist, wie ich gehofft hatte.
Ich bin kein unruhiger Schläfer und habe auf diesem Gebiet normalerweise keine Probleme. Eigentlich bin ich richtig gut im Schlafen. Ich schlafe
Weitere Kostenlose Bücher