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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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des Rats den Hof bewegen sollen, die erst ein gutes Jahr alte Prinzessin ihrer Mutter zu überlassen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Obwohl alle Welt davon ausging, dieses Kind sei nicht vom König, sondern von dessen bürgerlich geborenem und inzwischen hingerichtetem Geheimem Kabinettsminister gezeugt, sollte Louise Augusta legitime dänische Prinzessin bleiben. Wie ihr Bruder, der vierjährige Kronprinz Frederik, würde sie ihre Mutter nie wieder sehen.
    «Ihr seid kein Stuckatorlehrling, nicht wahr?», sagte Rosina. «Wer seid Ihr wirklich, und warum interessiert Euch das Schicksal der dänischen Königin so sehr? Sagt nun nicht, das interessiere viele. Damit gebe ich mich nicht zufrieden. Zudem wird sie in Dänemark eher gehasst als geliebt. Ihr müsst keine Angst haben, ich bin keinem Hof und keiner Regierung verpflichtet.»
    Das Gesicht des jungen Mannes nahm trotzdem den Ausdruck eines ängstlichen Kindes an, sein Blick flatterte durch die Kirche, verharrte beim Portal, musterte flüchtig die mit einem Jungen an der Hand durch den Mittelgang schlurfende Alte und kehrte zu Rosina zurück.
    «Ja, Madam», sagte er schließlich, «das weiß ich. Und es stimmt, ich bin nicht Meister Taubners Lehrling. Er hatte die Güte, mich als Gehilfen mitzunehmen, als er Dänemark verließ. Ich kannte ihn, er hat in der Schlosskirche gearbeitet, und ich habe seine Kunst immer bewundert. Ich zeichne gern und recht geschickt, müsst Ihr wissen. Auf die Muster und Modelle in seinem Arbeitsbuch verstehe ich mich besser als auf das mühsame Kneten und Mischen. Aber das tut nun nichts zur Sache. Ich will Euch sagen, wer ich bin», erklärte er mit so viel Trotz wie Stolz. «Ich war einer der Diener Ihrer Majestät, und ich bin Graf Struensee oft begegnet. Ich habe ihn verehrt. Er mag Fehler gehabt haben, aber er war ein großer Mann. Er wollte unsere Welt besser und gerechter machen, egal, was jetzt alle sagen. Und ihr hat er das Glück gebracht, das sie mit diesem schwachsinnigen groben König niemals gefunden hätte. Diesem Tölpel, mit dem man sie verheiratet hat, als sie fast noch ein Kind war. Nun ist sie allein, von ihren Kindern getrennt, ach, Ihr hättet die kleine Louise Augusta sehen sollen, so ein fröhliches Geschöpf.»
    Seine Augen schwammen in Tränen, seine Lippen zitterten, und Rosina begriff, dass er seine Königin erheblich inniger liebte, als er den gestürzten Geheimen Kabinettsminister verehrt hatte. Sie hätte ihn gerne getröstet, doch für diesen Kummer wusste sie keinen Trost. Vielleicht gab es keinen.
    «Warum habt Ihr Dänemark verlassen? Ihrer Dienerschaft ist wenig geschehen, und die unter seinen hochgestelltenAnhängern, die in Festungshaft genommen waren, sind im Sommer entlassen worden.»
    «Und zumeist ausgewiesen, ja, das weiß ich. Und zum Schweigen verpflichtet, mit Unterschrift und Siegel. Ich war zu der Zeit noch in Kopenhagen. Es war eine schreckliche Zeit, Madam. Ich hatte mich zu meinen Eltern geflüchtet, wir sind Deutsche, leben aber schon in der dritten Generation in Dänemark, und habe wochenlang das Haus nicht verlassen. Deutsche sind zurzeit nicht sehr beliebt in Dänemark, mein Vater hoffte trotzdem, einen Posten für mich in einem der Herrenhäuser in Jütland oder Holstein zu finden, weit weg von Kopenhagen, aber das wollte ich nicht.»
    «Wieso? Und wenn Ihr unbedingt dort bleiben wolltet, warum seid Ihr dann hier?»
    «Ich wollte in Kopenhagen bleiben, Madam, ich wollte abwarten, was geschehen würde. Dann musste die Königin das Land verlassen, und nun muss ich zu ihr. Ich hoffe, sie nimmt mich wieder in ihre Dienste, ich bin sicher, dass sie das tun wird.»
    Rosina wurde ungeduldig. Noch immer verstand sie diesen Schwärmer nicht.
    «Wenn Ihr dessen sicher seid, warum knetet Ihr dann klumpigen Gips, anstatt längst wieder in seidenen Hosen Eurer Majestät im Celler Schloss den Morgenkakao zu servieren? Es ist keine weite Reise. Fehlt Euch das Geld für die Postkutsche? Mit etwas Ausdauer ist Celle auch zu Fuß zu erreichen.»
    «Wäre ich doch schon dort, Madam. Nichts wollte ich lieber, gar nichts.» Sein Blick bekam die Zutraulichkeit eines jungen Hundes, als er fortfuhr: «Leider bin ich kein mutiger Mensch, ich weiß auch kaum mit dem Degen umzugehen, die Reise von Kopenhagen nach Celle schien mir allein zu gefahrvoll. Meister Taubner war bereit, mich alsseinen Gehilfen auszugeben und mitzunehmen, wenn ich ihm tatsächlich bei seiner Arbeit helfe, bis er einen besseren

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