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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ist.»
    «Nein. Jetzt. Bei Tag interessiert das kein Schwein, wenn’s dunkel is und wir der Wache vor die Füße laufen, hagelt’s Fragen. Se muss weg, jetzt gleich, das is am sichersten. Sind noch andre Gäste im Haus?»
    Irm schüttelte den Kopf, es waren eh nur zwei ausgemusterte Matrosen von irgendeinem Seelenverkäufer, die sich schon bei Tagesanbruch auf den Weg zum Heuerbaas gemacht hatten.
    «Jetzt gleich», wiederholte er, rappelte sich von seinem Schemel auf und folgte ihr, die schon die Stiege hinaufeilte.
    ***
    DIENSTAGABEND
    Sibylla van Keupen war guter Dinge. Der Brand im Kontor war überaus ärgerlich, das ganze Haus lebte immer noch in Aufregung und Furcht, weil ein Fremder dort eingestiegen war und, anstatt zu stehlen, Feuer gelegt hatte, weil niemand sich erklären konnte warum. Zugleich waren alle froh, weil der Schurke nicht auf der Suche nach Wertvollem durchs Haus geschlichen war, womöglich mit einem Messer oder einer handlichen Schnur bewaffnet, um jeden zu morden, der sich ihm in den Weg stellte. Auch sie hatte sich beunruhigt gezeigt, anders als die anderen jedoch nur wenig. Ihre Ruhe wurde bewundert, es ahnte ja niemand, dass sie zu wissen glaubte, wem der Anschlag zu verdanken unddass es ein kümmerlicher Versuch der Lösung eines großen Dilemmas gewesen war. Darum würde sie sich später kümmern, heute, am Tag nach der Brandnacht, hatte das Durcheinander im Kontor Vorrang gehabt.
    Tatsächlich hatte sich der Schaden als geringer erwiesen als zunächst erschienen, besonders am Wichtigsten, den Schriftstücken. Es lohnte sich eben doch, die teurere Tinte und gutes Papier zu verwenden. Die meisten der direkt vom Wasser getroffenen Bögen waren sogar noch halbwegs leserlich, die Abschreiberei erforderte Zeit, sonst nichts. Und beim täglichen Treffen aller Handelsleute an der Börse war Bergstedt zugesichert worden, man sei gerne bereit, Duplikate von Verträgen mit dem Haus van Keupen zur Abschrift zur Verfügung zu stellen. Und die Vereinbarungen mit Händlern in anderen Städten und Ländern – auch das würde sich finden.
    Einiges Mobiliar musste repariert werden, die Gardinen erneuert, auch das Fenster, vielleicht einige Dielen. Das Feuer hatte sie nicht ernstlich beschädigt, aber Brandflecken machten auf Besucher keinen verlässlichen Eindruck. Der Kontortisch ließ sich ausbessern, andererseits war es eine gute Gelegenheit, sich von dem altväterlichen Monstrum mit den Löwenfüßen zu trennen. Auf ihrer letzten Reise hatte sie einen eleganten leichteren Tisch aus Mahagoni gesehen, mit fein eingelegter Platte und zahlreichen Schubladen, von denen einige mit besonders komplizierten Schlössern gesichert waren. Ja, genau so einen sollte sie arbeiten lassen.
    Tillmann lag nun acht Jahre in der Familiengruft, es war an der Zeit, sich auch im Kontor von Dingen zu trennen, die täglich an ihn erinnerten und in Ehren gehalten werden mussten. Dazu reichte sein Porträt. Sie hatte ihren Mann gemocht und geachtet, in jungen Jahren auch geliebt, füreine Dame ihrer Stellung und ihres Alters empfand sie dieses Wort als zu sentimental. Sie hatte sein Unternehmen fortgeführt, nicht immer ganz in seinem Sinne, dafür mit umso größerem Erfolg, und es um einige Geschäfte erweitert, die er kaum gutgeheißen hätte. Tillmann war ein ehrbarer Mensch gewesen. Das war sie auch, nur ein wenig weitsichtiger und unabhängiger im Denken und Handeln. Sie konnte zufrieden sein. Das würde sie ihm heute erzählen, wenn sie wie an fast jedem frühen Dienstagabend vor dem Familienepitaph in der Katharinenkirche mit ihm Zwiesprache hielt.
    Genaugenommen war es mit der Zwiesprache nicht mehr weit her. Während des ersten Jahres, als sie noch fürchtete, ihrer neuen Aufgabe nicht gewachsen zu sein, hatten diese Stunden an seinem Grab ihr geholfen herauszufinden, was getan werden musste, welche Entscheidung richtig, welche zu verwegen, welche zu halbherzig war. In der Stadt hatte man diese Besuche bald bemerkt, es hatte sich herumgesprochen, dass die Witib van Keupen nichts tat, ohne ihres klugen Mannes zu gedenken, die Nähe seiner aufgestiegenen Seele zu suchen und seinen Segen zu ihrem Tun zu erbitten. Um mit der lieben Erinnerung allein zu sein, so wurde geflüstert, versage sie sich sogar jegliche Begleitung, die sich für eine Dame sonst zieme. Selbst die von Mademoiselle Juliane, die man gewöhnlich an ihrer Seite sehe.
    Das Wohlwollen, das ihr für diese einsamen Stunden entgegengebracht wurde, hatte

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