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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Papieren, meinem Schreibgeschirr aus chinesischem Porzellan und dem Porträt meines Mannes abseht, gibt es auch nichts zu stehlen. Bevor Ihr fragt: Münzgeld, Wechsel und ein kleiner Beutel mit ungeschliffenen Diamanten sind sicher in der doppelt verschließbaren Truhe verwahrt. Die Flammen konnten ihr nichts anhaben, sie wurden zu rasch gelöscht, und sie ist viel zu schwer, um sie einfach fortzutragen, insbesondere durch das Fenster. Das war der Weg, den, wer immer dieses Feuer verursacht hat, genommen haben muss. Die Vorder- und die Hintertür waren versperrt. Dort konnte niemand eindringen.»
    Wagner schob einen umgestürzten Schemel zur Seite und beugte sich aus dem Fenster. Missbilligend schnalzend schüttelte er den Kopf. Vom Hof aus lag das Kontor im Hochparterre, es hätte eines Akrobaten oder einer Leiter bedurft, um es zu erreichen. Wären da nicht direkt unter dem Fenster die beiden großen Fässer gewesen.
    «Warum stehen die Fässer dort?», fragte er. «Direkt unter Eurem Fenster. Das ist die reinste Einladung, Madam. Fast so gut wie eine Leiter. Sie müssen da schon eine ganze Weile stehen, das Kraut um sie herum ist mehr als kniehoch.»
    Sie beugte sich hinaus, ein unwilliger Ton entfuhr ihr. «Ich habe keine Ahnung, wer die Fässer dort lagert oderwie lange sie dort schon stehen. Ich gehe nie in den Hof. Meine beiden Speicher habe ich auf der anderen Seite des Cremon und am Lagerplatz nahe dem Holzhafen. Das ist unpraktisch, aber in der Enge der Stadt nicht anders möglich. Seht Euch doch um: Der Hof ist voller Schuppen, alle möglichen Leute lagern dort alles Mögliche. Hätte ich die Fässer entdeckt, hätte ich umgehend dafür gesorgt, dass sie weggeräumt werden.
Wahrscheinlich
hätte ich das», gestand sie zu, «bei uns ist niemals eingebrochen worden, ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass so etwas geschehen könnte.»
    Wagner sah sie zweifelnd an. Ein so bedingungsloses Vertrauen in die Ehrbarkeit ihrer Mitmenschen hatte er bei einer Handelsfrau nicht vermutet. Dies war eine große Stadt, mit ihren fast hunderttausend Menschen eine der größten und engsten Europas. Es gab Armut und Elend an jeder Ecke. Da dachte eine reiche Frau in einem reichen Haus nie an Einbruch und Diebstahl? Entweder war diese Dame töricht, oder sie ging blind durch die Welt. Sie sah weder nach dem einen noch nach dem anderen aus.
    «Seltsam», murmelte er und beugte sich über die angesengten Dielen zwischen Fenster und Schreibtisch. Hier hatte es angefangen zu brennen. Wie? Womit? Er schnupperte, der brandige Geruch überlagerte alles. Er richtete sich auf und wandte sich wieder dem Fenster zu, betrachtete jeden Zoll mit zusammengekniffenen Augen und fand nichts. Nicht ein Fädchen, das dort womöglich nicht hingehörte.
    «Habt Ihr nach dem Feuer etwas gefunden, das nicht in Euer Kontor gehört, Madam?»
    «Nein. Was könnte das sein? Ach, Ihr meint etwas, das der Brandstifter verloren hat.»
    «So etwas, ja. Oder einen Stofffetzen am Fenster, der ihmbeim Einsteigen vom Rock oder vom Beinkleid gerissen wurde.»
    «Nein, Weddemeister, gar nichts. Allerdings habe ich nicht danach gesucht, wie Ihr verstehen werdet. Ich hatte anderes im Kopf.»
    «Anderes, gewiss. Wenn Ihr erlaubt, würde ich mich gerne genauer umsehen. Es dauert nur eine Minute.»
    Anstatt das Kontor zu verlassen und in den vorderen Räumen zu warten, trat sie nur beiseite und beobachtete, wie er auf Händen und Knien, den geröteten Kopf knapp über den Dielen, herumkroch und Zoll für Zoll den Boden absuchte. Er fand nichts, nicht einmal einen Fetzen Papier, eine alte Schreibfeder oder Flusen von Staub. Selbst in den Ecken, die Feuer und Löschwasser nicht erreicht hatte, war der Boden sauber.
    «Ich fürchte, Ihr bemüht Euch umsonst», hörte er ihre Stimme, als er mit der Hand unter dem Regal neben dem Fenster entlanggefahren war und sie mit einem veritablen Splitter im Mittelfinger wieder hervorzog. «Heute Nacht stand hier alles unter Wasser, inzwischen wurde gründlich aufgewischt. Verzeiht, ich hätte das gleich sagen sollen.»
    Mit einer für seine Körperfülle erstaunlichen Behändigkeit kam Wagner wieder auf die Beine. Er spürte ein grimmiges Gefühl im Magen, das kaum von dem zu hastigen Frühstück herrührte. Er wischte die Hände an seinem blauen Tuch ab, wie an seiner Kniehose hatten die geölten, noch feuchten Dielen dort deutliche Spuren hinterlassen.
    «Wer wusste von dem schadhaften Fenster, Madam?»
    «Außer mir nur

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