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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Madam Augustas Geschenk kurz nach der Hochzeit. ‹Für alle Fälle›, hatte sie gesagt. Bisher war der Branntwein wenig gebraucht worden. Ohne sich die Mühe mit einem Glas zu machen, zog sie den Stopfen heraus und nahm einen großen Schluck. Die Liebe, fand sie, als die Flüssigkeit heiß durch ihre Kehle rann, konnte anstrengend sein. Und beunruhigend.
    Besonders, wenn man so dumm war, sich in nutzloser Grübelei zu verlieren. In solchen Stunden musste man sich beschäftigen, dann wurde alles leicht. Nun ja, nicht gerade leicht, aber leichter. Sie zog den samtbezogenen Kasten aus der obersten Lade der Kommode und nahm die silberne Querflöte heraus, ihre Begleiterin durch alle Wirrnisse und alle Freuden ihres Lebens. Sosehr sie sich bemühte, es kamen nur Töne heraus, keine Musik. Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen, etwas Besseres.
    ***
    Wie Rosina fühlte auch Juliane van Keupen in ihrem Salon große Unruhe. Sie war nicht daran gewöhnt, Entscheidungen zu treffen, die über die Belange des Haushalts hinausgingen. Das war Sibyllas Sache gewesen. Und nun? Nun war es ihre Sache. Für kurze Zeit, bis Monsieur Lassner,Tines Mann, die Herrschaft über Haus, Kontor und Familie übernahm. Tines Mann. War er das überhaupt? Nicht, wenn stimmte, was sie und Madam Vinstedt aus Sibyllas Gekritzel herausgelesen hatten. Dann war er bei der Hochzeit nicht frei gewesen, dann existierte irgendwo eine andere Madam Lassner mit älteren Rechten. Das konnte und durfte nicht sein.
    Bis gestern hatte sie von vielem gedacht, es könne nicht sein. Bis vor wenigen Tagen war ihr Leben ein ruhiger Fluss gewesen, träge, grau, dazu bestimmt, am Ende still zu versickern. Vielleicht wäre es besser, wenn alles so geblieben wäre. Das berauschende Gefühl, frei zu sein, hatte Beklommenheit Platz gemacht. Und Angst. Bis zu Sibyllas Tod hatte sie sich einsam gefühlt, nun gab es Momente, in denen sie sich nach der alles beherrschenden Sibylla sehnte, nach ihrer Lebendigkeit, ihrer Präsenz, ihren Entscheidungen. In den ersten Jahren nach Tillmanns Tod, als sie sich noch auf das Träumen verstanden hatte, hatte sie von einem selbständigen Leben geträumt, nun fürchtete sie sich und sehnte sich nach jemand anderem, der ihr sagte, was zu tun sei.
    Wieder hatte sie das Klopfen überhört, das Mädchen stand in der offenen Tür.
    «Mademoiselle», sagte sie, «da ist ein Bote, das heißt, er ist schon wieder weg, es war nur ein Kind. Madam Vinstedt hat den Jungen gesandt, Ihr sollt sie in Sankt Katharinen treffen, gleich. Und Ihr möchtet alleine kommen, hat der Junge ausgerichtet. Ihr wüsstet schon warum und worum es geht.»
    Juliane seufzte erleichtert auf. So ganz allein war sie doch nicht. Es war eine gute Entscheidung gewesen, Madam Vinstedt einfach anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Aber ein so spätes Treffen? Dann musste es wichtigsein, umso mehr, als sie ihren Waisenjungen als Boten durch eine solche Nacht geschickt hatte. Spät mochte es ihr nicht erscheinen, sie war Theateraufführungen gewöhnt, die dauerten stets bis in die Nacht. Im Übrigen kümmerten Konventionen eine ehemalige Komödiantin gewiss wenig.
    Egal, wie spät und stürmisch es war, die Möglichkeit, den Käfig des Hauses und ihrer Gedanken zu verlassen, hinaus in den Sturm zu laufen, etwas Abenteuerliches, bis dahin Undenkbares zu tun, gab ihr plötzlich ein überschäumendes Gefühl und fegte allen Kleinmut weg – da war sie, die neue Freiheit. Niemand konnte ihr verbieten, etwas so Unvernünftiges zu tun. Niemand.
    «Ihr werdet nicht gehen!», sagte Erla streng, als Juliane, so schnell es ihre Röcke zuließen, die Treppe herunterkam. «Es schickt sich nicht um diese Zeit, und draußen tobt ein Unwetter.»
    «Kein Unwetter, Erla, nur ein Sturm, wie er im Herbst ganz gewöhnlich ist. Nebel wäre schlimmer. Nun gib mir schon meinen Umhang.»
    «Dann komme ich mit.»
    «Nein! Das geht nicht. Ich meine, du wirst noch in der Küche gebraucht, und es ist ja nicht weit. Ich verspreche, mich zu beeilen.»
    «Nehmt wenigstens die Stablaterne. Ohne Licht werdet Ihr stolpern und fallen, dann kann diese leichtfertige Madam lange auf Euch warten.»
    «Auch das nicht, Erla, das bisschen Licht täuscht nur die Augen. Bei diesem Wind ist die Laterne auch hinderlich und würde sowieso schnell erlöschen.»
    Sie entriss Erla, die ihn nur widerwillig freigab, ihren Umhang, und während sie noch die Kapuze hochschlug, war sie schon durch das Portal verschwunden.
    Der Weg

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