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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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für den Rest des Tags im Rucksack vor sich hin schimmeln. Wenn ich andererseits ohne Schutz blieb, lud ich Erkältung, Grippe und Lungenentzündung geradezu ein, sich auf mich zu stürzen. Wäre ich dreißig Jahre jünger gewesen, hätte ich genau gewusst, was zu tun war. In Tränen ausbrechen. Mir die Augen ausweinen. Aber ich war ja schon älter, und meine soziale Konditionierung machte mir ein solches Verhalten unmöglich. Mit dem Alter kommen Weisheit, Umsicht, Reife und Geschicklichkeit. Plötzlich hatte ich eine Idee. Ich trat drei Schritte vom Rucksack zurück, rannte auf ihn zu und versetzte ihm einen mörderischen Tritt. Dann schaute ich hoch zum Himmel und schwenkte wütend die Faust.
    »Hör mal, Regen, verpiss dich!«, rief ich.
    Es funktionierte. Der Regen ließ nach. 50 Meter von mir entfernt wechselte eine junge Frau auf die andere Straßenseite. Ohne Zweifel hatte sie sich daran erinnert, dass ihre Mutter sie davor gewarnt hatte, Leuten zu nahe zu kommen, die den Himmel anschreien.
    Ich brauchte keinen Anorak mehr, es war nur noch ein leichter Nieselregen. Aber ein leichter Nieselregen ist trügerisch. 25 Minuten davon können einen völlig durchnässen, aber auf Autofahrer wirkt er nicht so unangenehm, dass sie mit Trampern Mitleid haben. Ich ließ mich mutlos auf dem Kühlschrank nieder. Ich hatte vergessen, dass er nass war und mit den Unterschriften derer, die mir bisher geholfen hatten, bedeckt war. Jetzt stand »Alles Gute!« in Spiegelschrift auf meinem Hintern. Für die meisten würde es wie unverständliches Gekritzel aussehen, aber die Fahrer, die mich gerade am Straßenrand hatten stehen sehen, würden es im Rückspiegel lesen können und den Eindruck gewinnen, dass ich ihnen in keiner Weise böse war.
    »Liebling, das ist unglaublich. Der Kerl trampt mit einem Kühlschrank, und auf seinem Hintern steht >Alles Gute!<.«
    »Wie süß.«

    Tom, ein weiterer Lastwagenfahrer, bewahrte mich vor dem Untergang.
    »Wo willst du hin?«, fragte er.
    »Ich weiß es eigentlich nicht.«
    »Nun, geht es uns nicht allen so?«
    Tom war Lieferant von Baumaterialien und weisen Aussprüchen.
    »Ich setz dich in Kilmer ab, wo du die Fähre über den Shannon nach Kerry nehmen kannst«, schlug er vor.
    »The ferry to Kerry« — die Fähre nach Kerry. Das hatte was. Ich holte meine Karte hervor.
    »Ja, und dann könnte ich nach Tralee runterfahren.«
    »Genau«, sagte Tom. »Und suchst dir selbst eine Rose in Tralee.«
    »Ja, klingt gut.«
    Es war zwar schon recht spät, aber ich hatte endlich einen groben Schlachtplan. Tom setzte mich bei der Fähre ab, wo er für ein Bild mit mir, dem Kühlschrank und ein paar Mädchen vom Café posierte, die den Kühlschrank entdeckt hatten und herausgestürmt waren, um ihn zu begrüßen. Ich wurde allmählich ein bisschen sauer, dass dieser Kühlschrank so viel mehr Aufmerksamkeit auf sich zog als ich. Ich musste eine Stunde auf die Fähre warten, was für die Mädchen aus dem Café Zeit genug war, um mal wieder zu beweisen, dass nicht nur der Tod umsonst ist, sondern gelegentlich auch ein Mittagessen.
    An Bord bemerkte ich, dass ich der einzige Passagier zu Fuß war und die meisten Fahrer in ihren Autos blieben, weil das Wetter immer noch unfreundlich war. Mir wurde klar, dass alle Autos weg sein würden, bevor ich mich am Straßenrand aufgebaut hatte, daher war die einzige Möglichkeit, mir für die andere Seite eine Mitfahrgelegenheit zu verschaffen, herumzugehen und zu fragen. Dies war eine ganz besonders entwürdigende Methode, denn schließlich verlangte sie, dass man an die Fenster klopfte und bettelte. Mir war nicht wohl dabei, aber es musste sein, weil die Fähre erst in einer Stunde die nächste Ladung Autos anliefern würde, und selbst dann würde es schwierig sein, einen Platz zu finden, an dem einen die Fahrer beim Verlassen des Schiffs sähen.
    Entweder hatte ich besonderes Pech oder ich stellte mich ungeschickt an, aber während das südliche Ufer des Shannon immer näher kam, hatte ich immer noch niemanden gefunden, der mich mitnehmen wollte. Vielleicht hatte die Tatsache, dass ich von meinem Kühlschrank, der außer Sichtweite an der Reling stand, getrennt war, einen negativen Effekt auf mein Selbstvertrauen. Ein Busfahrer wies mich ab, weil seine Versicherung keine Tramper abdeckte, ein Range Rover voller amerikanischer Golfer hatte einfach keinen Platz, und alle anderen behaupteten, dass sie in eine andere Richtung fahren würden.
    Schließlich näherte

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