Mit dem Kühlschrank durch Irland
ausgezeichnet. Ich mache kaum Fehler. Gäbe es die olympische Disziplin »Schlafen«, hätte ich gute Chancen, in die britische Mannschaft aufgenommen zu werden. Ich finde, dass es »Schlafen« bei den Olympischen Spielen geben sollte. Es würde sich hervorragend als Freiluftwettkampf eignen, denn die Athleten (mir fällt kein besserer Begriff ein) könnten sich knapp außerhalb der Reichweite der Speere in ihre Betten legen, und der Erste, der einschläft und drei Stunden lang nicht aufwacht, würde Gold gewinnen. Ich zumindest wüsste gerne, welcher Charaktertyp am besten geeignet ist, um unter Wettkampfbedingungen zu schlafen. Und was für Aussichten! Ein Kommentator, der ganz aufgeregt feststellt, dass einer der Wettkämpfer »fast eingenickt« ist, und seine Enttäuschung über einen jungen Briten äußert, der tragischerweise von einer Starterpistole geweckt worden ist, als nur fünf weitere Minuten in Schlummerland genügt hätten, um ihm die Bronzemedaille zu bescheren. (Und wer würde schon die Wiederholungen in Zeitlupe verpassen wollen?)
Ich schaute auf meine Uhr. Halb zwei. Es war ja nicht so, dass ich nicht nahe dran gewesen wäre. Ich war schon zweimal beinahe eingeschlafen. Beide Male war mein allmähliches Abgleiten in diesen friedlichen Zustand durch eine kleine Explosion unterbrochen worden. Das war die Zentralheizung der Jugendherberge, die gemeinerweise so konstruiert war, dass sie alle vierzig Minuten ansprang. Das Intervall zwischen den Explosionen war lang genug, damit man richtig müde wurde, aber auch kurz genug, um einen bei der nächsten Detonation des Boilers noch so richtig aufzuschrecken.
Um zwei wurden die meisten, die das Glück gehabt hatten, es verloren zu haben, wieder zu Bewusstein gebracht, als der Besitzer des Bettes unter mir lärmend zurückkehrte. Verräterische Anzeichen wie Rülpsen und Singen ließen vermuten, dass dieser Mann, als er mit der einfachen Frage konfrontiert worden war, was er mit diesem Abend anfangen sollte, nicht die gesunde Alternative gewählt hatte. Es entging meiner Aufmerksamkeit nicht, dass er in der gegebenen Situation die richtige Entscheidung getroffen hatte, denn kaum hatte er sich ungeschickt und lautstark seiner Kleidung entledigt und den Kopf auf das Kissen gelegt, fing er auch schon zu schnarchen an. Nun, nicht ganz. Er schnarchte fast. Die tiefen Atemzüge waren schon zu hören und auch die dazugehörigen Schnarch-laute, aber nur sehr leise. Unüberhörbar hatte dieser Mann das Potenzial, sehr laut zu schnarchen, er musste dafür aber erst warm werden. Es war unbedingt ratsam einzuschlafen, bevor er seine volle Lautstärke erreicht hatte.
In dieser Hinsicht versagte ich, und eine Stunde später hatte sein Schnarchen ein Niveau erreicht, das ihm eine Medaille bei den Europameisterschaften eingebracht hätte. Alle Hinweise deuteten darauf hin, dass er in einer weiteren Viertelstunde seine volle Leistungskraft erreichen und Schnarcher von sich geben würde, die sich mit den besten der Welt messen konnten. Ich war der Einzige, dem dies Sorgen bereitete, denn an den deutlich vernehmbaren Atemrhythmen der anderen im Schlafsaal konnte ich erkennen, dass es allen außer mir gelungen war einzuschlafen.
Fremdem Schnarchen ausgesetzt zu sein war für mich keine neue Erfahrung, aber zum ersten Mal kam das Schnarchen von direkt unter mir. Irgendwie wurde es dadurch um einiges beunruhigender und vermittelte den Eindruck, als drohe eine Art geologische Katastrophe. Mitten in der Nacht gibt es kein rationales Denken, und obwohl Irland nicht für seine Erdbeben und Vulkane berühmt ist, richtete ich mich doch zweimal voll Furcht kerzengerade im Bett auf, als es unter mir heftig grollte.
Ich bin gegen die Todesstrafe. Ich glaube, es ist ein Fehler, den Menschen ausgerechnet dadurch, dass man sie umbringt, zeigen zu wollen, dass sie keine Menschen umbringen sollen. Ich bin jedoch nicht gegen das Töten von Schnarchern. Die Menschen haben schon unzählige Heilmittel gegen das Schnarchen probiert, und keines hat funktioniert. Gut, man kann die Schnarcher wecken, aber sie schlafen nur wieder ein und fangen von vorne an. Die einzig wirklich effektive Methode, jemanden am Schnarchen zu hindern, ist, ihn zu töten.
Ich lag in meinem Bett und überlegte mir, was ich für Möglichkeiten hatte. Ihn zu ersticken schien das Angemessenste zu sein, aber die Vorstellung, ihn zu erwürgen, gefiel mir auch. Ich bildete mir ein, dass es auf der ganzen Welt kein Gericht
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