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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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der Lilienstraße seine Frau zurückgelassen hatte. Sie versuchte sich mit Weißstickerei über Wasser zu halten und ihre Kinder satt zu bekommen. Während sich die anderenDamen mit Vermutungen über den tatsächlichen Grund für das Verschwinden des lebenslustigen Mannes amüsierten, hatte sich Madam Bocholt zu Juliane gebeugt, ihre Hand gestreichelt und geraunt, wie vorbildlich versorgt der gute Tillmann sie zurückgelassen habe. Darauf hatte Juliane nichts zu sagen gewusst, allein ihr Blick hatte verraten, dass sie nicht der gleichen Meinung war.
    ‹Verzeiht, meine Liebe›, hatte Madam Bocholt gemurmelt, ‹wenn ich etwas Dummes gesagt habe, tut es mir leid. Ich wollte Euch nicht zu nahe treten, ich habe mich nur gerade erinnert, wie Tillmann, er war ein so reizender, liebenswürdiger Mensch, mir einmal davon erzählte. Er hatte es gerade niedergeschrieben, als ahne er das Nahen seines traurigen Endes. Ach nein, dazu war er viel zu heiter. Aber sicher habe ich mich geirrt, Mademoiselle Juliane, das geschieht mir leider oft. Oder›, hatte sie mit einem für ihre Gewohnheiten unerhörten Anflug von Beharren hinzugefügt, ‹oder er konnte es doch nicht mehr niederschreiben. Nun gut, bei Madam van Keupen seid Ihr ja allerbestens aufgehoben. Nicht wahr?›
    Dann hatte sie rasch das Thema gewechselt, und Juliane hatte die Bemerkung und Madam Bocholts Verwirrung vergessen. Nein, das stimmte nicht, sie hatte sich bemüht zu vergessen. Doch es war ihr immer wieder eingefallen. Nachts, wenn sie erwachte und in die Dunkelheit starrte, beim Gottesdienst, wenn die Predigt lang und Tillmanns Grab nah war, oder vor einigen Wochen, als der Seidenhändler eine Auswahl von Stoffen und Pelzkragen für Madam van Keupens neuen Mantelumhang brachte. Da endlich hatte sie Sibylla gefragt und nur dieses Lachen gehört und die Erinnerung daran, dass sie, das Kind aus der ersten Ehe der zweiten Gattin, nicht wirklich zur Familie gehöre.
    Der Schmerz in ihrem Kopf war gekommen wie ein Blitz,langsam ließ er nach. Ihr Körper schien immer noch zu beben, als berühre sie von den Füßen bis zum Kopf eine Elektrisiermaschine. Irgendetwas hatte sie übersehen oder nicht bedacht. Was?
    Plötzlich wusste sie es. Sie griff nach Sibyllas Bund, das bis zur Ankunft der neuen Hausherrin ihres war, und besah jeden einzelnen Schlüssel. Die ganz großen für die Schlösser in den Haustüren, zum Speicher und zu den Ställen waren an einem anderen Bund, dieser trug nur die für die kleineren Schlösser im inneren Haus. Und die beiden für die Tresortruhe im Kontor, die Bergstedt nun hatte. Sibylla hatte ihr den Bund oft geben müssen und immer wieder versichert, sie werde für Juliane einen eigenen Bund mit allen Schlüsseln anfertigen lassen, doch das war nie geschehen.
    Mit ungeduldigen Fingern prüfte sie einen nach dem anderen die vertrauten Schlüssel. Einer verschloss ein Fach im Schreibschrank hier in diesem Zimmer, den hatte sie gestern zum ersten Mal benutzt, in dem Fach wiederum hatte der Schlüssel zu Sibyllas Schmuckschatulle gelegen. Sie musste sich mitsamt ihrem persönlichen Besitz sehr sicher gefühlt haben.
    Juliane wusste alle Schlüssel zuzuordnen. Bis auf einen. Er war bis auf den für den Sekretär der kleinste. Sein Bart verriet ein gut gearbeitetes Schloss. Irgendwo in diesem Haus musste es eines geben, das sie nicht entdeckt hatte. Sibylla war keine gewesen, die sich mit überflüssigen eisernen Schlüsseln beschwerte.
    Im Kontor? Möglich. Dort waren jetzt zu viele Menschen. Im Speicher? Unwahrscheinlich. Und wie sollte sie in dem großen Gebäude mit seinen fünf Böden etwas finden, dessen Größe zu diesem Schlüssel passte? Wenn es ein verborgenes Fach gab, in dem Sibylla und vielleichtschon Tillmann und dessen Vater Geheimnisse bargen, dann an einem Ort, der anderen versperrt war. Was war versperrter und diskreter als diese Schlafkammer? Was hatte sie übersehen? Wo?
    Hinter den Bildern? Das holländische hing an einem seltsamen Platz. Hinter den Bildern entdeckte sie nichts als helle Flecken auf der Tapete. Der Wandschrank. Nur der Wandschrank war groß genug für ein verborgenes Fach mit einem Schloss. Sie hatte jedes der vielen offenen Fächer durchstöbert, doch sie hatte nach einer Mappe gesucht, einem versiegelten Brief, etwas in der Art. Nun war es anders. Hastig zerrte sie Sibyllas Kleider von den Haken aus dem großen, nicht unterteilten Drittel und warf sie auf das Bett. Das Innere des Schrankes war tief und

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