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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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fand, er brauche eine Atempause. «Ihr sagtet ‹widerwillig›, Monsieur Herrmanns. Gab es deshalb Neider oder Feindschaften?»
    «Neider sicher, von Feindschaften habe ich weder gehört noch selbst welche bemerkt.»
    Die für ihn ungewöhnlich knappe Antwort zeigte die Ermüdung seiner anfänglichen Bereitschaft, Fragen zu beantworten, Rosina entschied, dies ihrerseits nicht zu bemerken.
    «Ich habe gehört, sie hat sich seit einigen Jahren für das Baugewerbe interessiert. Die Stadt ist eng, innerhalb der Wälle gibt es kaum noch Platz für neue Bauten, die Mieten steigen. Um Grundbesitz und neue Bauvorhaben soll es die reinsten Hahnenkämpfe geben. Ist das Mietshaus im Hof zwischen dem Cremon und der Mattentwiete nicht auch Eigentum der van Keupens? Um das Gebäude soll es Ärger gegeben haben, weil es so schlecht gebaut ist.»
    Herrmanns nickte. «Alles trifft zu. Für das Haus im Hof hinter Eurer Wohnung ist allerdings Abhilfe angekündigt und in Auftrag gegeben, zum Teil schon ausgeführt. So spricht man jedenfalls im Commerzium. Sie war auf ihren Ruf bedacht, ein zusammenbrechendes Haus konnte dem nur schaden und wäre kein vorteilhaftes Geschäft gewesen. Und ja, sie hat eine Vorliebe für die Baukunst entwickelt. Warum nicht? Es ist ein wichtiges und interessantes Gewerbe. Vielleicht habt Ihr auch gehört, dass sie einen jungen Baumeister gefördert hat, mit ihm hat sie ausnahmsweise einen Fehlgriff getan, der Mann muss noch viel lernen. Sein Name fällt mir jetzt nicht ein; falls er auf der Liste Eurer Verdächtigen steht, Wagner, könnt Ihr ihn streichen. Sie hat ihn aus eben diesem Grund auf eine kleine Bildungsreise geschickt. Er hat schon vor vier oder fünf Wochen die Stadt verlassen.»
    Während Wagner noch überlegte, ob er es wagen könne, nach einem möglichen, wirklich nur möglichen ernsten Zwist zwischen Madam van Keupen und Baumeister Sonnin zu fragen, wollte Rosina noch etwas wissen: «Es mag mit dieser Sache nichts zu tun haben, doch in dem Hof steht eine kleine Werkstatt leer. Sie gehörte einem Fächermacher, das heißt, er hat darin gearbeitet. Wisst Ihr, warum er plötzlich fort ist?»
    «Ich fürchte, Ihr erwartet zu viel von mir, Madam Rosina.»Claes Herrmanns reckte den Hals, er hätte gerne noch einen Kaffee bestellt, doch Jensen war nicht zu sehen. «Irgendetwas war mit einem Fächermacher, ja. Wenn ich mich recht erinnere, hat er sein Gewerbe aufgegeben und, richtig, jetzt fällt es mir wieder ein, ein Kunstblumenmacher hat um Erlaubnis ersucht, seine Arbeit fortzuführen. Ich glaube, es war der vom Baumwall. Das muss das Amt wissen, wobei ich nicht sagen kann, zu welchem Amt Fächermacher gehören. Vielleicht zu den Schneidern? Der Kunstblumenmacher ist ein Manufakteur, der gehört sicher keinem Amt an.»
    Er sah Rosina prüfend an. «Ihr werdet jetzt kaum nach dem Fächermacher fragen, weil Euch der Sinn gerade nach Putzwaren steht.»
    «Ihr fragt wegen des Feuers im Kontor», vermutete Wagner. Fächermacher? Kunstblumen? Da war irgendetwas gewesen. Er musste doch genauer auf seine Notizzettel achten. Hatte Bergstedt nicht erwähnt, unter den Besuchern im Kontor am Tag vor dem Brand sei eine junge Frau von der Kunstblumenmanufaktur gewesen? Er konnte nicht zu Ende denken, Rosina sprach schon weiter.
    «Ich weiß es selbst nicht genau. Der Brand und Madam van Keupens Tod innerhalb weniger Stunden werden doch kein Zufall gewesen sein. Die Werkstatt steht leer, jedenfalls wird dort nicht mehr gearbeitet. Wer immer das Feuer gelegt hat, muss vom Hof eingestiegen sein. Ich habe das Feuer gesehen, aber wegen der Dunkelheit niemanden entdeckt, der davonschlich. Vielleicht hat er sich in dem Schuppen versteckt. Der ist jetzt versperrt, ich habe gestern nachgesehen. Es könnte doch sein, er hat sich dort verkrochen, bis sich die Aufregung wieder legte. Das ist nur ein Gedanke, es gibt zwischen den Schuppen genug dunkle Ecken, in denen ein Mann sich leicht verbergen kann.»
    «Und die Durchgänge von den Straßen zum Hof sind offen»,sagte Wagner, «sogar nachts. Da kann jeder durch, rein und wieder raus. Was sträflich ist, Türen und Tore müssen bei Sonnenuntergang verschlossen werden.»
    «Seit das neue Haus im Hof steht, wird es offen bleiben müssen, sonst wären die Bewohner eingesperrt. Aber auf der Straße», überlegte sie weiter, «hätte ihn selbst mitten in der Nacht jemand sehen können. Zumindest musste er befürchten, der Spritzenmannschaft über den Weg zu laufen. Die

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