Mit dem Kühlschrank durch Irland
John war vor mir dran. Er stellte eine deutliche Verbesserung gegenüber den beiden vorherigen Teilnehmern dar. Er war nicht betrunken, und er sang ziemlich gut. Zum ersten Mal bekam ich ein bisschen Lampenfieber. Endlich war ich dran, und der DJ stellte mich vor.
»Und jetzt haben wir eine Nachmeldung: einen jungen Mann, der mit einem Kühlschrank durchs Land reist. Ihr habt ihn vielleicht schon in der Gerry Ryan Show gehört: Meine Damen und Herren, hier ist Tony Hawks!«
Jubel und Pfiffe, während ich mir einen Weg auf die Bühne bahnte. Ich hatte immer noch absolut keine Idee, was ich tun oder sagen sollte. Das Mikrofon wurde mir von einem ungewöhnlich dünnen Assistenten gereicht, der mich mit einem irren Lächeln anstarrte.
»Guten Abend, Ladies und Gentlemen!«, begann ich raffinierterweise und machte mir all meine Erfahrung zunutze. »Ich bin hocherfreut, heute hier sein zu dürfen. Ich bin wirklich Junggeselle, und ich schätze, das ist keine Überraschung bei einem Mann, der sich entschlossen hat, mit einem Kühlschrank herumzureisen. Aber in meinem tiefsten Inneren habe ich schon immer das Verlangen gespürt, eine Frau aus Ballyduff zu heiraten.«
So weit so gut. Meine letzte Bemerkung wurde von den Frauen im Publikum mit Jubelgeschrei aufgenommen, und ein Mädchen irgendwo in der Dunkelheit rief eindringlich: »Komm her!« Das klang so, als hätte ich bereits genug geleistet und könne jetzt mit ihr verschwinden, um mit einem Priester die Details der Hochzeit festzulegen. Im Publikum wurden die unterschiedlichen Ansichten dazu, ob es ratsam sei, ein Mädchen aus der Gegend zu heiraten oder nicht, zum Besten gegeben. Das Stimmengewirr schien sehr lange zu dauern, legte sich aber in Wirklichkeit innerhalb von Sekunden. Ich stand dort und war für einen Augenblick wie verzaubert von den Rufen der rasenden, erwartungsvollen Menge. Ich hatte in gewisser Weise das Gefühl, den eigenen Körper verlassen zu haben, über mir zu schweben und auf mich herabzublicken. Ich fragte mich: »Wie zum Teufel bist du da rein geraten?« Eine ganz besonders durchdringende Frauenstimme holte mich in die Wirklichkeit zurück.
»Hat der Kühlschrank ein Tiefkühlfach?«, rief sie, so laut sie konnte.
Plötzlich breitete sich Stille aus. Es war beinahe so, als hätte sie einen Punkt angesprochen, der jeden interessierte.
»Ich nehme noch keine Fragen entgegen«, antwortete ich.
Man lachte. Dreißig Sekunden waren vorbei, und ich schlug mich recht wacker.
Von da an ging es bergab. Nach einer Minute schwitzte ich und nach eineinhalb war ich in ziemlichen Schwierigkeiten. Irgendwie schaffte ich es, mich an einen Teil meines Programms zu erinnern, der mich vielleicht retten würde, und präsentierte ihn mit so viel Selbstvertrauen, wie ich aufzubringen in der Lage war. Doch das rettete mich nicht. Es verschaffte mir höchstens ein paar weitere Sekunden, in denen ich mich vor einem Publikum abmühte, das mich jetzt ein klein bisschen unterstützte, das aber das Einzige, was ich auf der Bühne zu bieten hatte, niemals zu schätzen wissen würde.
»Ich weiß nicht, was ich noch tun soll«, gestand ich freimütig-
»Mach den Tony Blair — es kann eigentlich nur besser werden!«, rief eine männliche Stimme und machte mir die Sache dadurch nicht einfacher.
»Sing den Stutter Rap!«, rief eine andere und offenbarte Kenntnis meiner tragischen Vergangenheit.
Joe stand hinter mir und flüsterte eindringlich: »Reiß noch ein paar von diesen Witzen! Los, mach schon!«
Das hätte ich auch getan, wenn ich mich an irgendwas davon erinnert hätte. Die Exzesse der vergangenen Wochen hatten es vorübergehend aus meinem Gedächtnis gelöscht. Dann kam mir eine Idee.
»Ich weiß, was ich tun werde. Ich werde ein Lied singen«, verkündete ich, was mit vorsichtigem Beifall begrüßt wurde. »Ich habe inzwischen gelernt, was man dazu hier drüben machen muss: Man schließt die Augen und singt aus dem tiefsten Herzen heraus. Das hier ist kein irisches Lied, denn ich kenne keins, aber es ist ein Lied, das ich vor ein paar Jahren für mich selbst geschrieben habe. Und es geht so.«
Meine Ankündigung sorgte für die gleiche Ruhe wie die Frage nach dem Tiefkühlfach. Ich holte tief Luft, schloss die Augen und sang von Herzen:
Hätt ich ’nen Dollar für jede Nacht allein
Während der ich nach dir mich gesehnt
Wär ich kein Herumtreiber, kein Stromer
Denn es waren nicht wenige.
Ein Rumtreiber war ich, und während ich trieb
Brach die
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