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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Schweigen traf. Eine harmlose junge Frau im einfachen Kleid hingegen hörte und sah, was ihm vorenthalten wurde, ihr öffneten sich Münder und Türen. Und sie entdeckte manches, das er für unwichtig erachtet hätte.
    Es hatte Gelegenheiten gegeben, bei denen sie sich als Schnüfflerin, gar als Denunziantin gefühlt hatte. Die Erinnerung an Jean in diesem stinkenden Kerker gleich neben der Folterkammer, die Gewissheit, es könne wieder der Falsche dort landen und am Galgen enden, hatte sie weitermachen lassen. Und obwohl sie es sich nur ungern eingestand und einige Male um ihr eigenes Leben gefürchtet hatte, empfand sie die Verbrecherjagd auch als Abenteuer. Damit musste es nun vorbei sein. Der Gedanke ließ sie aufseufzen, und Augusta lächelte.
    «Verstehe ich Euren abgrundtiefen Seufzer richtig? Ihr hattet beschlossen, Euch von nun an aus Wagners Gründelei herauszuhalten? Das wäre bedauerlich, meine Liebe, äußerst bedauerlich. Ihr versteht Euch so gut aufs Denken, und Eure Neugier ist für Wagner und das Wohl Eurer Mitbürger unersetzlich.»
    Sie möge bedenken, sie koste die Stadt für diesen Dienst keine Mark Courant, nicht einmal einen Sechsling. Es sei geradezu sträflich, wenn sie sich von nun an auf ein Leben in Küche und Salon beschränke.
    «Was haltet Ihr davon, für den Anfang meine Kundschafterin zu sein? Madam van Keupens Tod ist nicht nur tragisch, er wird auch hohe Wellen schlagen, in den Salons wie an der Börse. Ich möchte unbedingt wissen, was der Weddemeister weiß. Und was er vermutet. Oder glaubt Ihr, Magnus hätte etwas dagegen einzuwenden?»
    «Er würde sich nur sorgen. Aber Magnus», fügte sie knapp hinzu, «ist nicht da. Mit Eurem Dispens, Madam Augusta, sind meine guten Vorsätze schon vergessen. Aber das Frühstück? Ich möchte Anne nicht brüskieren.»
    Augusta spitzte amüsiert die Lippen. «Das war nur eine Finte, um den braven Zacher ein bisschen zu erschrecken. Anne ist gar nicht zu Hause, sondern in ihrem Garten. Der unselige Springbrunnen ist wieder verstopft, und sie wollte selbst nach dem Rechten sehen. Sicher sitzt nur ein fetter Käfer im Rohr und haucht sein letztes Minütchen aus. Falls Käfer hauchen. Allerdings hatte ich auf eine Tasse Schokolade in Eurer Gesellschaft spekuliert. Vielleicht mögt Ihr später zu mir kommen und meine Neugier befriedigen?»
    Benni, der dem Gespräch scheinbar taub zugehört hatte, wie es sich für einen Kutscher ziemte, war schon vom Bock gesprungen und öffnete Madam Vinstedt den Schlag. Er war absolut Madam Augustas Meinung, denn was im Salon besprochen wurde, wusste bald auch das Gesinde in Küche und Stall.
    Rosina lief über die den Friedhof durchziehende Straße und schlängelte sich durch die Menge bis in die erste Reihe. Grabbe stand mit einer altertümlichen Pike in der Faust breitbeinig vor dem Portal und ließ niemanden in die Kirche. Zu seinen Füßen lag ein Untier von einem pechschwarzen Hund mit hängenden Lefzen, der jedem, der sich auf mehr als vier Schritte näherte, feindselig entgegenknurrte. Was für Grabbes einsamen Auftrag von Vorteil war,denn just an diesem Morgen, an dem wie stets mittwochs und freitags kein Frühgottesdienst stattgefunden hatte, gab es erstaunlich viele, die unbedingt und sofort just in dieser Kirche ein Gebet sprechen wollten.
    Rosina sah Grabbe an, sah den Hund an und war nicht mehr sicher, ob sie unbedingt hineinwollte. Sie kannte den Weddeknecht, aber der Hund war neu und schien unberechenbar.
    Grabbe hatte sie schon entdeckt, ein breites Grinsen vertrieb die Schläfrigkeit aus seinem Gesicht.
    «Madam Vinstedt», rief er und winkte mit der Pike, «der Weddemeister spricht gerade mit dem Kirchendiener, der die Madam gefunden hat, er erwartet Euch schon.»
    Letzteres stimmte nicht, aber es war auch nicht ganz falsch.
    Rosina trat einen Schritt näher, der Hund erhob sich schwerfällig und zeigte knurrend ein beachtliches Gebiss.
    «Der will nur spielen», versprach Grabbe. «Der ist schlau, der weiß genau, wer vorbei darf und wer nicht.»
    Der letzte Satz war laut an die murrende Menge gerichtet, in der Protest laut wurde, als diese Frau, diese halbwegs feine Dame den Ort betreten durfte, den alle als Schauplatz des Grauens nur zu gerne besichtigt hätten.
    Rosina schluckte. Sie hatte nichts gegen Hunde, es gab ausgesprochen liebenswürdige Exemplare, sogar unter Möpsen. Dieser erinnerte sie jedoch fatal an die Köter, die ihnen die Bauern nachgehetzt hatten, wenn der Komödiantenwagen

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