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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ging, sah es anders aus. Selbst Bergstedt, den er für einen überaus kühlen Rechner hielt, konnte er sich als leidenschaftlichen Menschen vorstellen.
    «Und eine Ehe in Kreisen der Großbürger», fuhr Bergstedt fort, «ist immer zugleich ein Handel. Eine wohl zu überlegende Investition, wenn Ihr so wollt.»
    Auch von Streit, Groll oder Unzufriedenheit in Haus, Kontor und Speicher wusste er nichts. Alle seien froh, hier zu arbeiten.
    «Wenn es Eure Zeit noch erlaubt, möchte ich zu dem Feuer zurückkommen», sagte Wagner. «Das heißt zu dem schadhaften Fenster. Wer außer den Männern im Kontor und vielleicht einigen der Dienstboten konnte davon wissen?»
    «Von dem Fensterriegel? Ich denke, niemand. Wir hatten es erst am Nachmittag vor dem Brand bemerkt. Tonning sollte am nächsten Tag zum Zimmermann gehen. Sonst habe ich mit keinem darüber gesprochen. Ich nehme an, auch Sibylla nicht, ich meine Madam van Keupen.»
    «Ja.» Das wusste Wagner schon. «Waren an dem Nachmittag Besucher im Kontor, womöglich hier in diesem Zimmer mit dem Fenster? Die es sehen konnten? Oder hören, wie davon gesprochen wurde?»
    «Einige Besucher waren hier. Allerdings keine, die einzubrechen pflegen. Lasst mich trotzdem überlegen.» Er zog eine kleine silberne Uhr aus der Tasche seiner Weste, warf stirnrunzelnd einen Blick auf das Zifferblatt und legte sie vor sich auf den Tisch. «Der Seidenhändler Stackmann brachte Stoffproben für Madam, sie hat ihn hier empfangen und ihre Wahl getroffen. Und dann? Zacharias Meinert, er ist Teilhaber der Bators und mit deren Tochter verheiratet, Barbara. Angenehme Leute und eine gute Partie. Da ging es um einen überfälligen Frachtsegler, an dem dieBators und das Haus van Keupen Parten haben. Besitzanteile», erklärte er, was überflüssig war, als Weddemeister einer großen Hafenstadt wusste Wagner, was Parten waren. «Einmal war die Köchin mit einer Frage zum Abendessen kurz hier, aber die gehört ja zum Haus. Der Zuckermakler Frederking hielt sich nur im vorderen Kontorraum auf. Das sind alle. Nein, da war noch jemand. Ein wenig später kam eine junge Frau von der Kunstblumenmanufaktur am Baumwall. Eine einfache, etwas strenge Person, recht hübsch mit ihrem schweren blonden Haar und der hellen Haut. Der Diener hatte ihr die Ware natürlich in der Diele abnehmen wollen, doch sie bestand darauf, ihre Schachtel Madam persönlich abzuliefern. So sei ihr Auftrag, sagte sie.»
    Das Mädchen sei energisch aufgetreten. Das habe Madam van Keupen wohl gefallen, sie habe keine Hasenfüße gemocht, jedenfalls habe sie das Mädchen hereinkommen lassen und die Lieferung selbst entgegengenommen.
    «Sie musste ein paar Minuten warten, während Madam ein Schreiben zu Ende korrigierte, da stand sie tatsächlich nahe beim Fenster. Das habe ich vom vorderen Kontor durch die Glasscheibe gesehen, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie sich die Zeit damit vertrieben hat, das Fenster zu inspizieren.»
    Wagner überhörte die Spitze. «Lieferung, aha», wiederholte er, während er die Informationen mit einem kratzenden Bleistiftstummel auf kleine Zettel kritzelte, «Kunstblumenmanufaktur.»
    «Glaubt Ihr, Ihr könnt das in einer Stunde noch entziffern?», fragte Bergstedt.
    «Ja», antwortete Wagner knapp, und Bergstedt sagte: «Akulina, das Mädchen heißt Akulina. Als ich den Raum verließ, um etwas mit dem älteren Lehrjungen zu besprechen,habe ich gehört, wie Madam sie so genannt hat. Ein hübscher und ungewöhnlicher Name, deshalb habe ich ihn mir gemerkt. Ich glaube, sie hat nicht nur Seidenblumen gebracht, sondern auch einen Fächer. Aber da kann ich mich irren, ich habe ihn danach nicht gesehen. Vielleicht hat sie ihn nur angeboten. Ich war beschäftigt und habe nicht genau hingesehen. Es war eine Privatangelegenheit.»
    «Hm», brummte Wagner und kritzelte weiter. Sie würde leicht zu finden sein. Er fand es erstaunlich, dass Madam van Keupen den Namen einer Manufakturbotin gekannt hatte. Vielleicht war sie eine Verwandte eines ihrer Dienstboten oder Speicherarbeiter. Dann war es leicht möglich.
    Wagner stopfte den Bleistift und seine Zettel in die Rocktasche und verabschiedete sich. Es wurde Zeit, alles, was er gehört hatte, zu sortieren und zu bedenken. Die Zettel würde er dazu kaum brauchen, was er einmal gekritzelt hatte, vergaß er nicht so schnell. Sie waren nichts als die doppelte Sicherung eines Mannes, der seine Arbeit ernst nahm und dem eigenen Kopf nicht allzu viel

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