Mit dem Kühlschrank durch Irland
Schuhe im Rucksack unterzubringen. Welch besseren Ort hätte es da für sie geben können?
»Keiner hebt Schuhe in einem Kühlschrank auf«, behauptete Val, was plausibel war.
»Ich schon.«
»Öffnen Sie ihn! Ich bin Polizist.« Dann erklärte er den Anwesenden: »Ich muss sehen, was in dem Kühlschrank ist. Es könnte eine Bombe sein.«
Seine Autorität wurde von denen, die ihn kannten, stark in Zweifel gezogen, und er wurde mit Bemerkungen bombardiert wie »Lass den armen Kerl in Ruhe!« und »Wenn Val Polizist ist, dann ist mein Arsch Präsident.«
»Nein, nein, das ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Ich habe nichts zu verbergen. Ich weiß, dass die Polizei nur ihre Arbeit tut.«
Lautes Gelächter. Val kniete sich hin, um den Kühlschrank zu öffnen.
»Es ist völlig ausgeschlossen, dass jemand Schuhe in einem Scheißkühlschrank verstaut.«
Als er die Tür öffnete, versammelte sich eine erwartungsfrohe Menge um ihn herum. Zu Vals Entsetzen fiel ein Paar braune Schuhe auf den Teppich. Großer Jubel. Val wandte sich mir zu. »Woher kommst du?«
»London.«
»Woher in London?«
»Wimbledon.«
»Ah, Wimbledon. Du bist also der Wimbledon-Wanderer. Wie heißt du?«
»Tony.«
»Tony wie?«
»Tony Hawks.«
»Hawks. Hawks. Wie der Falke in den Lüften. Hawkeye. Du bist ein guter Mann. Jeder, der seine Schuhe im Kühlschrank verstaut, ist ein guter Mann.« Er wandte sich an das Mädchen hinter der Theke. »Elsie, gib diesem Mann ein Bier.«
Nie mehr im Leben werde ich mir auf solche Weise ein Bier verdienen.
Der Kühlschrank stand mitten im Raum auf dem Teppich, und die Trinker zogen in langer Reihe an ihm vorbei und erwiesen ihm ihre Reverenz, als wäre er eine Art Reliquie. Zwei alte Frauen, Finola und Maureen, waren von der ganzen Sache mit der Wette fasziniert und stellten mir eine Frage nach der anderen. Jede Antwort erntete Gelächter, und die Fragen wurden immer seltsamer.
»Schlafen Sie auch da drinnen?«
»Natürlich tue ich das. Da drinnen ist es wie im Tardis. Man öffnet die Tür, und schon ist man in einer Suite mit zwei Schlafzimmern. Zwei Bäder, eins direkt an das größere Schlafzimmer angeschlossen.«
Maureen, die einen doppelten Whiskey wie eine Laterne schwenkte, erzählte mir davon, dass gerade Writers’ Week in Listowel sei und sie der Jury angehöre. Dann begann sie, weit ausholend von ihrem Sohn in Neuseeland zu berichten, aber ihr Akzent machte es zusammen mit ihrem Genuschel und Val, der immer wieder dazwischenrief, sie solle endlich die Klappe halten, schwer, ihr zu folgen.
»Halt die Klappe! Lass Hawkeye in Ruhe!«, forderte Val immer wieder.
Ich war erst seit einer halben Stunde in diesem Pub und hatte schon einen Spitznamen. Endlich hatte ich ein Gebiet entdeckt, auf dem die Iren wirklich schnell waren.
»Wo übernachtest du, Hawkeye?«
»Ich weiß es nicht, Val. Ich habe noch nicht einmal entschieden, ob ich hier in Listowel bleibe.«
»Nu, falls du bleibst, kannst du bei mir übernachten. Ich hab ein großes Haus oben auf dem Hügel — sehr still und friedlich. Du wirst dort im Bett der Stille ruhen.«
Mir gefiel sein Versuch einer lyrischen Umschreibung, aber der Schlafplatz, den er mir anbot, klang zu sehr nach einer letzten Ruhestätte, als dass ich sofort zugesagt hätte.
»Das ist sehr nett von dir. Wenn es dir nichts ausmacht, schaue ich erst noch, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Schau nur, Hawkeye, schau nur! Hawkeye, der Wimbledon-Wanderer!«
Ein sehr alter Mann an der Theke, der wie das männliche Äquivalent meiner ersten Pensionswirtin in Donegal Town klang, nur dass er noch langsamer sprach, verkündete, er sei 84. Für manche alten Leute reicht das als Gesprächsbeitrag bereits, aber er hatte noch etwas hinzuzufügen. Er blickte auf den Kühlschrank hinab und erklärte: »Dieser Kühlschrank hat den ruhelosen Geist eines Nomaden.«
Es gab eindeutig keinen Unterschied zwischen den Generationen, wenn es darum ging, sich für die Idee, dass ein Kühlschrank reisen könne, zu begeistern.
Maureen bestand darauf, dass ich mich neben sie setzte, während sie mir die Adresse ihres Sohns in Neuseeland aufschrieb. Sie gab mir einen Zettel, auf dem ich nur die Zahl 7 erkennen konnte. Kein einziges Wort war leserlich. Ich versprach, ihn zu besuchen, falls es mich mal nach Neuseeland verschlagen sollte, aber ich vermutete, dass 7 Gty$a RelT Broi/9unter, GoptS-yyi eine Adresse war, die nur schwer zu finden sein würde.
Mir gegenüber saßen zwei
Weitere Kostenlose Bücher