Mit dem Kühlschrank durch Irland
fragen?«
»Ich fürchte, da ist gerade meine schmutzige Wäsche drinnen.«
»Na ja, wenigstens wird sie nicht warm. Und Sie reisen mit dem Kühlschrank durchs Land?«
»Ja.«
»Nun, ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Energie und Ihrem Enthusiasmus.«
»Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht den Kühlschrank segnen und dann auf ihm unterschreiben könnten.«
»Selbstverständlich.«
Logisch. Das gehört schließlich alles zum Tagewerk einer Benediktinerin.
Sie müssen Gefallen an mir gefunden haben, diese Nonnen, denn sie luden mich ein, zum Abendessen zu bleiben. Ich fand dann aber zu meiner Enttäuschung heraus, dass ich in einem speziellen Speisesaal für Besucher sitzen musste. Ich hatte gehofft, mit den Nonnen essen und sie über ihr Leben aushorchen zu können. Dann hätte ich vielleicht sogar eine von ihnen eingeladen, mit mir auszugehen. Ich liebe Herausforderungen. Nach dem Essen wurde ich gefragt, ob ich der Chorprobe zusehen wolle. Ich sagte ja, bedauerte das aber bald. Sie probten lange, und man muss ehrlicherweise sagen, dass sie das auch nötig hatten, und für mich hatte die Sache nach eineinhalb Stunden den Reiz des Neuen eingebüßt.
Immer noch erschüttert von dieser Erfahrung wurde ich anschließend von Schwester Magdalena nach Letterfrack gefahren, ins nächstgelegene Dorf. Das war äußerst freundlich, denn zu Beginn meiner Reise hatte ich nicht damit gerechnet, einmal von einer Nonne mitgenommen zu werden. Während der Fahrt nieste ich einmal ziemlich laut.
»Gott segne Sie«, sagte meine Begleiterin daraufhin.
Es war nett, dies mal von jemand mit angemessener Erfahrung auf diesem Gebiet zu hören.
15
Die längste Nacht
Irgendeine Art von Musikfestival in der Gegend hatte zur Folge, dass es in Letterfrack kein einziges Pensionszimmer mehr gab. Schwester Magdalena setzte mich vor einem Gebäude ab, das absolut keine Ähnlichkeit mit einem alten Kloster hatte, aber The Old Monastery Hostel hieß. Eine Jugendherberge, ja? Ich hatte so meine Befürchtungen, aber zumindest der Name hatte noch etwas von dem kirchlichen Flair dieses Tages. Ich ging hinein und fand niemanden. Für die ankommenden Reisenden war eine Nachricht mit Kreide auf eine Tafel geschrieben worden: »Willkommen! Bitte macht es euch am Feuer gemütlich. Jemand wird sich bald um euch kümmern. Alles, was ihr braucht, befindet sich auf diesem Stockwerk: Küche, Wohnzimmer, Badezimmer und Toiletten. Frühstück gibt es um 9 Uhr unten im Café. Das Frühstück ist kostenlos und besteht aus warmen Bio-Scones, warmem Porridge und Bio-Kaffee oder Tee. Entspannt euch und genießt euren Aufenthalt!«
Für meinen Geschmack waren hier zu viele Sachen bio. Ich hatte das Gefühl, hier ohne Sandalen, ohne eine muffige Henna-Wolke und ohne Pferdeschwanz nicht willkommen zu sein. Ich ging nach links und fand mich in einem großen Schlafsaal wieder. Überall schienen Doppelstockbetten zu stehen. Zum ersten Mal auf meiner Reise hatte ich den Eindruck, dass ich mir zu viel zumutete. Ich wählte ein Bett oben und markierte mein Territorium, indem ich den Rucksack darauf warf. Ich rollte den Kühlschrank zum Fenster und ließ ihn dort stehen. Ich war auf dem Weg zum Schlafsaal niemandem begegnet, weswegen auch niemand wusste, dass er mir gehörte. Es bot sich mir also die Gelegenheit, mich einen Abend lang der Aufmerksamkeit zu entziehen, die ich als sein Besitzer auf mich lenkte. Außerdem, so dachte ich mir, würde es ziemlich lustig sein, wenn alle in der Jugendherberge einander argwöhnisch musterten und herauszufinden versuchten, wer von ihnen der Trottel war, der mit einem Kühlschrank herumreiste. Das könnte die Quelle einigen gesunden Unbehagens sein.
Ein chinesisch aussehender Typ kam herein. Ich sagte »Hallo«, aber er antwortete nicht. Entweder umfassten seine Englischkenntnisse »Hallo« nicht, oder er war ein Idiot. Ich sah mich in dem riesigen Schlafraum um, zählte die Rucksäcke, die auf den Betten lagen, und schloss auf ungefähr fünfzehn weitere potenzielle Idioten. Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, als ich zwei Nächte zuvor im Bett gelegen war und mich gefragt hatte, wann ich wieder mit jemandem eine Nacht verbringen würde.
Ein junges amerikanisches Paar kam herein, und mir wurde klar, dass der Schlafraum gemischt war. Dem Paar folgte eine dicke Frau, von der ich annahm, dass sie Holländerin war. Ich schloss dies allein aus ihrer Größe, was ziemlich gewagt war. Egal, welcher Nationalität sie
Weitere Kostenlose Bücher