Mit dem Kühlschrank durch Irland
mit ein, sobald sie es sich zutrauten, und beim letzten Durchgang wurde sie dann vom ganzen Ensemble mit Begeisterung vorgetragen. Diese Methode verlieh jedem Stück die Dynamik eines natürlichen Crescendos, das auch bewusst arrangiert hätte sein können.
Der Banjospieler stammte nicht aus der Stadt, aber durch sein Spiel wurde ihm eine Gastfreundschaft zuteil, wie sie sonst nur ein lange verloren geglaubter Sohn erfährt.
Er verstand sich gut mit Tony, dem er für sein ausgezeichnetes Akkordeonspiel Anerkennung zollte, und sie lächelten einander in gegenseitiger Bewunderung zu. Der weniger talentierte Gitarrist machte weiter und spielte genauso viele falsche wie richtige Akkorde. Obwohl er gelegentlich den Klang der Combo verdarb, wurde er nicht getadelt oder mit bösen Blicken bestraft, sondern so freundlich behandelt, als sei er ein begnadeter Musiker.
Nach ungefähr einer Stunde begann das Singen ohne Begleitung. Dabei schloss jeder Sänger die Augen und bot sein Stück einem hingebungsvollen Publikum dar, das am Ende jedes Lieds dessen Text kommentierte. Die Lieder wurden der Reihe nach vorgetragen, fast so, wie die Gäste in einem englischen Pub einander Witze erzählen. Manche warteten ungeduldig auf die Gelegenheit, ihr Talent zu demonstrieren, andere mussten zu einem Lied überredet werden.
Bezeichnenderweise sangen die, die ermuntert werden mussten, am besten, aber es war kein Wettkampf, und jedem Sänger, ob gut oder schlecht, wurde der gleiche Respekt gezollt. Ich zerfurchte mein Hirn auf der Suche nach einem Lied, das ich singen könnte, falls ich dazu aufgefordert werden sollte, aber glücklicherweise wurde mir diese Ehre nicht zuteil. Ich notierte mir in Gedanken, mir etwas für solche Gelegenheiten auszudenken, denn mir gefiel diese Art zu singen: die Augen schließen und aus voller Brust losschmettern. Es wirkte wie ein Stil, der maßgeschneidert war für Betrunkene, aber Tony bewies, dass Alkohol dafür nicht unbedingt notwendig war, denn nach vier Gläsern Orangensaft war sein Beitrag mit der gefühlvollste und ergreifendste dieses Abends.
Tony sang immer noch, als er uns mit dem Auto nach Hause fuhr. Das Lied beinhaltete die Zeile »Ich nahm einen Tramper mit, der groß war und hübsch«, und einen Moment lang dachte ich, es ginge um mich, aber ich hörte aufmerksam zu, und es wurde nirgends ein Kühlschrank erwähnt. Ich war also noch keine Volkslegende.
Am nächsten Morgen musste ich es einfach erwähnen. Ich war überrascht, dass Tony es bisher nicht getan hatte, und ich konnte nicht abreisen, ohne das Thema angeschnitten zu haben.
»Hast du noch mal daran gedacht, den Kühlschrank zum Tauchen mitzunehmen?«
»Habe ich, und mir ist klar geworden, dass wir das Ding nicht mehr heben könnten, sobald es mit Wasser vollgelaufen ist. Wir bräuchten Luftsäcke, und ich habe keine.«
Verdammt. Ich hatte auch keine.
»Macht nichts. Das hätte uns sowieso keiner geglaubt«, erklärte ich.
»Tut mir Leid. Wir könnten den Kühlschrank auf eins von Willy Dalys Ponys setzen und mit ihm einen Ausflug machen, wenn du möchtest.«
Ehrlich, obwohl er ein unbelebtes Objekt war, erhielt er mehr Angebote als ich.
»Ich denke, das Pony würde einen Schreck kriegen. Vielleicht genügt es für heute, wenn er trampt.«
Als Tony mich an der Straße von Lahinch nach Kilrush vor einer hässlichen Ferienhaus-Siedlung absetzte, hatte ich absolut keine Idee, wohin ich sollte. Bisher hatte ich wenigstens immer ein Ziel im Sinn gehabt, selbst wenn der Grund dafür so fadenscheinig war wie der Tipp, dass jemand einen netten Pub dort kannte. Aber diesmal wusste ich nichts. Ich wollte einfach abwarten, was geschah.
Keiner hätte den Abend vorhersehen können, der vor mir lag.
18
Junggeselle
Autos waren selten, und der Himmel zeigte sich so wechselhaft wie meine Stimmung. Ich hatte gut geschlafen, aber aus irgendeinem Grund war ich gereizt. Es begann zu regnen, zuerst leicht, aber dann immer stärker, bis ich schließlich meinen Anorak aus dem Rucksack holen musste. Natürlich lag er nicht griffbereit ganz oben, sondern hatte sich in den tiefsten Tiefen ganz unten versteckt. Ich begann zu wühlen — nichts. Der Regen war jetzt dichter, und ich wurde ziemlich nass.
Es war eine ausweglose Situation. Der einzige Weg, das zu finden, was ich suchte, war eindeutig, alle Kleidungsstücke nacheinander herauszuholen und auf die Straße zu legen. Der Regen würde sie kräftig durchnässen, und dann würden sie
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