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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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dunkel, ihre Finger hasteten über die hölzerne Rückwand, Zoll für Zoll, und endlich, in der oberen, gerade noch erreichbaren Ecke nahe an der Trennwand zu den kleineren Fächern für die Schuhe und Hauben, die Leibwäsche, Bänder, Fächer, Tücher und Täschchen, fand sie es.
    Ihre Fingerspitzen fühlten ein Schlüsselloch, dann noch eines. So mussten eben zwei der Schlüssel passen. Sie hatte recht. Der unbekannte und der für den Schreibschrank passten, und als sie endlich begriffen hatte, dass sie beide zugleich in entgegengesetzte Richtung drehen musste, öffnete sich die wie eine Lade aussehende kleine Tür zu einem tiefen Fach. Sie fühlte etwas und zog es behutsam heraus, als könnte es an der Luft zu Staub zerfallen. Es war eine flache, mit blauem Damast bezogene Spanschachtel. Julianes Herz machte einen Satz, als sie mit angehaltenem Atem den Deckel abhob und auf Briefbögen sah, akkurat beschrieben in Tillmanns großer Schrift. Sie nahm sie mit zitternden Fingern heraus, las den ersten Bogen, überflog die beiden anderen, las noch einmal den ersten und rangplötzlich nach Luft. Ein Schrei entfuhr ihr, rau und wütend, und der Schlüsselbund, eben noch in ihrer rechten Hand, sauste durch die Luft gegen das Porträt des jungen Paares. Der Bart des größten Schlüssels bohrte sich in Tillmanns gemalte Stirn.
    ***
    Die Milch war frisch und sahnig, ganz anders als die wässerige Flüssigkeit, die Leute wie Wagner und Karla sich leisten konnten. Sie schmeckte köstlich und sättigte beinahe besser als das Bier, nach dem er sich gesehnt hatte. Wagner schob den leeren Krug hin und her – leider bot Bergstedt nicht an, ihn wieder füllen zu lassen.
    Der Erste Schreiber Sibylla van Keupens trauerte, das war unübersehbar, er würde seinen Pflichten trotzdem ohne Verzug nachkommen, auch das war deutlich. Seine Antworten auf Wagners Fragen waren knapp, präzise und ohne Überraschung gewesen. Auch über seinen jeweiligen Aufenthalt hatte er ohne Zögern, wenngleich mit einem kleinen mokanten Lächeln, Auskunft gegeben. In der Nacht des Feuers hatte er geschlafen, in seinem Bett in seiner Wohnung am Rödingsmarkt, natürlich. Sein Diener könne das bestätigen. Seine Hauserin halte sich nur von Sonnenaufgang bis Mittag in der Wohnung auf, sie wisse nichts von seinen nächtlichen Aufenthalten.
    Als Madam van Keupen starb, ‹zu dieser schrecklichen Stunde›, war er auf dem Heimweg. Ja, womöglich erinnere sich jemand, ihn unterwegs gesehen zu haben, er könne jedoch niemand nennen. Er hatte kühl gelächelt und gesagt, falls der Weddemeister ihn als Täter in Betracht ziehe, möge er bedenken, dass Madams Tod für ihn nur Nachteile und eine ungewisse Zukunft bedeute. Wagner hatte genickt,ob das stimmte, würde er besser anderswo herausfinden.
    Auch Bergstedt wusste nichts von Feinden. «Madam van Keupen war eine außerordentliche Frau», erklärte er, «klug, in allen Belangen des Handels erfahren, erfolgreich. Schöner als die meisten Damen in ihren Jahren, darin werdet Ihr mir zustimmen. Natürlich gab es Neider und Missgünstige, das bringt Erfolg mit sich, aber erheblich mehr Verehrer. Zudem war sie sehr wohltätig, das war allgemein bekannt, sie selbst hat es nie betont.»
    «Sie wurde jung Witwe, warum hat sie nicht wieder geheiratet?»
    «Nun», Bergstedts Blick glitt flüchtig zu den Porträts der männlichen van Keupens, «selbstverständlich gab es passende Bewerber. Daran lag es nicht. Sie hat mir ihre privaten Gedanken natürlich nicht anvertraut, aber sie war sehr gerne Kauffrau, mit einer neuen Heirat wäre sie wieder Ehefrau geworden, unmündig und ihrem Gatten untertan. So sind die Gesetze. Die ich übrigens für altväterlich halte, für überholt. Madam war dafür der beste Beweis. Es gibt wohl Verträge, die Ehefrauen mit eigenem Besitz ein gewisses Verfügungsrecht ermöglichen, doch das ist nicht dasselbe. Zudem hat sie ihren Mann geliebt, da mag es schwer gewesen sein, eine neue Ehe einzugehen.»
    «Schwer, ja. Hat sie in der letzten Zeit jemanden abgewiesen? Fühlte sich ein Aspirant beleidigt?»
    «Nein. Es ist einige Jahre her, seit sie den letzten Antrag abgelehnt hat. Und die Kaufleute, die in Frage kämen, sind keine Männer, die darauf mit Mord reagieren. Wir Kaufleute», sagte er wieder mit diesem Lächeln, «sind kühle Rechner. Leidenschaften stören nur.»
    Wagner dachte, das möge auf die Leidenschaft fürs Glücksspiel zutreffen, in der Liebe und wenn es um einengroßen Besitz

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