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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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schien weiter, als sie gedacht hatte. Es lag nur am Sturm, der zerrte an ihren Kleidern, einmal riss eine Bö sie fast um. Sie versuchte, den Umhang eng am Körper zu halten, er blähte sich dennoch wie ein Segel und erforderte Kampf. Niemand war auf der Straße; wenn der zunehmende, fast halbe Mond für kurze Zeit zwischen den dahinjagenden Wolken auftauchte, warf sein Leuchten gespenstisch tanzende Schatten. Als sie endlich den Kirchhof erreichte, verkündeten die Uhrglocken mit verwehten Tönen die volle Stunde. Sie wusste, auch ohne mitzuzählen, dass auf die vier dumpfen für die volle Stunde zehn kräftigere, weit hallende Schläge folgten.
    In ihren Ohren rauschte noch der Sturm, ihr Atem ging rasch vom schnellen Lauf, als sie die schwere Tür einen Spaltbreit aufstemmte und hindurchschlüpfte. Nun hätte sie Erlas Laterne doch gerne gehabt. Aber ihre Augen waren längst an die Dunkelheit gewöhnt, und durch das Fenster über dem Portal umfing sie keine völlige Schwärze. Sie trat unter dem großen Bogen hindurch in das Kirchenschiff, der Mond schickte ein glimmendes, von der Färbung des Glases fast verschlucktes Leuchten durch die Chorfenster, für einen Augenblick nur, dann verlosch es in einer ziehenden Wolkenbank.
    Nach einigen Schritten blieb sie stehen. «Madam Vinstedt?», rief sie und erschrak vor dem hohlen Klang ihrer Stimme. Der hohe weite Raum gab ihr das Gefühl, winzig und schutzlos zu sein. Alle Abenteuerlust war vergangen, plötzlich lauerte hinter jeder Säule, in jeder Bankreihe Gefahr. Warum war sie nur ohne nachzudenken losgerannt? An diesen schreckenvollen Ort? Und wo war Madam Vinstedt?
    Da war sie wieder, die Angst. Sie klebte in ihrem Rücken, betäubte ihre Gedanken und befahl die Flucht. Umdrehen,hinauslaufen, zurück nach Hause in die warme Sicherheit – da traf ein schwerer Schlag ihren Kopf, und dann war nichts mehr. Nur schwarze Leere.
    ***
    Rosina kämpfte mit ihrer Flöte. Es lag nicht nur an ihrer Unruhe, auch das Spiel auf einem vertrauten Instrument brauchte Übung. Sie musste fleißiger spielen, aufgeben kam nicht in Frage. Erst recht nicht in dieser Nacht. Also übte sie und hörte nicht das Klopfen an der Wohnungstür, sonst wäre sie vor Pauline dort gewesen. Es konnte niemand als Magnus sein.
    Es war nicht Magnus. Es war Zacharias Meinert, der Nachricht von ihm brachte, das immerhin.
    Er blinzelte Pauline kurzsichtig an, es war nicht das Wetter für sein
pince-nez
, und überbrachte seine Botschaft.
    Nein, sie brauche Madam Vinstedt nicht zu holen, er werde längst zu Hause erwartet und sei in Eile, seine Gattin befinde sich nicht wohl. Er sei schon auf dem Heimweg gewesen, als er Monsieur Vinstedt getroffen habe, und wolle nur rasch die Botschaft überbringen, wie er ihn gebeten habe.
    «Er erwartet seine Gattin in der Katharinenkirche. Er bittet um Nachsicht, weil er ihr den Weg zumutet, um diese Stunde und bei diesem Wetter, es sei jedoch wichtig.»
    «Das will ich hoffen», knurrte Pauline, die diese Botschaft alles andere als erfreulich fand, von vernünftig oder rücksichtsvoll gar nicht erst zu reden.
    «Ja», fuhr Meinert fort, «ganz sicher ist es wichtig. Richtet das Madam Vinstedt aus. Gleich. Ach, fast hätte ich es vergessen», sagte er, als er an der Treppe stand, «Ihr sollt inzwischen eine heiße Mahlzeit für seine Rückkehr anrichten,und der Weddemeister ist auch benachrichtigt und wird bald in der Kirche eintreffen. Wegen des Sturms muss sich Madam Vinstedt übrigens nicht sorgen, er lässt schon nach. Wenn meine Gattin nicht so unwohl wäre, Mamsell», scherzte er, schon die Stufen hinabsteigend, «würde ich selbst hingehen. Aus reiner Neugier.»
    Paulines Angebot, Rosina zu begleiten, die Suppe könne auch Tobias bewachen, der Spargel kenne sich mit Feuer ganz gut aus, war nur halbherzig und wurde abgelehnt. Anders als Erla, die Köchin der van Keupens, nickte sie nur. Sie kannte ihre junge Madam schon gut genug, um zu wissen, dass sie eine abenteuerliche Person war und einen kurzen Weg allein selbst durch die Nacht als nichts Besonderes ansah.
    Was nur halb stimmte, trotzdem hatte Rosina auf ihrem Weg nach Sankt Katharinen nur eine Sorge: Wenn sie Pech hatte, lief sie den Nachtwächtern in den Weg, die würden sie gnadenlos zurückschicken. Zum Glück hatte sie sich die Zeit genommen, rasch ihre Röcke zu lösen und abzustreifen und in Strümpfe und Kniehosen zu schlüpfen, Teile ihrer alten Kostüme, die bei den Rollenbüchern in der Kommode

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