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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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ich mich einem klapprigen Auto, das ich mir aufgehoben hatte für den Fall, dass die Situation verzweifelt würde. Ich klopfte gegen das Fenster, und die beiden ungepflegten Gestalten in dem Wagen schauten zu mir hoch.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber Sie fahren nicht zufällig in Richtung Tralee, oder?«
    »Wir fahren nach Listowel«, antwortete der Fahrer unfreundlich.
    »Das liegt auf dem Weg, nicht wahr?« Mein vorheriger Blick auf die Karte erwies sich als unbezahlbar.
    »Könnte man so sagen.«
    »Könnten Sie mich mitnehmen? Niemand scheint in diese Richtung zu fahren, und ich hänge hier so ziemlich fest.«
    Die beiden Kerle, die ich für Bauarbeiter hielt, weil sie so viel Sand, Zement und Staub auf ihren Kleidern und im Haar hatten, blickten einander an, und der ältere, der Beifahrer, nickte.
    »Ja, in Ordnung. Wir nehmen dich bis Listowel mit.«
    Sie hatten ziemlich lange gezögert, aber wenigstens kam ich weiter.
    Als ich das Schiff entlangging, fiel mir ein, dass die beiden Typen, Pat und Michael, noch nichts vom Kühlschrank wussten. Jeder, der bisher für mich angehalten hatte, hatte zumindest gesehen, dass ich ein sperriges Gepäckstück dabeihatte. Ich fragte mich, was ihre Reaktion sein würde. Ich musste nicht lange warten, um es herauszufinden.
    »Was in Gottes Namen ist denn das?«, fragte Pat.
    »Ein Kühlschrank.«
    »Das dachte ich mir.«
    Sie betrachteten ihn beide ungläubig.
    »Ist im Auto genug Platz dafür?« Ich sah höflich nach, obwohl ich wusste, dass es Platz genug gab.
    »O ja. Wir tun ihn nach hinten«, antwortete Michael und kratzte sich am Kopf. »Entschuldige bitte mein Französisch, aber was soll der Scheiß mit dem Kühlschrank?«
    Ich erklärte es ihnen, und Pat und Michael tauschten einen Blick, der zu sagen schien »Na, zum Glück sind wir zu zweit«.
    Pat, der Fahrer und der Jüngere der beiden, begann nach ungefähr zwanzig Minuten aufzutauen und locker mit mir zu plaudern. Michael aber saß wie angefroren auf seinem Sitz und war offenbar überzeugt, dass es leichtsinnig gewesen war, einen gefährlichen Psychopathen in Reichweite eines Messers gelassen zu haben. Ich bekam den Eindruck, dass er mir nicht ein Wort von dem, was ich gesagt hatte, glaubte. Im Gegenteil, er schien davon überzeugt, dass ich im Kühlschrank die lebenswichtigen Organe meiner Opfer aufbewahrte.
    Als sie mich in Listowel absetzten, stieg Pat aus und unterschrieb auf dem Kühlschrank, während Michael auf dem Beifahrersitz kleben blieb und meine Bewegungen im Rückspiegel beobachtete, für den Fall, dass ich in letzter Sekunde noch den Versuch unternähme, Pat zu überwältigen und die Autoschlüssel an mich zu bringen, um Michael zu meinem Versteck zu fahren, wo ich mit dem Foltern beginnen würde.
    »Dann viel Glück«, sagte Pat und gab mir die Hand.
    »Danke.«
    Ich hörte gerade noch, wie Michael vorne im Auto murmelte: »Ja, viel Glück.«
    Dem Menschen fiel wirklich ein Stein vom Herzen.
    Ein schnelles Bier zur Feier der erfolgreichen Bewältigung eines schwierigen Streckenabschnitts war in Ordnung. Pat hatte mir eine Bar namens John B. Keane’s empfohlen, die dem Autor von The Field gehörte, einem Buch, das mit John Hurt und Richard Harris in den Hauptrollen verfilmt worden war. Als ich die stark frequentierte Hauptstraße entlanging, kam ich an einem Schild mit einem Pfeil vorbei, auf dem L EGERER M ARKT stand. Was war das? Ein Markt, um legere Kleidung zu kaufen und zu verkaufen? Würde ich um die Ecke biegen und Buden voller Jeans, T-Shirts und Turnschuhe entdecken? Oder war es ein Ort, wo der Handel selbst leger vonstatten ging? Budenbesitzer, die auf Liegestühlen herumlungerten, Bücher lasen und nur gelegentlich mal, zwischen zwei Kapiteln, den Kunden ihre Aufmerksamkeit schenkten?
    Das John B. Keane’s war für fünf Uhr nachmittags ziemlich voll. Nachdem ich mich umgesehen hatte, war mein erster Eindruck, dass es hier genug Hausbetrunkene für eine Hausbetrunkenen-Konferenz gab. Die Stimmung war gut, und die Ankunft eines Fremden mit Rucksack und Kühlschrank sorgte dafür, dass Lautstärke, Begeisterung und Gelächter noch Zunahmen.
    Val, ein dünner Kerl in den Fünfzigern mit Brille, Schnurrbart und einer spitzen blauen Kappe auf dem Kopf, war der Lauteste. Er verkündete, dass er ein Polizist in Zivil sei und mir einige Fragen zu stellen habe.
    »Was ist in dem Kühlschrank?«
    »Ein Paar Schuhe.«
    Das stimmte wirklich. Am Morgen hatte ich Schwierigkeiten gehabt, meine

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