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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ist besser, wenn Ihr im Dunkeln gut aufpasst. Besonders auf die Madams, ja, und die Mademoisellen. Zwei sind schon hin, und ob ihm das genug ist, weiß keiner. Besser, Ihr mietet abends immer einen Laternenträger. Aber im letzten Jahr ist sogar einer mit ’ner Laterne überfallen worden, auf demArmenfriedhof war das, bei Sankt Gertrud. Ist nur ’n paar Schritte von hier, ich führ Euch gerne hin.»
    Während eine tiefere, nämlich erwachsene Stimme die gruselige Essenz der Worte hastig flüsternd ins Italienische übersetzte, eine Dame in kirschroter Seide mit einem bedrohlich auf ihrer hochaufgetürmten Frisur schwankenden Federhut tief aufseufzte und ein Spitzentüchlein auf die Lippen drückte, fuhr die Kinderstimme munter fort: «Ja, wie ich gesagt hab, die eine war ’ne vornehme Bürgerin, reich und fromm und alles. Die andere, na, man weiß es nicht so genau, aber sie war wohl so was, was ich hier vor den Damen nicht sage. Eine von den Gewissen in gewissen Häusern.»
    Eine Männerstimme lachte meckernd auf und verstummte ebenso plötzlich nach einem unsanften Rippenstoß.
    «Genau, Musjöh, von da oben», ging es weiter, alle Köpfe wandten sich der Orgelempore zu, «von da ist der Klotz runtergefallen, schwere Eiche, ja, zerschmettert alles kurz und klein, so ’n Ding. Das war ’ne enorm blutige Angelegenheit. Einer, der’s wissen muss, hat mir gesagt, das war ’n Klotz vom unteren Mastteil von Störtebekers Schiff. Genau, von dem geköpften Pirat. Klar ist der schon lange tot, aber Eiche hält sich, das weiß doch jeder.»
    Die Sache mit dem Mast von Störtebekers Schiff schien bei den Zuhörern endlich Zweifel am Wissen ihres Führers aufkommen zu lassen. Die Dame mit dem Hut wandte sich ab und zog ihren Begleiter mit zum Portal. Ein anderer, der die Räuberpistole ins Italienische übersetzt hatte, suchte in seiner Rocktasche nach Münzen. Als auch der Rest der Gesellschaft dem Ausgang zustrebte, wurde der Blick auf einen Knirps mit geschorenem rostfarbenem Haar und überaus dünnen Beinen frei. Den Kopf tief über seine offeneHand gebeugt zählte er, die Zungenspitze zwischen den Lippen, seinen Lohn.
    Leider wurde er von einer anderen Hand unterbrochen, die ihn fest am Kragen packte. Blitzschnell schlossen sich seine dünnen Finger um die Münzen.
    «Tobias Rapp», sagte Rosina streng, «was machst du hier? Warum bist du nicht im Unterricht?»
    Tobias’ Miene wurde jämmerlich. «Ach, Madam Vinstedt, einer muss den Fremden sagen, was passiert ist. Sonst macht’s doch keiner.»
    «Und da opferst du dich. Soll ich dich etwa loben? Und was ist mit dem Unterricht? Fällt der heute aus?»
    Tobias fand, Madam Vinstedts Stimme klang schon nicht mehr ganz so erschreckend, und wagte zu grinsen. «Ich könnte jetzt ja lügen», erklärte er, «tu ich aber nicht. Heute war’s schon am Vormittag so langweilig, da dachte ich, ich geb mir mal ein Stündchen frei. Und wie ich zufällig hier vorbeikam, da haben die Leute gefragt, ob ich was wüsste von der Untat. Da konnte ich doch nicht   …»
    «Du wolltest doch nicht lügen.»
    «Nein, Madam.» Tobias seufzte tief und senkte brav den Kopf. «Wollte ich nicht, aber manchmal ist das schwer. Also, na ja, da hab ich die Leute gesehen und gesagt, ich könnte ihnen erzählen, was passiert ist.»
    «Und woher hast du den Unsinn mit Störtebeker?»
    Nun rötete sich die blasse Haut um die ohnedies rote Nase. «Na, wo der doch Pirat war und die Kirche so am Hafen steht, da dachte ich   …»
    Eine weitere Erklärung hielt er für überflüssig, womit er völlig recht hatte.
    «Wie bist du überhaupt am Waisenhauspförtner vorbeigekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der eines von euch Kindern zur Unterrichtszeit vorbeilässt.»
    «Macht der nicht, auf keinen Fall, aber, na ja, da gibt’s andere Wege nach draußen. Fenster zum Beispiel. Wenn Ihr wollt, also, wenn Ihr unbedingt wollt, tu ich das Geld in den Gotteskasten. Zur Buße.»
    «Nach dem Fenster werde ich lieber nicht weiter fragen, das will ich gar nicht wissen. Und Buße, du kleiner Heuchler, führt nur zur Vergebung, wenn sie ehrlich ist. Nein, die Münzen hast du dir verdient, wenn auch nicht ganz redlich. Deine Phantasie ist so erstaunlich wie dein Reichtum an Worten, der Unterricht im Waisenhaus kann nicht schlecht sein. Aber du musst mit diesem Unsinn aufhören, Tobias, der Tod ist keine Komödie. Du gehst sofort ins Waisenhaus zurück, der Nachmittagsunterricht ist bestimmt noch nicht zu

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