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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Pech. Denn dann», ihre Hand beschrieb einen Bogen über den auf den Dielen liegenden, von Feuer, Wasser und Fußspuren unbrauchbar gemachten Papieren, «dann musst du noch einmal von vorne anfangen. Oder hast du das zuerst Geschriebene etwa auch auf meinen Tisch gelegt?»
    John Wessing hatte am vergangenen Abend bis tief in die Nacht hinein im Kontor gesessen und alle Briefe und Warenlisten, die er während des Tages geschrieben hatte, noch einmal kopiert. Er war ein beflissener Lehrling mit guten Talenten für den Kaufmannsberuf, leider gehörte seineSchrift wie auch einige Regeln der Orthographie nicht dazu. Da die Handelsfrau van Keupen großen Wert auf eine vorbildliche Ausbildung legte, war sie überaus streng, nicht zuletzt, weil die Lehrlinge der von einer Frau geführten Handlung besonders kritisch beurteilt wurden. Und wohin sollte es führen, wenn einer schon als Lehrling schlampig und in zu großer Hast schrieb? Sie wusste genau, dass ihre eigene Schrift flüchtig war und unleserlich ausfiel, wenn sie vergaß, die Feder langsam zu führen.
    Zur Übung, und auch zur Strafe, hatte John alles noch einmal schreiben müssen. So hatte er stundenlang allein im Kontor gesessen und im müden Licht einer Kerze die Feder geführt. Es war trotz seiner Müdigkeit gut geworden, er hatte sich im Bewusstsein, am nächsten Morgen ein Lob zu hören, in der Kammer zu Bett gelegt, die er unterm Dach mit dem anderen Lehrling teilte.
    «Nein», sagte er, «die Originale liegen in meiner Lade. Soll ich gleich beginnen?», fügte er zögernd hinzu.
    «Nach dem Frühstück. In der Küche gibt es heute Morgen ausnahmsweise für alle Kaffee. Sonst schlaft ihr mir über eurer Arbeit ein. Aber zuerst geh dich waschen und umziehen. So», sie schnippte mit dem Zeigefinger gegen seine offen hängende, beschmutzte Halsbinde, «solltest du dich nicht mal in der Küche zeigen. Was hast du da in der Hand?»
    Wieder errötete John tief, er hatte gehofft, sie werde es nicht sehen. «Sie lag unter Eurem Stuhl», sagte er, «ich habe sie gerade gefunden. Aber sie gehört mir nicht, ganz bestimmt nicht, ich habe mein Licht wieder mitgenommen, als ich das Kontor verließ. Es war nur eine Kerze. Ich bin immer sehr achtsam mit dem Licht, es war völlig dunkel, als ich ging. Wirklich.»
    Sibylla legte die Mappe aus weinrotem Saffianleder, die sie fest unter dem Arm gehalten hatte, auf den Tisch undnahm ihm die kleine Tranlampe aus der Hand. Sie war leer und hatte offensichtlich gründliche Bekanntschaft mit den Flammen gemacht.
    «Sie lag unter meinem Stuhl, sagst du?»
    «In der Ecke dahinter. Sicher ist sie bei dem Durcheinander in der Nacht dorthin geraten. Aber es ist nicht meine Lampe, Madam, bestimmt nicht.»
    «Beruhige dich, John.» Sibylla drehte das Lämpchen, als suche sie nach einem Zeichen, einem eingeritzten Namen, nach irgendetwas. Dann stutzte sie und hob es an die Nase. Der Lampe fehlte der unangenehme Geruch des Waltrans, sie musste mit dem teureren Rüböl gefüllt gewesen sein. «Ich glaube dir ja. Wenn ich mich nicht sehr irre, sind unsere Lampen etwas größer.» Sie sah ihn nachdenklich an. «Du fürchtest, ich könnte denken, du habest die Lampe gestern Nacht hier vergessen, nachdem du mit deiner Arbeit fertig warst, vielleicht aus lauter Schläfrigkeit? Dass sie die Ursache für das Feuer war?»
    «So war es nicht. Ich schwöre Euch   …»
    «Sei vorsichtig mit schnellen Schwüren, John. Sie sind auch nicht nötig. Ich habe gesagt, ich glaube dir, dabei bleibt es.» Wieder drehte sie die Lampe in den Händen und besah sie prüfend. «Es ist nur fraglich, ob andere dir glauben werden. Der Inspektor von der Feuerkasse, zum Beispiel.» Die Röte in Johns Gesicht wandelte sich schlagartig in Leichenblässe. «Am besten vergisst du das Lämpchen einfach», fuhr seine Lehrherrin fort. «Das werde ich auch tun. Wenn niemand davon weiß, kann niemand falsche Schlüsse ziehen. Womöglich habe ich es selbst aus meiner Kammer mitgebracht, als alles ‹Feuer› schrie. Ich kann mich vor lauter Schrecken gar nicht mehr erinnern.»
    «Ja, Madam. Es ist schon vergessen. Danke, Madam, vielen Dank.»
    «Gut. Nun geh dich waschen und frühstücken.»
    Erleichtert eilte John aus dem Kontor, zu eilig, um Juliane van Keupen zu bemerken, die sich in die Nische zwischen den beiden Regalen des vorderen Kontorzimmers drückte. Als Johns Schritte auf der Treppe zu den Dachkammern leiser wurden, verließ auch sie den Raum, rasch und ohne das

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