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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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vertrautere Freundinnen.»
    «Kaum», flüsterte Madam Koch, «kaum. Und das kann ich niemandem anvertrauen. Der Ruf meines Gatten und unseres Sohnes muss rein bleiben. Das werdet Ihr verstehen.»
    Natürlich habe sie alles verschweigen wollen, selbst vor ihrem Sohn, der dürfe auch jetzt nicht davon erfahren. Er habe eine so überaus empfindsame Seele, er könne sich etwas antun. Doch nun habe jemand Madam van Keupen getötet, das ändere alles.
    «Ich kann nicht sagen, es tut mir leid, das kann ich wirklich nicht. Aber wenn es jemanden in unserer Stadt gibt, dersich selbst rettet, indem er ein anderes Leben auslöscht, und sei es auch noch so gering, muss doch bekannt werden, was für eine niederträchtige Person sie war. Heißt es nicht, wenn man den Grund für einen Mord kennt, findet man leichter den Mörder? Ja, und da dachte ich, also, ich dachte, Ihr seid doch mit dieser Komödiantin recht vertraut, die hin und wieder mit dem Weddemeister zu tun hat, obwohl sie nun ehrbar verheiratet sein soll. Ich halte das nicht für eine passende Beschäftigung, aber so sind die Zeiten nun mal.»
    Augusta hätte gerne erwidert, passende Beschäftigungen seien im Moment nicht von Belang, und in Anbetracht des Glashauses, in dem Madam Koch mit ihrem betrügerischen Gatten und Spielschulden machenden Sohn sitze, halte sie sich mit dem Steinewerfen besser zurück. Auch dafür war jetzt nicht der richtige Moment.
    Wenn es sich ergebe, erklärte sie stattdessen, unterstütze sie selbst den Weddemeister hin und wieder, ebenso ihr Neffe Monsieur Herrmanns und dessen Gattin Anne. In manchen Fällen sei das eher Bürgerpflicht als unpassend. So wie in dieser Angelegenheit.
    Die in Ehren ergraute Madam Koch errötete. «Natürlich habt Ihr recht», beeilte sie sich zu sagen, «es kommt gerade mir nicht mehr zu, das gering zu achten. Ich habe Angst davor, Madam Kjellerup, und ich weiß nicht, ob es richtig ist, aber ich denke, der Weddemeister sollte wissen, welcher Methoden sich die feine Madam bedient hat, um ihren Reichtum zu mehren und zu sichern. Und vielleicht auch», ihre Augen wurden klein und hart, «dass Mademoiselle Juliane allen Grund hatte, die Witwe ihres Bruders zu hassen. Oder jemand, der ihr über die Maßen ergeben war.»
    «Wieso?», fragte Augusta. «Wenn niemand vom Vergehen Eures Gatten wusste, wusste auch Mademoiselle Juliane nichts von dem ihr vorenthaltenen Erbe. Sibylla hat esihr sicher nicht erzählt. Seid vorsichtig, Madam Koch, eher wird Euer Sohn verdächtigt.»
    «Unmöglich», sagte sie triumphierend. «Sein Amt erlaubt ihm keinen Urlaub. Florian war zuletzt zum Begräbnis seines Vaters hier, danach hat er Wetzlar nicht mehr verlassen.»
    «Das ist gut für ihn und für Euch. Was stellt Ihr Euch vor, dass ich nun tun soll? Madam Vinstedt davon erzählen, die wiederum soll es dem Weddemeister berichten – all das, ohne Euren Namen zu nennen? Dazu so ungenau, dass Wagner nicht gleich auf Euren Gatten schließt? Haltet ihn nicht für dumm. Es sind in der letzten Zeit nicht viele Advokaten gestorben, er muss nur zwei und zwei zusammenzählen.»
    «Es ist doch nicht nötig, den Beruf meines Mannes zu erwähnen. Ich habe Eure Klugheit schon immer bewundert, Madam Kjellerup», schmeichelte Madam Koch. «Und Eure Diskretion. Ganz bestimmt werdet Ihr einen Weg finden. Ich vertraue voll und ganz auf Eure Verschwiegenheit.»
    Als Augusta Betty gerufen hatte, um ihre Besucherin zur Tür zu begleiten, als sie die Schritte auf der Treppe hörte und fand, sie klangen geradezu leicht, von einer schweren Bürde entlastet wie die ganze Madam Koch, befreite sie sich von ihren Schuhen, legte die Füße wieder auf den Hocker und schenkte sich noch ein Glas Branntwein ein. Warum hatte sie sich nur auf diese Geschichte eingelassen? Wagner mit seinem Jagdhundinstinkt würde so lange fragen und gründeln, bis er herausbekam, welche Namen hinter dieser Geschichte steckten. Vielleicht würde er sie bis dahin nicht einmal glauben, was ihm niemand verübeln konnte. Augusta glaubte sie selbst kaum. Erpressung zählte für sie zu den verachtenswertesten Verbrechen. Ob eine Frau wie Sibylla van Keupen sich tatsächlich dazu herabgelassen hatte?
    Sie fühlte sich unbehaglich. Wie hatte Madam Koch mit dem Lächeln einer Katze gesagt? ‹Ich vertraue auf Eure Verschwiegenheit.› Die gleichen Worte, die Sibylla angeblich zu dem Advokaten gesagt hatte. Augusta hatte ein reiches Leben gehabt, reich an Glück und reich an Leid. Nun schien

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