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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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bereit. Die Zimmerleute arbeiten schnell und akkurat. Wir werden keine Probleme haben», erklärte Thanning eifrig. Er war selbst Zimmermanngeselle, war drei Jahre gewandert, und bis er eine Meisterstelle fand, am liebsten durch die Heirat mit einer Zimmermannswitwe, einer recht drallen jungen Meisterin, lernte er nun schon seit zwei Jahren bei dem von ihm tief verehrten Sonnin, was gewöhnliche Meister ihn nicht lehren konnten.
    «Wenn wir die Sheldon’schen Maschinen morgen auf den Turm bringen, können wir übermorgen mit der Arbeit beginnen. Falls der Wind nicht dagegensteht.»
    «Morgen? Übermorgen? Bist du dumm, oder hast du vergessen, was geschehen ist?»
    «Nein, natürlich nicht», stotterte Thanning. Solchen Ton schlug der Meister selten an. «Ihr meint die Sache mit Madam van Keupen.»
    «Diese ‹Sache›, ja. Bis sie in Ehren bestattet und ein paar Tage getrauert ist, geschieht gar nichts. Darf gar nichts geschehen. Und die Kosten – aber daran sollten wir jetzt nicht denken. Jetzt erwarte ich Empörung. Sei sicher, irgendjemand wird es uns in die Schuhe schieben, weil dieser fatale Klotz zu unserem Baumaterial gehört. Aber darum soll sich, verdammt nochmal, die Wedde kümmern.»
    «Das ist schon geschehen. Der Weddemeister war in der Werkstatt und hat gefragt, wer von den Klötzen auf der Orgelempore wusste. Timmermann war sehr ungehalten. Noch mehr, als der Weddemeister fragte, wo alle, auch ich, gewesen seien, als Madam van Keupen starb. Als er hörte, dass wir alle noch in der Werkstatt waren, tatsächlich alle, weil die Arbeit eilte, ging er wieder.»
    «Das musste er prüfen», sagte Sonnin, «er darf da nichts vernachlässigen. Ich werde dich jetzt nicht fragen, wer von den Kerlen zu faul oder vergesslich war und die Eichenstücke auf der Empore gelassen hat, anstatt sie ins Oktogon zu hieven. Ich weiß nicht einmal, was sie dort sollten. Oben brauchen wir fertiggesägte Stücke von Brettern. Warum guckst du wie ein Schaf, Thanning?»
    Thanning räusperte sich dünn und fuhr mit dem Finger in seine Halsbinde, als sei sie plötzlich zu eng. «Ich weiß nicht, es kann sein, dass es meine Schuld ist. Ich denke, alle Männer haben die Klötze dort gesehen, aber ich hattedie Aufsicht, und ich habe sie übersehen. Ich habe zum Schluss versäumt, alles zu prüfen. Ich habe keine Ahnung, wie sie dort überhaupt hingekommen sind. Das war ein Fehler.» Er sank auf einen Schemel, lockerte endlich seine Halsbinde und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. «Und Madam van Keupen», sagte er mit zitternder Stimme. «Alle denken, sie war ein guter Mensch. Aber es stimmt nicht. Überhaupt nicht.»
    Sonnin sah ihn aufmerksam an und fand, jetzt sei nicht der Moment für die scharfe Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Er hatte Sibylla länger und besser gekannt als sein Schüler, ob sie ein ‹guter Mensch› gewesen war, wollte er nicht entscheiden, so etwas war allzu leicht dahergesagt. Trotzdem konnte er sich niemanden vorstellen, der ihr das mit zitternder Stimme absprechen würde.
    «Ich denke, du redest Unsinn», sagte er, «das tust du selten, deshalb wüsste ich gerne, warum. Begreife doch, Junge», fuhr er auf Thannings Schweigen heftiger fort, «jemand hat sie getötet. Wenn du etwas weißt, oder jemand, der einen Grund gehabt haben könnte, darfst du das nicht für dich behalten.»
    Thanning nickte und begann unruhig in der engen Stube umherzugehen, die Fäuste tief in die Rocktaschen gebohrt.
    «Ja», sagte er endlich, seine Stimme war nun wieder fest, «ich weiß. Ich hatte nur Angst, man könnte mich verdächtigen. Dazu gibt es keinen Anlass, wirklich keinen. Ich will Euch sagen, warum ich sie nicht mochte. Ich hätte es Euch längst sagen sollen. Dann könnt Ihr entscheiden, ob es die Wedde wissen muss.»
    Sibylla van Keupen, erfuhr der verblüffte Sonnin, hatte Thanning wenige Wochen nach dem Beginn seiner Gehilfenzeit angesprochen. Ihre Kutsche hatte in der Nähe des Schaarmarktes neben ihm gehalten, und sie hatte ihn aufgefordert,einzusteigen. Er war viel zu erstaunt gewesen, um abzulehnen. Er hatte gewusst, wer sie war, aber dass sie ihn kannte, einen unbedeutenden Gesellen? Es war ein trüber Novemberabend gewesen, die Straßen schon leer, und sicher hatte es niemand beobachtet. Sie lobte ihn für seine gute Arbeit; Meister Timmermann, bei dem er seine Lehrjahre absolviert hatte, spreche das Beste von ihm. Dann fragte sie nach Sonnin, ob er ein guter Lehrer, ob er

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