Mit dem Kühlschrank durch Irland
als Middleborough kann es nicht sein«, erklärte Bill und ließ damit erkennen, dass Jane es nicht schwer haben würde, ihn zu überzeugen.
»Was ist denn Kylemore Abbey genau, Tony?«, fragte Jane.
»Es ist ein benediktinisches Nonnenkloster.«
»Und Sie sind sich sicher, dass wir Sie dort absetzen sollen?«
»Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher, ob ich mir irgendeiner Sache sicher bin, aber ich habe das Gefühl, dass es richtig ist, dort als Nächstes hinzufahren.«
Es gab eine Pause, dann fragte Billy: »Macht es Ihnen was aus, wenn wir fragen, wieso?«
»Überhaupt nicht. Mein Freund Brendan hat gesagt, dass ich den Kühlschrank von der Schwester Oberin segnen lassen soll.«
Es folgte eine weitere Pause. Diesmal brach Jane das Schweigen. »Das ist nur recht und billig.«
Vielleicht war es unsinnig, vielleicht wunderlich und ein bisschen unverschämt, aber es war ganz bestimmt weder ungerecht noch teuer.
Nach einer Kurve wurde das imposante, mit Türmchen geschmückte Gebäude der Abtei plötzlich zum ersten Mal auf der gegenüberliegenden Seite eines Sees sichtbar. Das Ufer war von Schilf gesäumt, und das Kloster stand am Fuß eines bewaldeten, steilen Hügels.
»Wow!«, stieß Billy hervor. Für den Anblick, der sich uns bot, konnte es keinen besseren Kommentar geben, auch wenn er nicht sehr beredt war.
Auf dem Parkplatz des Klosters beugte sich Jane über Saiorse, um auch auf ihr zu unterschreiben, und ich bemerkte, dass der Platz dafür schon ziemlich knapp geworden war. Die ganze Bande vom Matt Molloy’s hatte unterschrieben und außerdem noch ein Gutteil der Gratulanten draußen vor dem Pub. Dass sie in keinerlei Beziehung zu dem Kühlschrank oder dessen Besitzer standen, hatte die Leute nicht davon abgehalten, »Gebt mir den Stift, damit ich auf dem Ding unterschreiben kann!« zu rufen.
Als ich den Kühlschrank in den Vorraum des klösterlichen Andenkenladens rollte, sah ich im Augenwinkel, wie Billy und Jane mir verwundert nachsahen. Mir kam der Gedanke, dass die Reaktionen, die ich bei den Leuten hervorrief, fast so etwas wie der Treibstoff waren, der mich am Laufen hielt. Je ungewöhnlicher mein Verhalten, desto befreiender wirkte es auf mich. Ich war mittendrin, und mein Selbstvertrauen hätte nicht größer sein können. Saiorse und ich waren jetzt nicht mehr aufzuhalten.
Das Mädchen an der Pforte wirkte verblüfft. Ratlos. Ja, eindeutig ratlos, aber sie machte ihre Sache ziemlich gut. Man darf nicht vergessen, dass sie einen guten Grund für eine derartig komplexe Reaktion hatte, denn was ich sie fragte, war bestimmt nicht Teil ihrer täglichen Routine.
»Wäre es möglich, die Schwester Oberin zu sprechen?«, hatte ich mich erkundigt. »Ich möchte, dass sie meinen Kühlschrank segnet.«
»Ich hole Schwester Magdalena«, hatte sie geantwortet.
Genau, junge Dame. Überlassen Sie doch einfach alles Schwester Magdalena, sobald die Dinge ein bisschen komplizierter werden.
Schwester Magdalena betrachtete den Kühlschrank lange und streng.
»Wandern Sie mit ihm durch Irland?«
»Ich trampe.«
»Trampen? Oh, ich verstehe.«
»Und für was sammeln Sie Spenden?«
»Für gar nichts. Ich tue es, um eine Wette zu gewinnen.«
»Ich verstehe.«
Nein, das tat sie nicht. Sie verstand überhaupt nichts. Sie fuhr fort: »Nun, Mutter Clare ist gerade beschäftigt, aber Sie können sie vielleicht vor dem Gebet sprechen.«
»Oh, das wäre toll.«
Es würde ihr auch Stoff für ihr Gebet geben.
Ich sah mich ein wenig auf dem Gelände des Klosters um und ging am Seeufer entlang, wo ich von Fuchsien und Rhododendren umgeben war. Ich gelangte zu einer kleinen Kapelle, die, wie ich später erfuhr, vom ursprünglichen Besitzer des Klosters gebaut worden war: Mitchell Henry, einem Industriellen und Großgrundbesitzer aus Manchester, der für Galway im Parlament gesessen war. Ihm muss die Kathedrale von Norwich ziemlich gut gefallen haben, denn er hatte angeordnet, dass die neugotische Kapelle eine Miniaturversion dieser Kirche werden sollte. Glücklicherweise waren die Architekten so klug gewesen, nicht alles maßstabsgerecht zu verkleinern, so dass man die Kapelle betreten konnte, ohne auf Händen und Knien durch die Tür kriechen zu müssen.
Mutter Clare war eine reizende Frau mit einem sanften, offenen Gesicht. Als Schwester Magdalena ihr erzählte, was ich tat, begann sie zu strahlen und rief aus: »Du lieber Himmel! Was haben Sie denn in dem Kühlschrank drin? Darf man das
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