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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Alles, was sie von ihr gehört hatte, stimmte nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr so ganz. Hatte sie gestern noch ein beinahe ärmlich wirkendes Trauergewand getragen, saß sie ihr nun in einem neuen, perfekt und nach der neuesten Mode aus mattem Taft genähten gegenüber. Ihr Ohrschmuck von silbergrauen Perlen war trotz der bescheidenen Größe kostbar, der Familienring an ihrer linken Hand schien zu schwer, doch vielleicht war es kein Zufall, dass sie gerade diese Hand so deutlich sichtbar auf den Tisch gelegt hatte.
    «Ich weiß nicht, ob mir schmeichelt, was Ihr denkt, Mademoiselle», sagte Rosina. «Meine Neugier ist nicht zu leugnen, aber ich mische mich nicht gern in die Geheimnisse anderer Leute.»
    «Nein? Ihr sucht doch den Menschen, der meine Schwägerin getötet hat. Ist das – kein Geheimnis anderer Leute?»
    «Touché. Allerdings ist das die Art von Geheimnissen, die keines bleiben sollten.» Sie würde nicht mehr so naiv sein zu fragen, woher Mademoiselle van Keupen das wusste. Die halbe Stadt wusste es. Die Kränzchendamen mussten die Nachrichten wie Lauffeuer durch die Häuser geschickt haben. «Lasst uns nicht länger darum herumreden – was kann ich für Euch tun? Was sind das für Papiere? Oder war das auch gelogen?»
    «Nein, es geht wirklich um diese Papiere, die ich nicht verstehe. Es gibt niemand sonst, dem ich sie anvertrauen könnte. Ihr mögt das bezweifeln, jeder Mensch hat eine Familie oder zuverlässige Freunde. Ich nicht, jedenfalls in diesen Tagen. Ich hole sie, es dauert nur eine Minute.»
    Während Rosina ihre Schritte auf der Treppe hörte, brachte die Köchin kaltes Fleisch, nach Majoran duftende Entenpastete, saure Gürkchen und gesalzene Butter zu gekümmeltem Brot und zwei Pfirsiche. Sie legte Messer, Gabel und Mundtücher bereit, füllte die Tassen mit nach Pfefferminze duftendem Tee, knickste und verschwand.
    Die Tür flog wieder auf, Juliane kam herein, eine burgunderrote Mappe in den Händen.
    «Oh, Erla war schon da. Sie hat Tee gebracht, ich trinke immer Tee um diese Stunde. Wollt Ihr lieber Kaffee? Es macht keine Mühe.»
    «Ich trinke gerne Tee», sagte Rosina, ungeduldig wie eine Gouvernante mit ihrem Schützling. «Allerdings muss ich essen, während Ihr mir von Euren geheimnisvollen Papieren berichtet. Sonst sterbe ich vor Hunger und kann Euch nicht mehr nützlich sein.»
    Ihr leerer Magen musste sich mit einem Häppchen Pastete und einem halben Pfirsich zufriedengeben, dann vergaß sie das Essen und ließ den Tee kalt werden.
    Die Mappe enthielt eine Sammlung von Bögen und Zetteln, einige eng mit Notizen von einer zierlichen Handschrift bedeckt, deren schwungvoll ausholende Unterbögen eine energische Person vermuten ließen. Andere glichen mit ihren deutlichen Buchstaben akkuraten Formularen, auf ihnen waren auch Zahlen vermerkt. Genauer gesagt Summen, zumeist von beträchtlicher Höhe.
    «Schuldscheine», erklärte Rosina. «Das sind Schuldscheine. Kennt Ihr die Namen der Schuldner?»
    Juliane schüttelte den Kopf. «Nein, ich habe alle gelesen und mir schon gedacht, dass es Schuldscheine sind, wenn ich auch nie zuvor welche gesehen habe. Und seht Ihr? Hier.» Sie tippte mit dem Finger auf den neben dem Datum notierten Ort der Ausstellung. «Nur einer ist aus Hamburg, die anderen sind in Lübeck, Wandsbek und Lüneburg ausgestellt, einer in Kopenhagen. Woher hatte Sibylla die? Und was wollte sie damit? Das können doch nicht ihre Schulden gewesen sein? Ihr Name steht auf keinem, überhaupt steht auf keinem der Name einer Frau.»
    «Nein. Sie bezeugen keinesfalls Schulden Eurer Schwägerin. Ihr Name taucht auf keinem auf, also war sie auch nicht die Gläubigerin.»
    Sie sah Juliane zweifelnd an. Konnte man in ihren Jahren so unwissend sein? So arglos? Wäre sie völlig arglos gewesen, das hieße dumm, hätte sie die Mappe in irgendeiner Truhe verstaut und vergessen. Doch Julianes Augen zeigten gespannte Erwartung. Das war nicht mehr die blasse, unsichere Frau, die sich in ihr Schicksal ergab.
    «Schuldscheine», erklärte Rosina knapp, «kann man kaufen.»
    «Wozu? Muss der Schuldner dann eine höhere Summe bezahlen?»
    «Das kommt darauf an. Manche kaufen solche Scheine, um den Schuldner zu schützen oder zu entlasten. Dann hat er Glück gehabt. Wer als Schuldner weniger Glück hat, muss allerdings einen höheren Preis zahlen. Und mit noch weniger Glück nicht nur in Form von Geld. Wisst Ihr das wirklich nicht? Ihr müsst ziemlich weltfremd sein, wenn Ihr dies

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