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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Brandwache ist doch ganz in der Nähe.»
    «Trotzdem», sagte Claes Herrmanns, «bevor die Männer mit dem Spritzenwagen ankamen, hätte der Kerl allemal rasch verschwinden können. Es gibt außerhalb des Hofes genug dunkle Ecken und Hofeinfahrten, in die er sich hätte drücken können. Er konnte auch nicht damit rechnen, dass das Feuer so rasch entdeckt werden würde. Natürlich ist es möglich, dass jemand, der tagsüber im Hof beschäftigt war, das beschädigte Fenster bemerkt hatte und die Gelegenheit nutzte. Aber das ist wenig wahrscheinlich. Von außen konnte man es sicher kaum erkennen.»
    Rosina bemerkte das Zögern in seinen letzten Worten und erahnte seine Gedanken, es sei wahrscheinlicher, dass jemand aus dem Haus van Keupen das Feuer gelegt hatte. Ein ketzerischer Gedanke, erst recht, wenn man bedachte, wie friedvoll und angenehm das Leben im großen Haus am Cremon angeblich war.
    Zwei Männer kamen aus dem hinteren Raum, wo sich außer dem Billardtisch auch einige durch Holzwände separierte Tische für vertrauliche Gespräche befanden. Der jüngere der beiden strebte eilig dem Ausgang zu, der ältere begrüßte Claes Herrmanns. Er war ein unauffälliger Mann um die fünfzig, nur die Silberknöpfe an seinem schlichten schwarzen Rock und der goldene Familienring an seinem rechten kleinen Finger verrieten, dass er zum wohlhabendenTeil der Bevölkerung zählte. Herrmanns machte Monsieur Bator mit Wagner und Rosina bekannt. Sie erinnerte sich, dass er ein dem Herrmanns’schen vergleichbares Handelshaus besaß.
    Bei aller Behäbigkeit war er ein aufgeklärter Mensch. Es hieß, er lese heimlich Romane, was zu bezweifeln war, ernsthafte Männer, insbesondere Kaufleute, lasen keine Romane.
    Falls ihm diese Begleitung Claes Herrmanns’, dazu am Vormittag in einem Kaffeehaus, unpassend erschien, zeigte er es nicht. Da er keine Anstalten machte zu gehen, bat Herrmanns ihn, Platz zu nehmen, wenn auch nur kurze Zeit bleibe, bis man zur Börse aufbrechen müsse.
    «Gern, wenn es der Dame genehm ist?», sagte er mit einer liebenswürdigen Verbeugung und setzte sich auf den Stuhl zwischen Wagner und Claes Herrmanns. «Madam Vinstedt?», fuhr er fort. «Ah, ich erinnere mich. Meine Tochter und mein Schwiegersohn hatten neulich das Vergnügen, Euch bei den Damen des Hauses Herrmanns kennenzulernen. Barbara und Zacharias Meinert.»
    «Richtig», stimmte Claes Herrmanns zu, «beim Kaffeekränzchen unserer Damen. Eure Tochter und ihr Gatte waren so freundlich, Madam Vinstedt nach Hause zu begleiten.»
    «Ja, und bei der Gelegenheit möchte ich Euch endlich sagen, wie verbunden ich bin, Herrmanns, dass Ihr unseren tüchtigen Zacharias über so charmante Begegnungen hinaus in den richtigen Kreisen der Stadt bekannt macht. Natürlich tue ich selbst mein Bestes, es ist aber immer von Vorteil, wenn ein Mann Eurer Reputation das unterstützt. Ihr habt ihn Senator van Witten vorgestellt, eine wichtige Bekanntschaft. Ich hoffe, Zacharias hat den guten Eindruck gemacht, der seinem Charakter entspricht.»
    «Ja, hat er. Mein alter Freund van Witten ist selbst so redselig, dass er zurückhaltende junge Herrn umso mehr schätzt. Ja, ich erinnere mich, das war gleich, nachdem wir Sonnin getroffen hatten. Hat er davon auch erzählt? Unseren Baumeister hat er allerdings in grimmiger Stimmung erlebt.»
    Bator nickte. «Wegen der Flugschrift über Struensee, ich weiß. Ich kann nicht behaupten, den zum Graf emporgedienerten Physikus geschätzt zu haben, er war nun mal ein Parvenu. Aber diese übertriebene Strafe und die Weise der Hinrichtung kann ich nicht gutheißen, diese Zeiten sollten vorbei sein wie die Verbrennung von vermeintlichen Hexen. Es ist kein Wunder, wenn Sonnin so eine Flugschrift besonders ärgert, er ist ja mit den Struensees verwandt.»
    Wagner fühlte sich zu Recht von Monsieur Bator übersehen und hatte, anstatt zuzuhören, krampfhaft überlegt, auf welche Weise er sich höflich verabschieden könne, nun wurde er schlagartig wieder aufmerksam.
    «Nur recht entfernt», sagte Claes Herrmanns, «wohl über die Familie seiner Mutter. Soviel ich weiß, verkehrten die beiden kaum miteinander, als Struensee noch in Altona lebte.»
    «Das mag sein, aber Blutsbande bleiben Blutsbande. Es muss ihm bei seinem zur Unverblümtheit neigenden Temperament schwergefallen sein, mit unserer so tragisch verschiedenen Madam Sibylla manierlich zu sprechen. Sie wollte ja einen erheblichen Anteil der Kosten für seine Begradigung des

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