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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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entdeckt, bevor er, nun ja, größeren Schaden anrichten konnte?»
    «Ihr werdet es kaum glauben: Das Verdienst gebührt einer Katze.»
    Das Aschenmädchen, im ganzen Haus für das Reinigen und Befeuern des Herdes und der Öfen zuständig, war in der Nacht aufgewacht. Sie hatte ihren Schlafplatz in einer Nische neben dem Küchenherd, im Souterrain hinter der Diele. Sie glaubte ein Geräusch zu hören, und weil die Katze am Abend nicht nach Hause gekommen war, hatte das Mädchen ihre Angst vor Nachtgespenstern überwunden und warin die Diele geschlichen, um nachzuschauen, ob die von ihr geliebte Mäusefängerin doch zurückgekehrt war.
    Das sei unvernünftig gewesen, fand Madam van Keupen, eine Katze mache für gewöhnlich keine Geräusche. Das habe das Kind jedoch nicht bedacht, überhaupt sei sie keine, die viel bedenke. In der Diele habe sie durch die verglasten Türen den Feuerschein im Kontor bemerkt und gleich geschrien. Markerschütternd. Das ganze Haus sei sofort erwacht.
    «Als die Spritzenmannschaft kam, war schon alles gelöscht, denn wir hatten zum zweiten Mal Glück in dieser Nacht. Heute sollte die große Wäsche beginnen, in der Diele standen Wannen und Eimer voller Wasser. Ohne das wäre es unmöglich gewesen, den Brand zu löschen, bevor er sich durch das ganze Kontor, durch das ganze Haus fraß.» Sie schloss die Augen und sank auf den Stuhl hinter ihrem Kontortisch. «Verzeiht, Weddemeister. Allein der Gedanke raubt mir alle Kraft.»
    «Alle Kraft, natürlich. Ein schrecklicher Gedanke. Wie könnte das Feuer ausgebrochen sein?»
    «Ihr werdet jetzt nicht etwa fragen, ob ich oder die Leute meines Hauses eine brennende Kerze im Kontor gelassen haben.» Sibylla van Keupens Kraft war offenbar schlagartig zurückgekehrt. «Oder ein anderes Licht. Haltet Ihr uns für so töricht? Seit dieses Haus vor fast hundert Jahren erbaut wurde, übrigens nachdem ein großes Feuer eine ganze Reihe von Häusern im Cremon vernichtet hatte, hat es bei uns nie auch nur den kleinsten Brand gegeben. Das könnt Ihr in den Annalen der Familie nachlesen. Auch die Frage nach den Öfen könnt Ihr Euch und mir ersparen. Es ist erst Oktober, ein warmer Oktober zudem, das einzige Feuer brennt dieser Tage in der Küche, bei Nacht ist es nur abgedeckte Glut, so wie es sich gehört.»
    Wagner nickte mit vor dem Wortschwall hochgezogenen Schultern. «Gewiss, erst Oktober. Und wie, denkt Ihr, brach dann das Feuer aus?»
    Sie erhob sich und trat an das offen stehende Fenster. «Das Glas mag von der Hitze zersplittert sein, aber ich muss gestehen, der Riegel ist kaputt. Ich habe es erst gestern bemerkt und gleich Order gegeben, das zu reparieren. Leider war es schon spät, ich war leichtfertig genug, auf eine sichere Nacht und den nächsten Tag zu vertrauen. Das dürft Ihr mir tatsächlich vorwerfen. Jemand muss eingestiegen sein und das Feuer gelegt haben. Eine andere Erklärung gibt es nicht», schloss sie nachdrücklich.
    Wagner betrachtete das Fenster, fuhr mit dem Daumen über das Holz und den schadhaften Riegel. «Hm», sagte er. Mehr nicht.
    «Alles in allem», fuhr Madam van Keupen fort, «bin ich mehr als glimpflich davongekommen. Es hat gebrannt, Flammen und Wasser haben wichtige Akten und einen Teil des Mobiliars zerstört oder zumindest unbrauchbar gemacht, doch im Vergleich zu dem, was hätte geschehen können, ist das eine Lappalie.»
    «Das wird auch die Mitglieder Eurer Feuercassa freuen.»
    «Es wird sie nicht kümmern», sagte sie kühl. «Das Haus ist unversehrt geblieben, wozu sollte ich sie in Anspruch nehmen? Für den Verlust meiner Akten gibt es keine Versicherung.»
    «Wenn ich Euch richtig verstehe, nehmt Ihr an, jemand ist durch dieses Fenster eingestiegen und hat das Feuer gelegt. Dann, Madam, ist die Sache ohne Frage Angelegenheit der Wedde. Ich bin sicher, Ihr hättet es noch gemeldet. Einbruch, Brandstiftung – beides muss gemeldet werden.»
    «Gewiss, Weddemeister.» Sibylla van Keupen tupfte mit einem zarten Batisttüchlein über ihr Dekolleté, die Brandblasean ihrer Hand war deutlich zu sehen. «Ihr werdet einer zutiefst erschrockenen Frau verzeihen, dass sie noch nicht daran gedacht hat. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sofort hochauflodernde Flammen. Ich, mein ganzes Haus, wir alle hätten tot sein können.»
    Wagner wirkte wenig beeindruckt. «Wurden auch Akten gestohlen?», fragte er. «Oder anderes?»
    «Nach einer ersten Prüfung heute Nacht nichts. Überhaupt nichts. Wenn Ihr von den

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