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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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mit der gnadenlosen Logik der jungen Jahre, «in dem eine Frau nicht wählerisch sein darf. Umso weniger, wenn sie nur auf eine bescheidene Mitgift rechnen kann. Ihr Bruder hat ihr so gut wie nichts hinterlassen. Jedenfalls hat Madam van Keupen verhindert, dass aus den beiden etwas wurde. Schon dass er ihr den Hof machte, und   …»
    «Was nur verantwortungsvoll war», fiel ihr Barbara Meinert entschieden ins Wort. «Falls die Geschichte überhaupt stimmt, Ihr wisst sie nur vom Hörensagen, wenn ich Euch richtig verstanden haben. Eine Dame wie Mademoiselle Juliane würde mit einem Mann des Handwerks, der so viel herumreist wie dieser Taubner, niemals glücklich. Er mag ein hervorragender Stuckator sein, als Gatte für eine van Keupen ist er nicht geeignet. Zweifellos hat er sie für vermögend gehalten und wegen ihres Alters geglaubt, leichtes Spiel zu haben. Davon hört man immer wieder, und sie hat die dreißig schon überschritten.»
    Henny machte schmale Lippen, sie neigte wenig zur Empfindsamkeit, diese Geschichte hatte sie jedoch ungemeinromantisch gefunden. Selbst als ihr einfiel, Taubner hatte so womöglich Grund gehabt, Sibylla van Keupen zu hassen. Hass und Leidenschaft, wie sie es aus ihren geliebten Romanen kannte. Leider gab es davon viel zu wenige.
    Die meisten der Damen teilten Madam Meinerts Ansicht, wenn auch nicht so entschieden. Sie leerten ihre Gläser, Madam Bocholt und die Senatorin hatten ein zweites gewagt und fühlten sich gleichermaßen heiter, und verabschiedeten sich. Madam van Wittens Angebot, Madam Vinstedt möge in ihrer Kutsche mitfahren, fand allgemeine Aufmerksamkeit. Doch Anne bat Rosina, noch ein Minütchen zu bleiben, sie wolle ihr ein wunderbares neues Buch zeigen, das gerade aus London eingetroffen sei,
Observations on Modern Gardening
. Was Rosina verblüffte, Anne wusste, wie wenig Rosina die Gärtnerei liebte, und hatte ihr bei all ihrer eigenen Begeisterung für ihren Garten nie zuvor solche Werke gezeigt.
    Auch die junge Madam Meinert blieb noch, um auf ihren Gatten zu warten, der gleich eintreffen sollte. Zacharias Meinert hatte den Nachmittag wie Claes Herrmanns in der Commerzdeputation verbracht, es war verabredet, dass er Claes zum Neuen Wandrahm begleite und seine Frau abhole. Tatsächlich hatte Anne den Plan, Rosina und Barbara Meinert besser miteinander bekannt zu machen. Zwei junge Ehefrauen mit überflüssiger Zeit – da musste es doch Gemeinsamkeiten geben. Allerdings verhieß der Verlauf des Nachmittags wenig Hoffnung auf vertraute Bekanntschaft. Wenn Barbara Meinert schon die Verbindung einer nicht mehr ganz jungen Kaufmannstochter mit einem gut beleumundeten Meister im passenden Alter verachtete, was dachte sie dann über die Gesellschaft einer Komödiantin, selbst wenn die aus gutem Haus stammte, klug und gebildet war und mit einem tadellosen Bürger verheiratet?
    Rosina blieb gerne, zu Hause in der Mattentwiete wartete nur Pauline. Während Anne sich mit Barbara Meinert über die Vor- und Nachteile von Tapeten aus Papier und Kattun oder Seide austauschte, offenbar hatte sie das neue Buch aus London schon wieder vergessen, waren Rosinas Gedanken bei dem, was sie in den letzten Stunden gehört hatte.
    Mademoiselle Stollberg hatte ihrer Freundin Henny beim Hinausgehen zugeflüstert, der Mann habe keine gepuderte, sondern eine braune Perücke getragen, er sei sehr wohl von anderen zu unterscheiden gewesen. Das hatte Rosina an den Fremden in der Katharinenkirche erinnert, der mit dem Stuckator geredet und ihr so nachdenklich nachgesehen hatte. Natürlich war es absurd zu glauben, Struensee lebe noch, doch auch ihr war etwas an diesem Mann vertraut erschienen. Sie hatte es der Ähnlichkeit seiner Statur mit Magnus’ zugeschrieben, jetzt wusste sie, dass da noch etwas gewesen war: Mademoiselle Stollberg hatte Doktor Struensee nur flüchtig getroffen, sie selbst hatte ihn besser gekannt. Sie hatte an seiner Tischgesellschaft teilgenommen, und er hatte ihr auf der Suche nach einem verschwundenen Dichterdilettanten den Zugang zum Pesthof verschafft, dieser Schreckenskammer von Hospital für Kranke und Irre auf dem Hamburger Berg. Das war sechs Jahre her, doch sie erinnerte sich gut daran, denn sie hatte ihn gemocht und für seine Arbeit bewundert.
    Dann war da der van Keupen’sche Besitz im Hof zwischen Cremon und Mattentwiete. Und Mademoiselle Julianes geringe Mitgift. Hatte Pauline sie nicht als geizig bezeichnet, als kniepig? Vielleicht war sie nur ohne Mittel.

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