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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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die Teller bitte noch stehen. Und danke für das Licht.»
    Nach einem fragenden Blick zu Juliane, der ohne Antwort blieb, verließ die Köchin den Raum. Rosina hoffte, sie habe nicht an der Tür gelauscht, dann wurde der Inhalt der Mappe schneller bekannt, als Juliane lieb sein würde.
    «Nun sagt mir, was Euch erschreckt hat. Was meint ‹Neue›? Und der Buchstabe dahinter. Ein P? Und dann ein J?»
    «Was Ihr als J lest, halte ich nur für einen Strich. Aber P – ich muss mich irren, Madam Vinstedt, es kann ja vieles bedeuten.» Sie presste die zu Fäusten geschlossenen Hände gegen den Mund, endlich sprach sie weiter: «Ja, ich muss mich irren, aber ich lese nicht Neue, sondern Newskij. Und P mit dem Punkt könnte die Abkürzung von Prospekt bedeuten.»
    «Newskij Prospekt?»
    «Ja. Es ist die Anschrift meiner Nichte, Tine, und ihres Mannes Anatol Lassner in Sankt Petersburg. Sie haben dort ihre Wohnung, der Pastor der deutschen lutherischen Gemeinde ist einer ihrer Nachbarn. B für Bettine, sie wird nur Tine genannt, schon immer.»
    «Und ihr Mann? Monsieur Lassner, kennt Ihr ihn gut?»
    «Nicht sehr gut. Er stammt aus Hamburg, aber er hat schon etliche Jahre in Russland gelebt, als Tine ihn heiratete.Er ist ungemein honorig, es ist absolut unmöglich, dass dieses Geschreibsel ihn meint.»
    Ihre Unruhe strafte ihre Worte Lügen. Mademoiselle van Keupen war bis in die Tiefe ihrer Seele erschreckt.
    «Andererseits», sagte sie, plötzlich erleichtert aufatmend, «kann er dann nichts mit Sibyllas Tod zu tun haben. Sankt Petersburg ist weit, und er war zuletzt vor zwei Jahren hier. Damit geht es nur noch mich an, mich und Tine. Ich appelliere an Eure Verschwiegenheit, Madam Vinstedt. Tine und Monsieur Lassner werden bald hier sein, dann werde ich ihn fragen. Das verspreche ich, obwohl es mir schwerfallen wird und Euch einerlei sein kann.»
    «Ich soll eine ganze Menge verschweigen, Mademoiselle. Einige der hier verzeichneten Menschen mögen Madam van Keupens Tod als Segen empfinden, das heißt, sie hatten ein Motiv für den Mord. Findet Ihr nicht, der Weddemeister sollte das wissen?»
    «Aber die Notizen ohne Namen helfen ihm nicht. Davon muss er nichts wissen.» Daumen und Zeigefinger ihrer Rechten umfassten den Familienring an der linken Hand und begannen ihn rasch zu drehen, während sie heftig fortfuhr: «Und wenn es tatsächlich meine eigene Familie betreffen sollte, werde ich nicht zulassen, dass er mit seiner Schnüffelei Schaden anrichtet.»
    «Das verstehe ich, aber wie soll das gehen? Der Weddemeister wird diese Papiere sehen wollen. Das muss er.»
    «Das werde ich nicht erlauben. Also gut, gebt mir Zeit bis morgen, um nachzudenken. Vielleicht kann er die Namen wissen, die wir entziffern konnten. Dann mag er prüfen, ob jemand Gelegenheit hatte, zur Zeit von Sibyllas Tod in der Katharinenkirche zu sein. Er kann sie befragen, wie er mich, Bergstedt, alle in unserem Haus befragt hat. Aber diese Mappe wird er nicht bekommen. Nie.»
    Rosina sah sie nachdenklich an. Vielleicht war es falsch, Juliane van Keupen zu vertrauen. Sie hatte das stärkste Motiv für den Mord an Sibylla gehabt. Daran hatte sich nichts geändert. Aber was sollte sie tun? Ihr die Mappe entreißen und mit den belastenden Papieren aus dem Haus rennen? Das war lächerlich.
    «Nun gut, bis morgen. Schickt nach mir, wenn Ihr Euch entschieden habt. Ich weiß nicht, Mademoiselle, ob ich mich ärgern oder Euch Respekt zollen muss. Jedenfalls kann niemand behaupten, Ihr wäret einfältig oder es fehle Euch an Entschlossenheit.»
    Juliane van Keupen hatte ihre Fassung zurückgewonnen. «Ja», sagte sie ruhig, «mir das zu unterstellen, wäre ein Fehler.»
    Diesmal öffnete sich die Tür ohne vorheriges Klopfen, wieder trat Erla ein.
    «Monsieur Vinstedt ist in der Diele, Mademoiselle. Er möchte Madam Vinstedt abholen. Er sagt, es ist ja längst dunkel.»
     
    Obwohl sie gerne eine kleine Zeitspanne für sich allein mit ihren Gedanken gehabt hätte, war Rosina dankbar für Magnus’ Fürsorge. Sie empfand den Abend als besonders dunkel, und sein Anblick am Fuß der Treppe, seine frohe, erwartungsvolle Miene spülten all den Schmutz weg, dem sie in den letzten Stunden in diesem kostbar ausgestatteten Salon begegnet war. Noch dankbarer war sie, als er sie nicht gleich mit Fragen bedrängte, kaum dass sich das Portal hinter ihnen geschlossen und Erla geräuschvoll den Riegel vorgeschoben hatte. Er besaß eine kostbare Gabe, die ihr fehlte:

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