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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ergeht ihm mit mir nicht anders, aber ich glaube auch, dass er mir misstraut.»
    «Er glaubt, Ihr liebt ihn nicht mehr?»
    Rosina kamen innige Vokabeln leicht über die Lippen, sie war darin sehr geübt.
    «Das weiß ich nicht, Obwohl   … Nein», ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab, «nein, ich fürchte, er denkt, ich könnte schuld an Sibyllas Tod sein.»
    «Weil sie für ein Ende Eurer Verbindung gesorgt hat? Das wäre nicht abwegig, nur kühn. Immerhin hat er sich verjagen lassen. Ein liebender Mensch sollte hartnäckiger sein.»
    «Ich war es auch nicht. Ich konnte es nicht. Und er musste glauben, er sei nicht Sibylla, sondern
mir
zu gering.»
    «Ich hoffe, inzwischen habt Ihr ihn wenigstens danach gefragt.»
    «Das hätte ich nie gewagt. Er hat es mir erzählt, gestern.»
    «Hat er auch gesagt, er glaube an Eure Schuld?»
    «Nein, das habe ich gespürt. Etwas in seinem Verhalten,in seinem Blick – ich kann es nicht benennen. Da war etwas, das ich mir nur so erklären kann.»
    Rosina kannte sich aus mit den fatalen Missverständnissen, die beredtes Schweigen zur Folge haben. Sie dachte an eine andere Erklärung.
    «Seine Vermutung, wenn er sie überhaupt hat, ist nicht völlig unvernünftig», sagte sie behutsam, «so wenig wie die Vermutung, er sei der Schuldige.»
    «Nein! Das ist unmöglich. Ihr kennt ihn nicht. Er ist ein guter Mensch und immer beherrscht. Schrecklich beherrscht. Er hatte überhaupt keinen Grund, so etwas zu tun. Überhaupt keinen! Er hat für Sibylla gearbeitet, und sie hat ihn gut bezahlt, sie wurde nicht müde, seine Arbeit zu loben, und hat ihn an andere empfohlen. Und falls Ihr an mich als Grund denkt – seht mich doch an. Ich bin gewiss kein Anlass für eine solche Tat. Nicht einmal meine Mitgift. Davon weiß er auch nichts, er hält mich noch für die arme Verwandte, die wenig beachtete Stiefschwester des verstorbenen Handelsherrn.»
    Dafür, dass sie diese Überlegung für unmöglich hielt, hatte sie offenbar gründlich darüber nachgedacht. Rosina fand ihre aufgeregt hervorgestoßenen Sätze trotzdem überzeugend und fühlte zugleich neues Unbehagen. Taubner und Juliane hatten gestern lange auf der Bank in der kalten Laube gesessen, sie hatten kaum über das Wetter oder die Vor- und Nachteile von Stuckmarmor geplaudert. Vielleicht war diese aufgeschreckt wirkende Frau mit dem schweren Familienring am Finger eine gute Komödiantin. Vielleicht spielten Taubner und sie ein gut eingeübtes böses Spiel, in dem sie ihr eine Rolle zugedacht hatten, die sie noch nicht verstand, ihr aber in jeder Variante missfiel.
    «All das hat mit diesen Papieren nichts zu tun», entschied Juliane gegen Rosinas Überzeugung, «ich bitteEuch, darüber zu schweigen. Jedenfalls bis diese ganze Verwirrung geklärt ist. Der Betrug am letzten Wunsch meines Bruders und mir mag Sibyllas Schande sein, es würde dem ganzen Haus van Keupen schaden. Das darf ich meinen Nichten nicht antun. Auch wenn es mir schwerfallen wird zu schweigen, sollen sie ihre Mutter in Erinnerung behalten, wie sie sie erlebt haben. Mag sein», murmelte sie, «das ist schon genug.»
    «Warum habt Ihr überhaupt nach dieser Mappe gesucht? Oder nach diesen Mappen. Es sind zwei, nicht wahr?»
    «Ja, sie lagen auch in zwei verschiedenen, gut verborgenen und verschlossenen Fächern. Eigentlich hatte ich nur Unterlagen über Tillmanns Nachlass gesucht. Es gab, nun, es gab einige Hinweise, die mich nach Sibyllas Tod danach suchen ließen. Erst später nach dieser.»
    Sie nahm wieder Platz und legte ihre Hand auf das burgunderrote alte Leder. Sie habe sich erinnert, wie sie Sibylla am Morgen des Brandes mit der Mappe gesehen hatte. Sie habe sie mit ins Kontor genommen, als sie ganz früh direkt aus ihrer Schlafkammer heruntergekommen sei, Juliane habe angenommen, sie wolle die Mappe in die Tresorkiste legen, den sichersten Platz im Haus. So habe sie bis dahin gedacht. Dann habe sie sich auch erinnert, wie Sibylla die Mappe wieder hinaufgebracht habe, bevor sie zum Frühstück erschienen sei. Ohne die Mappe.
    «Ich hatte das Gefühl, auch deren Inhalt könnte für mich wichtig sein, also habe ich wieder gesucht. Schließlich stieß ich auf das andere Fach, und darin lag sie. Zuerst dachte ich, es sind Papiere, die ihren Handel betreffen, umso mehr, als Monsieur Meinert danach gefragt und seine Hilfe angeboten hat. Er ist der Schwiegersohn und zukünftige Kompagnon der Bators, unser Haus ist ihrem durch gemeinschaftliche Geschäfte

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